Naher Osten

Ultraimperialismus oder interimperialistische Konkurrenz?

Fragen an eine aus den Fugen geratene Zeit
in (24.12.2015)

In den Jahren nach den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon am 11. September 2001 erlebten die Begriffe „Empire“ und „Imperialismus“ ein Comeback. In der Zeitschrift Foreign Affairs sprach der Princeton-Professor John G. Ikenberry von „America’s Imperial Ambition“ (Ikenberry 2002). Der liberale Politikwissenschaftler Michael Ignatieff diagnostizierte zustimmend ein „Empire lite“, in dem der „Menschenrechtsanwalt als Imperialist“ (Ignatieff 2003: 45) auftrete, und Max Boot, bis 2002 Redakteur des Wall Street Journal, postulierte in seinem „Plädoyer für ein Empire“: „So liegt es nicht nur im Interesse der Afghanen, sondern auch in unserem ureigensten Interesse, dass wir das Land wieder aufbauen, dass wir dort die Entstehung von Demokratie fördern und sicherstellen, dass das Land nie wieder Terrorismus exportiert.“ (Boot 2003: 70) Ähnlich argumentierte seinerzeit auch der Kommunitarist Michael Walzer, der …

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Exilpolitik, Global Sounds, Tropenmedizin

Deutsch-arabische Zusammenarbeit und der Erste Weltkrieg
in (29.07.2015)

Ein Jahrhundert nach seinem Beginn werden im Gedenken an den Ersten Weltkrieg in der Mitte der deutschen Geschichtsschreibung erstmals auch Kriegsgebiete außerhalb (West-)Europas mit in den Blick genommen. Die leise Öffnung des eurozentrischen Blicks fordert eingefahrene historische Narrative heraus. Gleichzeitig versperren nationalistische Historiographien in den europäischen sowie den relativ neuen Nationalstaaten der ehemaligen Kolonien, Protektorate und Mandatsgebiete die Sicht auf Wirren, Zwietracht, Pragmatismus, Lebendigkeit und Widersprüche von politischen und historischen Übergangsphasen. Biographien von Menschen im Exil sowie denjenigen, die unter ausländischem Schutz standen, weisen bis heute in der Heimat und in der Fremde Lücken auf, die zu historischen Ungereimtheiten führen. An Bespielen aus Berlin und Jerusalem zeichnet Irit Neidhardt Aspekte arabisch-deutscher Geschichte nach.

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Der Unbeugsame: George Ibrahim Abdallah

in (26.07.2013)

George Ibrahim Abdallah ist neben den US-amerikanischen Bürgerrechtlern Leonard Peltier und Mumia Abu-Jamal sowie dem Palästinenser Karim Younes einer der am längsten inhaftierten politischen Gefangenen. Seit 1984 wird er in Frankreich gefangen gehalten, seit 1999 könnte er ohne Weiteres freigelassen werden. Ihm wird vorgeworfen, als Führer einer revolutionären libanesischen Untergrundgruppe unter anderem für die Ermordung des US-Militärattachés Charles Ray und des israelischen Diplomaten Yacov Barsimantov Anfang der Achtziger Jahre in Paris verantwortlich gewesen zu sein. Dass die Attentate vor dem Hintergrund eines rücksichtslosen Krieges stattfanden, wird ausgeblendet. Abdallah weigert sich, seine militante Haltung zu bereuen, und die USA sind fest entschlossen, ein Exempel im Kampf gegen den Terror zu statuieren. Keinesfalls wollen sie zulassen, dass er als Held in seine Heimat zurückkehrt.

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