Gesellschaft

In schlechter Verfassung

Chile nach dem gescheiterten Referendum
Chiles neuer Verfassungsentwurf ist im Referendum gescheitert. Dafür die rechte Gegenkampagne und ihre Fehlinformationen verantwortlich zu machen ist bequem, erklärt aber wenig. Mitverantwortlich ist auch die linke Regierung, von der sich die Menschen im Stich gelassen fühlen. Wirtschaftspolitisch war der progressive Entwurf zudem blass.
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Wer haftet für die Klimakrise?

Hefteditorial iz3w 393 (November/Dezember 2022) | Rohstoffe
Weniger als ein Prozent. So viel trägt Pakistan, in dem 3,6 Prozent der Weltbevölkerung leben, zu den weltweiten CO2-Emissionen und damit zum menschengemachten Klimawandel bei. Anfang März rollte eine dreimonatige Hitzewelle über die Region, mit Höchsttemperaturen von bis zu 53 Grad. Ende August wird Pakistan von den stärksten Wasserfluten seit Beginn der Aufzeichnungen heimgesucht. Geschmolzene Gletscher und ununterbrochene Regenfälle lassen Rinnsale zu kilometerbreiten, reißenden Flüssen werden und setzen ein Drittel des Landes unter Wasser. Mehr als 35 Millionen Menschen sind betroffen. Sie verlieren ihre Häuser und ihre Lebensgrundlage. Über 1.500 Menschen sterben. Nun steht eine weitere Katastrophe bevor: In den kommenden Monaten droht Nahrungsmittelknappheit. In überfüllten provisorischen Camps könnten sich Krankheiten wie Malaria, Cholera und Dengue ausbreiten.
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Eine glorreiche Wirklichkeit

Kunst in sowjetischen Lesebüchern

Die Generation der aktuellen russischen politischen Elite - so auch Präsident Putin - wurde geprägt vom sowjetischen Schulwesen. Ziel der damaligen Schulbildung war die Erziehung der Sowjetbürger*innen zum Heldentum und dem Glauben an die Sowjetunion. Die zugrundeliegenden Schulbücher genießen bis heute große Popularität und werden gar im Internet als Nachdruck angeboten. Victoria Storozenko beleuchtet die Nachwirkung von Traditionen der Kunsterziehung in der Sowjetunion im heutigen Russland.

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Zur Entscheidungsmacht in Hochschulen

Professorales Vorrecht oder Aufgabe der Wissenschaftler*innen

Unter dem Schlagwort der "Professorenmehrheit" privilegierte das Bundesverfassungsgericht 1973 in seinem Hochschul-Urteil die Gruppe der Hochschullehrer*innen und stoppte damit die Demokratisierungsbestrebungen intrahochschulischer Entscheidungsgremien. Lukas C. Gundling zeichnet in seinem Beitrag die Genese des Urteils nach und diskutiert Alternativen.

I. Ende der Demokratisierung?

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Vom Honoratiorenverein zum "Massenverband":

Die Wiederbelebung des Bundes Demokratischer Wissenschaftler 1972

Als sich am 1. Juli 1972 über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Marburg zum Kongress "Wissenschaft und Demokratie" trafen, ging es ihnen vor allem darum, die in den Jahren zuvor erreichten Fortschritte im Kampf um eine Demokratisierung von Hochschulen und Forschung zu bewahren und voranzutreiben. Als organisatorische Form dieses Kampfes wurde am 2. Juli 1972 die Wiedergründung des BdWi beschlossen. Mitinitiator Reinhard Kühnl erinnerte sich 1998 an diese Zeit.

I

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Genetischer Datenschutz

Risiken und Nebenwirkungen wachsender DNA-Datensammlungen

Die Sammlung von Gendaten für die Forschung, in polizeilichen Datenbanken und für kommerzielle Zwecke hat in den letzten Jahren rasant zugenommen. Im Zuge der ebenfalls wachsenden Analysemöglichkeiten, gewinnt der Schutz der genetischen Privatsphäre immer größere Bedeutung.

Kompletter Schwerpunkt unter: https://www.gen-ethisches-netzwerk.de/publikationen/gid/262

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Das Ende der Geschichte – vertagt

Die These vom „Ende der Geschichte“ wurde bekanntlich von Francis Fukuyama Anfang der 90er Jahre vertreten. Es bestehe in der Integration und Assimilation nichtwestlicher Kulturen und Staaten in die westliche Sphäre, unter Preisgabe eigener Grundsätze zugunsten von Freiheit und Menschenrechten. Das Ende des weltweiten Siegeszuges der sogenannten westlich-liberalen Demokratie als Staats- und Regierungsform schien eine Frage der (kurzen) Zeit.

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Urlaub im Elend

Themeneditorial iz3w 392 (September/Oktober 2022)
1977 sangen die Sex Pistols von ihrem Wunsch, im Urlaub nach Bergen-Belsen zu reisen. Einem Ort, der wegen des ehemaligen Konzentrationslagers für das Grauen steht. Unter Schichten der Ironie und Provokation liegen in der Songstrophe Bedeutungen verschüttet, die für unseren Themenschwerpunkt über Dark Tourism1 zentral sind. Dabei ist der Song ein Zeitdokument. Ferienreisen waren in den 1970er-Jahren für viele erschwinglich geworden. Die Hippies suchten ihre Abenteuer und schauten schon einmal auf die dunkle Seite des Lebens – und in die als exotisch markierten und preisgünstigen Länder des Globalen Südens. Dabei wurden die Hippies zu Pionier*innen für manchen Urlaubsort, der anschließend für den Massentourismus erschlossen wurde.
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