"Nicht für die Schule, sondern fürÂ’s Leben..."

Diskriminierung in Schulbüchern

Viele Faktoren sind dafür verantwortlich, wie später einmal das Weltbild eines Menschen aussieht. Einen nicht ganz unerheblichen Teil machen hierbei die Schule und die in ihr vermittelten Werte aus.

Das wichtigste Medium zur Vermittlung dieser Werte ist (neben dem Lehrkörper) nun mal das Schulbuch.

Schulbücher liefern Daten, Fakten und Wissen. Aber nicht nur das, sie transportieren auch Botschaften und Vorstellungen von Recht und Unrecht. Dass Schulbücher schon immer gerne benutzt wurden um eine bestimmte Weltsicht bei SchülerInnnen zu erzeugen, dürfte hinreichend bekannt sein. Aus den historischen Beispielen kann gefolgert werden, wie wichtig es ist, Diskriminierung in Schulbüchern zu vermeiden.
Zu dem Zweck wurden diverse Organisationen und Institute gegründet, die Lehrmaterial auf diskriminierende Inhalte hin untersuchen. Jetzt könnte also alles in schönster Ordnung sein, der aufgeklärte Mensch lehnt sich zurück und sonnt sich in der Gewissheit, dass alles gut und in der Welt der Schulbücher alles "rechtens" ist, schließlich unterliegen sie ja einer strengen Kontrolle.
Doch erhebt mensch sich aus der Behäbigkeit und wirft einen Blick in die Schulliteratur, z. B. in das 1997 im Ernst Klett Schulbuchverlag in Leipzig erschienene Buch "Leben leben - Ethik 9/10" dann ist auffällig, dass beispielsweise im Kapitel "Die Sinndeutung in den Weltreligionen" im Zusammenhang mit dem Islam das Wort "Fundamentalismus" recht oft gebraucht wird und ganz allgemein mit dem Islam sehr viel kritischer umgegangen wird, als mit anderen Religionen.
In gängigen Lesebüchern sind männliche Autoren fast doppelt sooft vertreten wie weibliche, was wohl kaum daran liegt, dass Frauen so wenig Schriftliches zu Papier gebracht haben...
Stark beeinflusst werden SchülerInnen natürlich auch durch die Bildsprache, der in den Büchern verwendeten Fotos und Abbildungen. Da diese Darstellungen meist eher unbewusst aufgenommen werden, ohne differenziertes Nachdenken über die dargestellten Situationen und Personen, ist hier die Beeinflussung eventuell sogar noch stärker.
In "Praxis 7 - Arbeitslehre Hauptschule Rheinland - Pfalz", erschienen 2001 im Westermann Schulbuchverlag in Braunschweig, wird zwar erfreulicher Weise von "Verbraucher/-innen" und nicht nur von männlichen Verbrauchern gesprochen, doch ist der Anteil der Bilder auf denen Männer handwerklicher Arbeit nachgehen, sehr viel höher, als der der Frauen. Jetzt könnte natürlich eingewendet werden, dass in der Realität diese Berufe tatsächlich vermehrt von Männern ausgeübt werden und die Bilder somit nur Realität darstellen, aber wird nicht so den SchülerInnen ein Weltbild suggeriert, in dem Frauen solche Arbeit nicht ausführen, es also nicht ihrer "Rolle" entspricht?
Wie soll mensch sich weiterentwickeln, wenn Vorurteile durch Text und Bild unterstützt werden? Bis die Menschheit wirklich gleichberechtigt ist, muss sich auch in der Schulliteratur noch einiges tun.