Krimi-Kolumne
Barry Eisler: Tokiokiller, Frankfurt: S.Fischer, 2004, 320 S., 8,90 Euro. Dominique Manotti: Hartes Pflaster, Berlin: Assoziation A, 2004 333 S., 16 Euro.
In Japans Hauptstadt spielt Tokiokiller, und wenn James Ellroy voll des Lobes für Barry Eislers Buch ist, kann man davon ausgehen, dass es blutig und unmoralisch hergeht. John Rain ist Auftragskiller und er tötet so, als handele es sich um natürliche Tode. In der Regel beseitigt er Menschen, die ein Problem für die regierende LDP- Nomenklatura darstellen könnten, also Erpresser, Politiker mit Gewissen, unbestechliche Journalisten. Wieder hat er solch einen Auftrag angenommen, das Opfer systematisch ausspioniert und in einer U-Bahn getötet. Als Rain sieht, wie dem zusammengebrochenen Mann von einem Ausländer die Taschen geleert werden, ist er unsicher, ob dieser Fall für ihn sauber abgeschlossen ist. Mehr zufällig lernt er die Tochter des Opfers, eine Jazzpianistin, kennen und als er die Mitteilung erhält, auch sie umzubringen, ist klar: Die Sache stinkt. Der ermordete LDP- Politiker hatte brisantes Material über die Weiterleitung öffentlicher Gelder via Baufirmen an die Yakuza-Gangs und war bereit, dieses veröffenlichen zu lassen. Rain macht sich auf die Suche nach den Unterlagen, um die junge Frau zu schützen, denn mittlerweile scheinen andere Killertrupps auf sie angesetzt worden zu sein und auch die CIA scheint sich für die Abgelegenheit zu interessieren. Mit dieser auswärtigen Truppe trifft auch Holzer ein, den Rain aus ihrer gemeinsamen Mörderzeit in Vietnam kennt und mit dem sich abgrundtiefer Hass und der Horror der Vergangenheit verbindet.
Dominique Manotti hat angefangen zu schreiben, nachdem sie zufällig auf James Ellroy gestoßen war und dann alles, was von ihm zugänglich war, gelesen hatte.
Dass sie von Ellroy beeinflusst ist, merkt man ihrem Roman Hartes Pflaster an: Vergeblich sucht man nach den Guten. Die Frauen sind entweder Opfer oder Mittäterinnen. Offene Bösartigkeit, ständige Gewaltbereitschaft und mehr oder weniger brutal ausgelebter Sexismus tragen nahezu alle männlichen Protagonisten mit sich rum. Sympathie hat fast niemand verdient.
Der zwischen dem 3.März und 30.Mai 1980 spielende Krimi verbindet vier Handlungs- und Ermittlungsstränge, die hauptsächlich im Sentier, einem innerstädtischen Pariser Quartier stattfinden: Eine neu zusammengestellte Polizeitruppe soll den Mord an einem Mädchen aus Thailand aufklären. Die Leiche des Mädchens wurde in einer Näherei gefunden, deren Beschäftigte - meistens Türken - gerade begonnen haben, für eine Legalisierung ihres Aufenthaltsstatus zu kämpfen. Soleiman ist der Organisator diese Kampfes, im dem er über sich hinaus wächst. Aber er ist nicht frei. Der Kommissar, der die Untersuchung des Mordes leitet, zwingt ihn zum Sex und zu V-Mann-Diensten. Vor allem will der Polizist wissen, über welche Wege das in der Türkei veredelte Rohopium als Heroin in Paris an die Kunden verteilt wird. Und dann taucht da noch der Name Ali Agca auf, der aus dem türkischen Gefängnis geflohene Auftragskiller. Werden die Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Türken jetzt auch in Frankreich bewaffnet ausgetragen?
Mit der deutschen Veröffentlichung von Hartes Pflaster hat der Verlag Assoziation A wieder mal ein gutes Händchen bewiesen, liefert er doch neben der direkten Story noch ein wenig politischen Nachhilfe- oder Erinnerungsunterricht.