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»Das ist für uns unerträglich«

Interview mit Mehdi Lallaoui über Frankreichs Kolonialmassaker in Sétif
Am 8. Mai 1945 fanden auch in Algerien Umzüge zur Feier des Kriegsendes in Europa statt. Schließlich hatten zehntausende Algerier in diesem Krieg gekämpft. Viele von ihnen hofften, dass nun auch den Kolonien endlich Freiheit und Selbstbestimmung zugestanden würden, wie es die Alliierten in ihrer »Atlantik-Charta« versprochen hatten. In der algerischen Kleinstadt Sétif tauchte deshalb bei der Siegesfeier neben französischen, englischen und US-amerikanischen Fahnen auch eine algerische auf. Als der Umzug vor dem Café de France ankam, sah der Augenzeuge Lamri Bouras, dass ein französischer Kommissar »seinen Colt zog und in die Menge schoss. Weitere Schüsse wurden von den Balkons abgefeuert.« Schon an diesem Tag gab es hunderte Tote. Proteste gegen das Gemetzel in der gesamten Region waren die Folge. Die französische Kolonialverwaltung reagierte darauf mit Einsätzen der Luftwaffe und der Marine. »Die Soldaten schossen auf alles«, erinnert sich Haada Mani, »die Leute fielen wie trockene Weintrauben.« Nach Angaben der französischen Kolonialbehörde kamen bei den Massakern 1.500 Menschen ums Leben, algerische Quellen sprechen von bis zu 45.000 Opfern.
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