Monatliches Archiv

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„Die Zeit der Parteien ist vorbei: The party is over“

John Holloway im Gespräch

Der Politikwissenschaftler John Holloway (*1947 in Dublin) lehrt seit 1993 an der Benemérita Universidad Autónoma de Puebla (BUAP) in Mexiko. Er ist einer der bekanntesten Analytiker des zapatistischen Aufstandes (1). Das folgende Gespräch wurde am 24. Oktober 2014 im Rahmen des elevate-Festivals (2) in Graz von Mitarbeiter_innen des Elevate Filmteams, Radio Helsinki und Libertad Weiz auf deutsch und englisch mit ihm geführt und von Paul Friedrich (3) für die Graswurzelrevolution bearbeitet und übersetzt. (GWR-Red.)

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Offene Arbeit

„Und dass hier bei uns eine Diktatur gestürzt wurde, ohne dass jemand am Laternenpfahl hing, ohne dass jemandem ein Haar gekrümmt wurde ...“ (S. 83)

Die Räume der „Offenen Arbeit“ in der Erfurter Allerheiligenstraße waren überfüllt, als am 30. Oktober die Buchgruppe der OA das gerade gedruckte Werk „Alles verändert sich, wenn wir es verändern“ vorstellte. Alte Verbündete und frühere Erfurter waren z.T. weit gereist, aus Halle, aus der Schweriner Gegend, aus Berlin. Wolfgang Musigmann erinnerte an das 1991 erschienene Buch „Offene Arbeit – Selbstauskünfte“, lange vergriffen. Zuerst war eine Überlegung, das Buch neu herauszugeben, aber die Entscheidung fiel dann, lieber die heutigen Probleme, Erfahrungen seit dieser Zeit in den Mittelpunkt eines ganz anderen Buches zu stellen. Denn die Opposition der Offenen Arbeit gegen Hierarchien, Ausgrenzungen und Gewalt ist weiterhin notwendig, und so hat die Projektgruppe (Bernd Löffler, Renate Lützkendorf, Karl Meyerbeer, Wolfgang Musigmann und Matthias Weiß) aus dem Selbstauskünfte-Buch nur einige charakteristische Zitate übernommen und neben dem Rückblick eine problemorientierte Festschrift zum 35jährigen Bestehen der OA im Verlag Graswurzelrevolution veröffentlicht. Es ist ein schönes Buch geworden, mit vielen Fotos, Reproduktionen alter Plakate und der Titelseiten von Untergrundzeitschriften.

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Die wahre Demokratie

in (01.12.2014)

Demokratie als Rechtsstruktur


Das Volk war seit jeher ein Sorgenkind der bürgerlichen Gesellschaft. Wo es politisch aktiv wurde und in jener Massenhaftigkeit auftrat, die ihm die Macht zum Umsturz der jeweiligen Verhältnisse verlieh, erfüllte es eigentlich nie die Erwartungen, die seine Freunde, die Ideologen der Demokratie, in es gesetzt hatten. Die großen Volksbewegungen führten, selbst wenn sie kurzfristig erfolgreich waren, keineswegs zu freien, friedlichen oder glückverheißenden Lebensumständen. Vielmehr waren chaotische Zustände mit grausam geführten Bürgerkriegen die Regel, in deren Gefolge dann irgendein Cromwell oder Napoleon oder Stalin die Macht an sich riss, um die erschöpften Menschen mit einer Diktatur zu beglücken, die es ihnen im Namen der Volkseinheit untersagte, gewisse Thesen, um die sie zuvor verbissen und mit dem Anspruch letztgültiger Wahrheit gestritten hatten, überhaupt noch öffentlich zu erwähnen. Soweit aber Aggressionen abzuleiten waren, fand sich immer ein „Volksfeind“, der alle Übel verursacht hatte.

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Raus da!

in (28.11.2014)

Null, ja Minus – ist weithin das, was die Wirtschaft vom Wachstum mitbekommt. Auf dieser Grundlage lassen sich nicht einmal mehr die 0,etwas-Eckzinssätze finanzieren. Die Warenmengen, die bei der heutigen Produktivität ausgestoßen werden können, kann eins beim besten Marketing nicht mehr verhökern. Was nur noch schlimmer wird, wenn die Leute auf ihrer Arbeitskraft dann sitzen bleiben. Also lebt das System von Schulden, d.h. von seiner Zukunft, die es nicht mehr hat. Geld verschaffen sich auch Pensionsfonds und Produktionsbetriebe weniger mit Investitionen in Erzeugung und Verkauf als mit Wetten und Zocken „auf den Märkten“, wie man heute schlicht Börsen und Finanzplätze nennt. Das geht, solange die grad aktuelle Blase dicht bleibt, also jeweils bis zum nächsten Crash.

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