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Democrazy!

Verächtliche Widerreden zu einem Form- und Glaubensprinzip

Große Hoffnungen setzte man einst auf die Demokratie, aber Demokratie bedeutet lediglich, dass das Volk durch das Volk für das Volk niedergeknüppelt wird. Man ist dahintergekommen,“ schrieb Oscar Wilde 1891 in seinem brillanten Essay Der Sozialismus und die Seele der Menschen (Zürich 1982, S. 29). Doch der Spuk ist nicht vorbei, er hatte zu Wildes Zeiten noch nicht einmal so richtig begonnen. Selbstbeherrschung, als Selbstzüchtigung schon richtig beschrieben, stand erst in den Startlöchern.

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Die wahre Demokratie

in (01.12.2014)

Demokratie als Rechtsstruktur


Das Volk war seit jeher ein Sorgenkind der bürgerlichen Gesellschaft. Wo es politisch aktiv wurde und in jener Massenhaftigkeit auftrat, die ihm die Macht zum Umsturz der jeweiligen Verhältnisse verlieh, erfüllte es eigentlich nie die Erwartungen, die seine Freunde, die Ideologen der Demokratie, in es gesetzt hatten. Die großen Volksbewegungen führten, selbst wenn sie kurzfristig erfolgreich waren, keineswegs zu freien, friedlichen oder glückverheißenden Lebensumständen. Vielmehr waren chaotische Zustände mit grausam geführten Bürgerkriegen die Regel, in deren Gefolge dann irgendein Cromwell oder Napoleon oder Stalin die Macht an sich riss, um die erschöpften Menschen mit einer Diktatur zu beglücken, die es ihnen im Namen der Volkseinheit untersagte, gewisse Thesen, um die sie zuvor verbissen und mit dem Anspruch letztgültiger Wahrheit gestritten hatten, überhaupt noch öffentlich zu erwähnen. Soweit aber Aggressionen abzuleiten waren, fand sich immer ein „Volksfeind“, der alle Übel verursacht hatte.

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Raus da!

in (28.11.2014)

Null, ja Minus – ist weithin das, was die Wirtschaft vom Wachstum mitbekommt. Auf dieser Grundlage lassen sich nicht einmal mehr die 0,etwas-Eckzinssätze finanzieren. Die Warenmengen, die bei der heutigen Produktivität ausgestoßen werden können, kann eins beim besten Marketing nicht mehr verhökern. Was nur noch schlimmer wird, wenn die Leute auf ihrer Arbeitskraft dann sitzen bleiben. Also lebt das System von Schulden, d.h. von seiner Zukunft, die es nicht mehr hat. Geld verschaffen sich auch Pensionsfonds und Produktionsbetriebe weniger mit Investitionen in Erzeugung und Verkauf als mit Wetten und Zocken „auf den Märkten“, wie man heute schlicht Börsen und Finanzplätze nennt. Das geht, solange die grad aktuelle Blase dicht bleibt, also jeweils bis zum nächsten Crash.

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Ausgeträumt

Realistisch gesehen gibt es keine Chance für eine nachhaltige Entwicklung

Man muss – nach jahrzehntelangen frustrierenden Erfahrungen – das globale ökologische Versagen wohl auch einmal akzeptieren lernen, statt weiter leeren Hoffnungen nachzuhängen und (vermutlich) christlich kulturgeprägt doch noch an einen Ausweg aus der Öko-Krise zu glauben.

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Sparen wir uns das!

Von scheinbaren Notwendigkeiten zu notwendigen Einsichten

„Mit der Einsicht in den Zusammenhang stürzt, vor dem praktischen Zusammensturz, aller theoretische Glauben in die permanente Notwendigkeit der bestehenden Zustände.“ (MEW 32, S. 553, Brief an Kugelmann)

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Ende der Vorgeschichte

Die Aussicht war wohl blendend. Vor gut einem Vierteljahrhundert rief Francis Fukuyama in Anlehnung an (einen allerdings stark von Alexandre Kojèves Interpretation überfärbten) Hegel das „Ende der Geschichte“ aus. Mit Marktwirtschaft und liberaler Demokratie gemäß westlichem Vorbild als „final form of human government“ sah er die Gesellschaft an ihrem Höhe- und Schlusspunkt angelangt. So ganz daneben lag er damit nicht. Da hatte etwas seinen Zenit erreicht, eher schon überschritten.

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Keimform und Elementarform

Die Begriffe Keimform und Elementarform werden gerne in eins gesetzt, so etwa von Robert Kurz in dem Buch „Geld ohne Wert“ (Kap. 3, S. 57-67). Er verwirft beide Begriffe grundsätzlich. Das „Problem des methodologischen Individualismus ..., hier in seiner historischen Dimension“ sieht er hier gegeben. Der methodologische Individualismus erklärt Gesamtphänomene aus der Bewegung von Einzelentitäten, also etwa die Ökonomie aus dem Handeln der nutzenmaximierenden Individuen (homo oeconomicus). Um zu klären, ob die Kritik berechtigt ist, sei die von Kurz eingeebnete Differenz zwischen Elementarform und Keimform erhellt.

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Von der Einhegung der Liebe zur Polyamorie?

*Vortrag beim Symposium „Schenken, Teilen und Beitragen“ in Wien, Dezember 2013

Wenn wir über Schenken, Teilen und Beitragen nachdenken, betrifft das nicht nur den Bereich der heute so genannten Produktion, die Betriebe. Es betrifft auch den davon als getrennt wahrgenommenen und organisierten Haushalt. Historisch betrachtet ist der Haushalt in der heute vorherrschenden Idee und Form eine Besonderheit. Sie ergibt sich aus der versuchten Fusion von Wirtschaftsgemeinschaft, Liebe und Sexualität. Diese Besonderheit ist im Zuge der Durchsetzung von Privateigentum, Marktwirtschaft und Kapital entstanden. Sie prägt die Gefühle der Menschen tief.

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