Von der Kommerzialisierung Wikipedias

Trends der Selbstregulation

in (01.12.2007)

Das Konzept des freien Lexikons ermöglicht es jeder Person, nach eigenem Wunsch Artikel zu editieren und dabei missbräuchlich auch Propaganda und Werbung einzustellen.

In jüngeren Zeiten ist das Problem versteckter Werbung im freien Internetlexikon Wikipedia ins Blickfeld einer breiteren Öffentlichkeit gerückt. Der US-Amerikaner Virgil Griffith hatte einen Wikiscanner programmiert, mit dessen Hilfe man, durch die Analyse ihrer Internetadressen ("IPs"), anonym vorgenommene Bearbeitungen einzelnen Firmen und Organisationen leicht zuordnenen kann. So konnten beispielsweise Textänderungen aus dem Hause der österreichischen Parteien SPÖ und ÖVP, aber auch der CSU an einem Artikel über Johannes Rau aufgezeigt werden.
Noch mehr Beispiele gibt es zu Werbung, die von firmeneigenen Rechnern in die Wikipedia eingebracht wurde. Diese reichen von direkter Werbung für die eigenen Produkte über deren Beschönigung bis dahin, dass Kritik gestrichen wird und sogar Konkurrenzfirmen und deren Produkten in schlechtes Licht gerückt werden.

Web 2.0 oder doch nur Spam?
In vielen Fällen ist die Verweildauer von Werbespams oder ähnlichen Manipulationen in der deutschsprachigen Wikipedia nur relativ kurz. Da die Wikipedia ein Projekt ist, an dem sich viele Menschen beteiligen bleiben offensichtliche Werbeartikel oder Beschönigungen nur selten längere Zeit bestehen.

Die Selbstregulierungsmechanismen - wie die Kontrolle aller Änderungen und aller neuen Artikel - haben sich bewährt.
Schwieriger zu beseitigen ist Werbung, die etwas versteckter eingebracht wurde oder getarnt ist. Da die Wikipedia ein Projekt ist, an dem sich viele Menschen nach ihren Möglichkeiten beteiligen, gibt es keine Person, die alleine ein bestimmtes Thema beurteilen kann. Daher hat Werbespam durchaus eine gewisse Überlebenschance. Hinzu kommt, dass Artikel über Firmen und über Produkte in der Wikipedia in einem gewissen Rahmen zugelassen sind. Dabei fällt es oft schwer, zwischen Werbung und Beschreibung zu unterscheiden.
Es ist also ist nicht auszuschließen, dass professionelle Autoren Werbung im Auftrag von Unternehmen im Projekt platzieren. Die Endeckung eines solchen Falles in der englischsprachigen Wikipedia führte - in Übereinstimmung mit den Wikipediagrundsätzen - zu der Sperrung des Benutzernamens und der IP-Adresse. Von daher ist die Wirkung solcher Maßnahmen begrenzt. Der Erfolg der freien Wikipedia ist von kritischen NutzerInnen abhängig.