Konkurrierende Erinnerungspolitiken in Gedenkstätten

„Mnemonische Rollenzuschreibungen“ und Ellipsen im Tuol Sleng Genocide Museum

Keywords: memory, memorial, Tuol Sleng, Cambodia, Khmer Rouge*

Schlagwörter: Erinnerung, Gedenkstätte, Tuol Sleng, Kambodscha, Rote Khmer

In den letzten Jahren ist das Forschungsinteresse an einer Untersuchung der Politik der Erinnerung deutlich gestiegen. Während in den sogenannten memory studies die politische Nutzung der Vergangenheit eine eher sekundäre Rolle gespielt hat, haben die Politikwissenschaft und die breitere sozialwissenschaftliche Forschung zu Nachkriegskontexten eine dezidiert erinnerungsorientierte Perspektive längere Zeit gemieden. Obschon diese Überlappungen zunehmend fruchtbar genutzt werden, fehlt oft ein Blick auf die Mikro-Ebene, sowohl dahingehend, wer erinnert und welche Erinnerungspolitiken tatsächlich „ankommen“, als auch wer spezifisch als Täter*in, Opfer, Mitläufer*in, Retter*in, usw. verstanden wird. Dieser Artikel wird sich mit dem zweiten dieser Mikro-Komplexe auseinandersetzen und am Nexus dieser verschiedenen Disziplinen und Themen eine Untersuchung der Politik der Erinnerung im begrenzten Raum einer Gedenkstätte vornehmen. Hierbei stehen verschiedene Fragen im Vordergrund: Was wird erinnert in Gesellschaften nach gewaltsamen Konflikten? Wem wird welche Rolle in dieser vergangenen Gewalt zugeschrieben? Wie konkurrieren diese Erinnerungen miteinander und welche setzen sich durch? Dieser Artikel nähert sich den Grenzen zwischen diesen verschiedenen Rollenzuschreibungen und untersucht, wie diese Grenzen miteinander konkurrieren oder kompatibel gemacht werden.

Als Analyseinstrument für diese Politik der Erinnerung werde ich mich hier des Konzepts „mnemonischer Rollenzuschreibungen“ bedienen, also erinnerter Rollenzuschreibungen, welche ich anderweitig als Zuordnung von Akteuren, ihrer Rollen, ihrer Verantwortung und ihres Leidens zu Kategorien, wie sie für eine bestimmte Zeitperiode erinnert werden, definiere (s. T. Williams 2019). Ich habe dieses Konzept entwickelt, um systematischer über Verantwortungszuschreibungen in Postkonfliktgesellschaften nachdenken zu können. Nach Gewaltereignissen manifestieren sich stets divergierende mnemonische Rollenzuschreibungen, die unterschiedliche Interpretationen vergangener Gewalt und Verantwortung aufzeigen und hiermit verschiedene Aussichten darauf, was die Vergangenheit im Jetzt bedeutet.

In diesem Kontext ist das Tuol Sleng Genocide Museum in Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas ein besonders relevanter und interessanter Fall. In Kambodscha dominieren in der Erinnerung an die gewaltsame Vergangenheit unter den Roten Khmer in den 1970er Jahren verschiedene mnemonische Rollenzuschreibungen, die sich teilweise ergänzen, teilweise miteinander konkurrieren. Tuol Sleng ist mit den Choeung Ek Killing Fields die wichtigste Gedenkstätte Kambodschas (Sion 2011). Hier lassen sich zwei dominierende, sich dabei aber auch widersprechende mnemonische Rollenzuschreibungen ausmachen: auf der einen Seite gibt es ein Narrativ, welches die Schrecklichkeit des Regimes hervorhebt und durch schockierende Exponate versucht, die Roten Khmer zu dämonisieren; gleichzeitig findet man auch in Teilen der Ausstellung das Narrativ, dass die allermeisten Kader der Roten Khmer als Opfer zu sehen seien. In diesem Artikel werde ich mich also folgender Frage widmen: Wie konkurrieren und korrespondieren verschiedene mnemonische Rollenzuschreibungen in Tuol Sleng und welche Konsequenzen hat dies zufolge?

Mein Kernargument in der Beantwortung dieser Frage ist, dass die in Tuol Slengs Dauerausstellung lancierten Narrative jeweils das Thema aussparen, wer die Opfer dieses spezifischen Orts selbst gewesen sind, nämlich Kader der Roten Khmer. Durch diese Ellipse[1] wird eine Komplementarität beider Mnemoniken ermöglicht. Gleichzeitig bieten ergänzende Ausstellungen eine Vertiefung der propagierten Ideen. Die empirische Basis dieses Artikels bilden Feldforschungsaufenthalte in Kambodscha seit 2014, v.a. aber Aufenthalte zwischen Januar und Juni 2018. Der Artikel wird zunächst kurz in Tuol Sleng als Gedenkstätte einführen sowie den breiteren kambodschanischen Kontext darlegen, sodann die Erinnerungslandschaft Kambodschas und die Grenzen bezüglich Täterschaft und Opferschaft anhand mnemonischer Rollenzuschreibungen darstellen und abschließend diskutieren, wie in Tuol Sleng diese konkurrierenden Grenzen durch eine narrative Ellipse kompatibel gemacht werden.

Tuol Sleng Genocide Museum im Spiegel kambodschanischer gewaltsamer Vergangenheiten

Es würde den Rahmen sprengen, an dieser Stelle einen umfassenden Abriss kambodschanischer Geschichte zu präsentieren[2], sodass eine kursorische Übersicht der zeitgeschichtlichen Entwicklungen ab 1970 genügen muss. In Repräsentationen des Völkermords der Roten Khmer spielt lediglich die Zeit vom 17. April 1975 bis 7. Januar 1979, währenddessen die Roten Khmer die Kontrolle über das gesamte Land hatten und das Regime „Demokratisches Kampuchea“ errichteten, eine Rolle. Allerdings ist dies in ein Gewaltkontinuum eingebettet, welches schon mit dem Bürgerkrieg ab 1970 begann. Damals kämpften die Roten Khmer mit Unterstützung des geputschten Königs Sihanouk gegen das Regime des unpopulären Premierministers Lon Nol. Dieser hatte den USA im Vietnam-Krieg erlaubt, bei der Verfolgung von Vietcong über 100.000 Tonnen Bomben auch über Kambodscha abzuwerfen (Chandler 2008a: 252). Nachdem die Roten Khmer das Land 1975 einnahmen, errichteten sie ein totalitäres Regime, welches die Städte leerte, und alle zu Bauern und Bäuer*innen und Arbeiter*innen im Sinne ihrer maoistisch-nationalistischen Bauernrevolution machte; alles wurde kollektiviert: die Arbeit, das tägliche Leben, das Essen, das Schlafen. Jegliche Abweichung der vorgesehenen revolutionären Norm wurde als potentieller Verrat verstanden und der Handelnde als „interner Feind“ begriffen, ethnische Minderheiten wurden verfolgt und ausgelöscht, alle Handlungen, die gegen die vielen Regeln der Roten Khmer verstießen, wurden als „Fehler“ gewertet und mit „Umerziehung“ oder dem Tod geahndet (Chandler 2000: 45‑76). Insgesamt starben während des Regimes zwischen 1,7 und 2,2 Millionen Menschen, etwa die Hälfte an Hunger, Überarbeit und Krankheit, die andere Hälfte durch Hinrichtungen (Tabeau & Kheam 2009: 19).

Während manche Hinrichtungen auf lokaler Ebene von Milizen durchgeführt wurden, war die Ausrichtung auf die Verfolgung vermuteter „interner Feinde“ so stark ausgeprägt, dass die meisten Menschen vor ihrer Exekution verhaftet und verhört wurden, um wichtige Informationen über Kollaborateure zu erfahren (T. Williams 2018: 49f). Es gab ein stark hierarchisiertes System von Sicherheitszentren, die diese Menschen verhörten und dann bei größerer Gefahrenstufe an höhere Instanzen weitergaben. An der Spitze dieses Systems befand sich S‑21 (santebal 21), das höchste Sicherheitszentrum des Landes, welches in einer ehemaligen Schule in Phnom Penh eingerichtet wurde. Hier wurden die gefährlichsten Verräter verhört, gefoltert und letztlich getötet. Als konterrevolutionäre Kräfte galten aus Sicht der Roten Khmer insbesondere abtrünnige Funktionäre der Roten Khmer selbst, die sie für Agenten der amerikanischen, sowjetischen oder vietnamesischen Geheimdienste hielten. Entsprechend waren die Mehrheit der Internierten in S‑21 Kader der Roten Khmer, von denen viele politischen Säuberungsaktionen, v.a. in der Ostzone, zum Opfer gefallen waren.[3]

Am 7. Januar 1979 befreiten vietnamesische Invasionstruppen mit der Unterstützung von Abtrünnigen der Roten Khmer die Hauptstadt Phnom Penh und stürzten damit das Regime; doch damit begann nur ein weiterer Bürgerkrieg, der bis Mitte der 1990er Jahre andauerte (Bultmann 2015; Chandler 2008a: 277‑295; Etcheson 2005). In den komplexen politischen Dynamiken des Kalten Krieges versuchten die vietnamesischen Besatzer und die neu eingerichtete Regierung ihre Herrschaft als Intervention gegen und als Sturz eines totalitären und genozidalen Regimes zu legitimieren.[4] Somit eröffnete im August 1979 unter der kuratorischen Leitung des vietnamesischen Generals Mai Lam ein Museum, welches die Schreckensherrschaft der Roten Khmer unter Beweis stellen sollte.[5] Hierfür diente S‑21, das als Tuol Sleng Genocide Museum eröffnet wurde und zunächst hauptsächlich für internationale Gäste bestimmt war. Es wird mit schockierenden Elementen gearbeitet, die weniger auf Information als auf Emotionalität setzen (Hughes 2008; Isaac & Çakmak 2016; Violi 2012).

Die vietnamesischen Truppen besetzten das Land bis zur UNTAC-Mission (United Nations Transitional Authority in Cambodia) in den frühen 1990er Jahren. Ab 1984 regierte Premierminister Hun Sen, der seine Macht trotz zeitweise starker politischer Herausforderungen in den 1990er Jahren konsolidieren konnte. Zudem stärkte Hun Sen seine politische Legitimität durch seine sogenannte Win-Win-Politik, die in der Hoffnung auf einen nachhaltigen Frieden überlaufenden Einheiten der Roten Khmer Amnestien anbot (Gottesman 2003: 60‑62).

In dieser Zeit fungierte Tuol Sleng als ein Ort, welcher die Schrecken der Vergangenheit verkörperte und damit die Notwendigkeit des Schutzes durch die Regierung Hun Sens vor einem „Rückfall“ verdeutlichte. Insofern hat sich die Dauerausstellung in Tuol Sleng während dieser politischen Entwicklungen auf den ersten Blick wenig geändert, auch wenn es natürlich auch subtilere Änderungen gegeben hat.[6] Beispielhaft sei die Einführung eines Audio-Guides genannt, sowie temporäre Ausstellungen die weitere Facetten ergänzen. Diese unveränderte Kuratierung ist vor allem dem politischen Nutzen geschuldet, welchen die Regierung nach wie vor aus der Erinnerung an eine abschreckende Vergangenheit ziehen kann. Insgesamt ist Tuol Sleng nach wie vor stark politisch gesteuert und Änderungen in der Ausstellung sowie die Durchführung von Aktivitäten bedürfen der Zustimmung des Kultusministeriums. Obschon die Beeinflussung der internationalen politischen Stimmung im Kontext des kalten Krieges heute sicherlich keine große Rolle mehr spielt, dominieren unter den aktuellen Besucher*innen von Tuol Sleng trotzdem internationale Tourist*innen, für die ein Besuch der Gedenkstätte einen notwendigen Bestandteil eines Kambodscha-Besuchs darstellt (Hughes 2008). Von der Museumsleitung geht der konzertierte Versuch aus, den Ort als Gedenk‑ und Bildungsstätte für Kambodschaner*innen zugänglicher zu machen, was zwar nicht aktiv von der Regierung gefordert oder vorangetrieben, durchaus aber zugelassen wird.[7]

Mnemonische Rollenzuschreibungen Tuol Slengs im Kontext

Wie in der Einleitung angedeutet sind mnemonische Rollenzuschreibungen zu verstehen als Zuordnungen von Akteuren, ihren Rollen, ihrer Verantwortung und ihres Leidens zu Kategorien, wie sie für eine bestimmte Zeitperiode erinnert werden (s. T. Williams 2019). Hierbei sollte betont werden, dass Erinnerungen niemals objektiv sein können, sondern sozial konstruiert sind (Halbwachs 1992) und hierbei manche Erinnerungen zur Reproduktion ausgesucht werden, andere verloren gehen (Roudometof 2002: 7). Manche Erinnerungen gewinnen dabei an Gewicht, andere werden simplifiziert (P. Williams 2007: 166). Somit gelten Erinnerungen stets als politisch und unterliegen einem politischen Wettbewerb um Kontrolle, welche Erinnerung an diese verschiedenen möglichen Vergangenheiten sich durchsetzen kann (Barahona de Brito u.a. 2001; McDowell & Braniff 2014; Wertsch & Billingsley 2011).

Im Herzen des Konzepts mnemonischer Rollenzuschreibung stehen die moralischen Konnotationen verschiedener Erinnerungen, insofern als sie eine Täterschaft oder Opferschaft zuschreiben. Eine Zuschreibung von Opferschaft stattet die entsprechende Person oder Gruppe mit moralischer Legitimation aus[8], während eine Zuschreibung von Täterschaft einer Dämonisierung und Verurteilung der Person gleichkommt; Retter erhalten eine gesteigerte Legitimation, während bystander in unterschiedlichen Kontexten eine Mitschuld oder ‑opferschaft zugesprochen bekommen oder moralisch gänzlich außer Acht gelassen werden. Gleichzeitig können Personen gleichzeitig aber auch mehreren Kategorien angehören, d.h. sie sind sowohl Täter*in als auch Opfer oder Retter*in und Täter*in, usw., wobei diese Rollen größtenteils zu unterschiedlichen Zeitpunkten ausgeübt werden, aber auch auf konzeptioneller Ebene unterschiedlich gelagert sein können. Diese Komplexität wird im Konzept „complex political victims“ von Erica Bouris (2007) aufgemacht, bei welchem ein Opfer seine Unschuld zwar verliert, aber doch Opfer bleibt, wie z.B. die Judenräte im Holocaust. Dieses Konzept wird von Erin Baines (2009) zum „complex political perpetrator“ weiterentwickelt, welches sie am Beispiel von Dominic Ongwen erläutert: Ongwen war Kommandant bei der Lord’s Resistance Army (LRA) in Uganda, wurde aber selbst als Kind entführt und gezwungen als Kindersoldat zu kämpfen. Paradoxerweise konnte Ongwen also nur durch seine Täterschaft agency gewinnen und sich aus seiner Opferrolle befreien. Die komplexen Funktionen von Akteursrollen in Konflikten wurden für Ruanda (Jessee 2017) und Kambodscha (T. Williams 2018) empirisch stärker untersucht. Hierbei spielt eine wichtige Rolle, dass die Menschen sich schon über längere Zeit in einem Bürgerkriegskontext befanden und auch unter den Wirtschaftspolitiken von König Sihanouk gelitten haben, unter den Roten Khmer oft schon als Kinder rekrutiert wurden und wie die restliche Bevölkerung auch an Hunger und Arbeitsüberlastung gelitten haben. Am wichtigsten ist aber, dass ehemalige Rote Khmer ihre Opferschaft auch über den Tod von Familienmitgliedern definierten. Aber diese Komplexität manifestiert sich eben auch in der Erinnerung an diese Gewaltkontexte und ebenjener Komplexität soll mit dem Konzept mnemonischer Rollenzuschreibungen Rechnung getragen werden. Hier soll nun auch eingehend beleuchtet werden, inwieweit der Erinnerungsort Tuol Sleng diese Komplexität aufrechterhält oder einschränkt.

Hierbei manifestieren sich in diesen mnemonischen Rollenzuschreibungen ganz bestimmte Grenzen zwischen verschieden konstruierten Gruppen. Obschon diese Grenzen sozial konstruiert sind, können die Zuschreibungen teilweise schon essentialistisch vorgenommen werden, v.a. wenn die Täter‑ und Opferzuschreibungen entlang von ethnischen Grenzen verlaufen. Da dies in Kambodscha nicht zutrifft, könnte man eine schwammigere Grenzziehung erwarten. Tatsächlich werden trotzdem klare Grenzziehungen vorgenommen, diese werden aber eher dann untereinander entlang unterschiedlicher mnemonischer Rollenzuschreibungen angefochten.

In früheren Forschungsarbeiten wurden für Kambodscha vier verschiedene mnemonische Rollenzuschreibungen identifiziert, die sich auf das Regime der Roten Khmer beziehen (T. Williams 2019):

  1. Die „Individuelle Schuld“-Mnemonik, die eine Beschuldigung der Täterschaft gegenüber einzelnen, spezifischen Individuen impliziert, inklusive Kader niedrigen Ranges.
  2. Die „generalisierte Dämonisierungs“-Mnemonik, die den Roten Khmer als generalisierter und abstrakter Gruppe eine Täterschaft zuschreibt, wenn auch einzelne Kader davon ausgenommen werden können.
  3. Die „universelle Opferschafts“-Mnemonik, gemäß der alle Kader der Roten Khmer außer den allerhöchsten Führern eine Opferschaft gegenüber dieser sehr eng als Täter*innen definierten Gruppe beanspruchen können.
  4. Die „Nationalhelden“-Mnemonik definiert die Roten Khmer und ihre Kader als Retter*innen, die im nationalen Interesse gehandelt und Widerstand gegen die Vietnamesen und die USA geleistet haben.[9]

Vertiefter bespreche ich hier nur zwei dieser mnemonischen Rollenzuschreibungen, welche in Tuol Sleng eine bedeutende Rolle spielen: die „generalisierte Dämonisierungs“-Mnemonik und die „universelle Opferschafts“-Mnemonik. Es ist wichtig zu betonen, dass diese Mnemoniken sich auf nationale Diskurse beziehen, welche sich zwar in Tuol Sleng manifestieren, nicht aber nur über diesen Ort sprechen.

Die „generalisierte Dämonisierungs“-Mnemonik

Die „generalisierte Dämonisierungs“-Mnemonik stilisiert die Roten Khmer insgesamt zum „böseren Anderen“, wobei vor allem von einer generalisierten Zuschreibung ausgegangen wird, die die Roten Khmer als undifferenzierte Gruppe betrachtet und damit eine klare Grenze zieht. Im Normalfall geht es hier nicht um eine vertiefende Reflexion darüber, ob dies für alle individuellen Kader zutrifft, denn es können auch Einzelne von der Dämonisierung ausgeschlossen werden, wobei aber auch Kadern niedrigen Ranges eine Täterschaft zugeschrieben wird.

Diese Mnemonik wurde in den 1980er und frühen 1990er Jahren auch stark innenpolitisch forciert, um die Regierungspropaganda des Hasses gegenüber den Roten Khmer, mit welchen man sich nach wie vor im Bürgerkrieg befand, zu untermauern (Chandler 2008b). Ein Beispiel ist auch der Nationalfeiertag des 20. Mai, der als „Tag des Zorns“ eingeführt wurde (Manning 2017:  140f) und später im Jahr 2001 als „Tag des Gedenkens“ an die Zeit der Roten Khmer wieder eingeführt wurde.[10] Gegenüber der internationalen Gemeinschaft ermöglicht diese Mnemonik eine höhere Legitimität für die vietnamesische Intervention und Befreiung am 7. Januar 1979. Diese Legitimationsstrategie gegenüber der internationalen Gemeinschaft stützte sich komplett auf das Feindbild der Roten Khmer, sodass diese generalisierende Dämonisierung hilfreich war.

In Tuol Sleng ist diese Mnemonik auf verschiedenen Ebenen sehr präsent, da der Ort explizit als Schreckensort eröffnet wurde. Um die Intervention gegen die Schreckensherrschaft zu legitimieren, dient Tuol Sleng als Ort selbst als Beweismaterial; unterstützt durch die vielen Gegenstände, Bilder und Räumlichkeiten, die ausgestellt sind (s. auch Elander 2014). So finden sich im Audio-Guide vielfache Verweise auf „Beweise“[11] und dies ist auch bestimmendes Thema für viele der Mitarbeiter*innen, mit denen ich gesprochen habe.[12] Auch in breiterem Rahmen wird die Gedenkstätte in der Bevölkerung von Opfern der Roten Khmer als tragender und wichtiger Beweis für die Existenz des Regimes der Roten Khmer gesehen.[13] Ironischerweise werden das Gewaltregime und die damit verbundenen Verbrechen mittlerweile breit in der internationalen Gemeinschaft anerkannt. Gleichzeitig stoßen viele Menschen, die das Regime durchlebt haben, auf Misstrauen seitens der jüngsten Generation ihrer eigenen Nachfahren, die bis vor wenigen Jahren in der Schule wenig hierzu gelernt haben und die von Eltern und Großeltern – zumeist stark traumatisierte Menschen[14] – wenig hierzu erzählt bekommen haben. Auch wird von der politischen Opposition die Authentizität des Ortes im Kontext politisch motivierter Behauptungen, Tuol Sleng sei eine vietnamesische Erfindung, angezweifelt (Jarvis 2015: 40; Manning 2017: 126), was die Virulenz der „Beweise“ nur noch steigert.

In Tuol Sleng funktioniert diese Dämonisierung vor allem durch die diskursive Konstruktion von Verantwortung für das Demokratische Kampuchea bei den Roten Khmer. Zudem finden sich in der Ausstellung selten Verweise auf konkrete Täter*innen, ausgenommen einiger führender Kader an der Spitze des Regimes sowie Kaing Guek Eav, alias Duch, dem Direktor von S‑21. So werden alle grauenerregenden Exponate in Tuol Sleng als Werk der Roten Khmer dargestellt (zurecht), und impliziert, dass die Verbrechen von Tuol Sleng flächendeckend im ganzen Land so stattgefunden hätten (was der Sonderstellung von S‑21 im System der Sicherheitszentren nicht gerecht wird). Am offensichtlichsten wird hier der viszerale Schmerz dargestellt. Dies geschieht durch die vermeintliche Authentizität des Ortes, an welchem die Räume so belassen worden sind, wie sie einmal vorgefunden wurden, samt Blutflecken auf dem Boden, Fesseln an den Stahlbetten für Verhöre, Foltergeräte und die Originalzellen in verschiedenen Größen und Ausgestaltung (von dunklen Einzelzellen bis zu großen Gruppenzellen, in welchen die Häftlinge zusammengepfercht wurden). Auch die Schädel Getöteter werden ausgestellt, was die Regierung als Teil der Beweise des Ortes versteht, was aber eine sehr umstrittene Praxis darstellt. Die Ausstellung der Schädel setzt auf die schockierende Wirkung, untergräbt dabei aber buddhistische Traditionen, die vorsehen, dass Verstorbene eingeäschert werden müssen, um ihren Geist für die Wiedergeburt zu befreien. So haben 39,9 % der Befragten in einer Umfrage unter 439 Opfern der Roten Khmer angegeben, dass es für sie erschütternd ist, ausgestellte Schädel und Knochen in Gedenkstätten zu haben, da die Menschen nicht eingeäschert wurden; 35,8 % sagten, es bereite ihnen Angst.[15]

Es existieren aber auch Brüche in der Authentizität des Ortes, zunächst durch das Hinzufügen von Ausstellungsobjekten, die eine zusätzliche verstörende Wirkung konstruieren, z.B. eine aus Schädeln der Opfer inszenierte Karte von Kambodscha mit den blutrot dargestellten Flüssen des Landes. Bis vor wenigen Jahren hing diese noch im abschließenden Bereich der Ausstellung, wurde aber mittlerweile durch eine Fotografie derselben ersetzt. Auch finden sich Fotografien des Ausgangszustandes, die Leichen auf den Betten, sowie Gemälde des Künstlers und ehemaligen Gefangenen Vann Nath, die Folterszenen zeigen. Diese Ergänzungen zeigen, dass die Authentizität letzten Endes als Mittel dient, die schockierende Wirkung und damit die Dämonisierung zu unterstreichen, dass sie gleichzeitig aber gerne durchbrochen wird, wenn dadurch eine Schocksteigerung möglich ist.

Während Täterschaft eher abstrakt zugeschrieben wird, wird ein Sinn für die Opferschaft über die materiellen Beweise und ihre „authentische“ Wirkung, sowie über eine anonyme Personalisierung konstruiert. Diese anonyme Personalisierung geschieht durch die Ausstellung von unzähligen Porträtfotografien, welche bei der Aufnahme in S‑21 aufgenommen wurden, was ebenfalls als Akt administrativer Gewalt gewertet werden kann (Tyner & Devadoss 2014).[16] Die Ausstellung dieser Fotografien erlaubt eine gewisse Personalisierung, da man die verschiedenen Individuen mit ihren Gesichtern sieht und individuelle Schicksale sich darin manifestieren. Andererseits befinden sich diese Bilder in einer anonymen Masse mit tausenden anderen Bildern, wodurch letztlich angesichts der Bilderflut eine Identifizierung mit dem Individuum verhindert wird (Caswell 2014: 11f; Edkins 2013: 141). Zudem wurden Möglichkeiten einer solchen Personalisierung vehement unterbunden. Als z.B. nach der Eröffnung von Tuol Sleng Angehörige einzelne Bilder identifizierten und darauf die Namen der Verstorbenen notierten, führte dies zu einem Verbot und dem Austausch der personalisierten Bilder (Hughes 2003a: 183).[17] Durch diese Art der Präsentation wird eine homogene Opferschaft der Fotografierten suggeriert. Die Abwesenheit persönlicher Information erlaubt es nicht, die Unschuld der Abgelichteten biographisch zu hinterfragen. Dadurch kann keine Problematisierung der komplexen Hintergründe der Mehrheit der Insassen, welche zuvor Kader der Roten Khmer gewesen sind, aufkommen.

Die „universelle Opferschafts“-Mnemonik

Die zweite in Tuol Sleng vertretene mnemonische Rollenzuschreibung ist die „universelle Opferschafts“-Mnemonik. Diese Mnemonik schreibt allen Menschen, die während des Regimes gelebt haben, eine Opferschaft zu – ganz unabhängig davon, welche Rolle sie hatten, d.h. auch ehemalige Kader der Roten Khmer werden als Opfer betrachtet. Ausgenommen hiervon sind lediglich die absoluten Führungsspitzen der Roten Khmer, denen eine umfassende Verantwortung für jegliche Gewalt und Unterdrückung zugeschrieben wird, während alle niedrigeren Funktionäre und implementierenden Personen mit „Befehlsnotstand“ aus der Schuld befreit werden. Diese Zuspitzung auf die obersten Verantwortlichen war zur Legitimation des neuen auch sozialistischen Regimes notwendig, um zu demonstrieren, dass nicht der Kommunismus oder Sozialismus per se für das Schreckensregime verantwortlich sei, sondern eine abtrünnige Version dessen unter Pol Pot und Ieng Sary.

Wie die vorherige Mnemonik spielte auch diese politisch für die Regierung eine wichtige Rolle. So hat die Regierung in den 1990er Jahren diese Zuschreibung vorgenommen, um die sogenannte Win-Win-Politik von Premierminister Hun Sen zu unterstützen. Die Win-Win-Politik sah vor, dass überlaufende Einheiten der Roten Khmer Amnestien bekommen konnten und somit Frieden im Land wiederhergestellt werden sollte. Diese Politik hat tatsächlich zu einer Erosion der Roten Khmer geführt, da so Einheit für Einheit abtrünnig wurde und von den Amnestien Gebrauch machte. Hiermit konnte letzten Endes der Bürgerkrieg beendet werden. Hun Sen inszeniert sich bis heute als Friedensstifter und Garant dieser Stabilität, sodass diese Mnemonik weiter von Bedeutung ist.[18]

Innerhalb dieser Mnemonik erscheint es nicht nur unproblematisch, dass viele der Opfer von S‑21 ehemalige Kader der Roten Khmer gewesen sind, sondern es unterstützt sogar das totalitäre Bild der Roten Khmer, dass wirklich alle unter dem Regime zu leiden hatten und selbst die eigenen Kader nicht einmal sicher waren. Zuvorderst sieht man in Tuol Sleng heute diese Mnemonik in der unterschiedslosen Darstellung aller Getöteten als Opfer, ohne in die Komplexität ihrer Biographien einzutauchen. So berichtet der Audio-Guide, dass manche der Exekutierten ehemalige Rote Khmer seien, nennt hierzu aber keine Zahlen. Dies stellt eine starke Verzerrung dar, da im Audio-Guide die folgende Aufzählung suggeriert, dass nur wenige Opfer Rote Khmer seien, obschon eine Mehrheit der hier Getöteten den Roten Khmer angehörte. So wird in Station 5 des Audio-Guides erzählt, dass mehr als 12.000, vielleicht sogar bis zu 20.000 Menschen hierhergebracht wurden. Weiter wird erklärt, dass dies zunächst Unterstützer Lon Nols und vor allem „neue Menschen“ (also ehemalige Stadtbewohner*innen), Studierende, Lehrende und Ausländer*innen waren. Des Weiteren erläutert der Audio-Guide, dass über 150 Mitarbeitende von Tuol Sleng selbst verhaftet wurden und erklärt, „selbst sie konnten als Verräter gesehen werden“. Zuletzt erwähnt der Audio-Guide, dass mindestens 89 Kinder auch zu Opfern wurden. Diese Aufzählung der verschiedenen Opfergruppen ist nicht falsch, aber sie ist insoweit irreführend, als die Mehrzahl der Verhafteten und hier Getöteten ehemalige Kader der Roten Khmer gewesen sind; diese Ellipse wird unten ausführlicher diskutiert. Zunächst ist aber auch wichtig, dass die 150 Mitarbeitenden hier erwähnt werden, da es den Kreis der Opfer erweitert. Manche ehemaligen Mitarbeitenden kommen im Audio-Guide sogar selbst zu Wort und können ihre eigenen Erlebnisse schildern und ihren eigenen Ansprüchen auf Opferschaft Gehör verschaffen.

Außerhalb der Dauerausstellungen erlauben es auch temporäre Ausstellungen oder Zusatzausstellungen in Tuol Sleng die Mnemonik der universellen Opferschaft zu festigen. Zum Beispiel präsentiert die Ausstellung Victims and Perpetrators? Testimony of Young Khmer Rouge Comrades[19] ehemalige Kader der Roten Khmer als Personen, nennt ihre Erinnerungen an diese Zeit und erklärt, weswegen sie sich beteiligt haben. Eine starke Opferschaft wird konstruiert: Im Vordergrund stehen die harten Arbeitsbedingungen und die ständige Angst, verhaftet und getötet zu werden. Was nicht diskutiert wird, sind die verschiedenen Handlungen, in denen sie involviert waren, und welche eine Täterschaft implizieren könnten. Ähnlich kuratiert ist auch eine andere Ausstellung Stilled Lives. Photographs from the Cambodian Genocide[20], welche Biographien von Menschen präsentiert, die sich der Revolution angeschlossen haben. Die Ausstellung erzählt den Zuschauenden, dass das begleitende Buch 51 Menschen porträtiert, die von den Roten Khmer rekrutiert, später aber inhaftiert wurden. Von den porträtierten Individuen starben laut der Ausstellungstexte 42; zumeist durch Exekution. Damit wird ein wirkmächtiges Narrativ konstruiert, welches besagt, dass junge Männer und Frauen, die von den Roten Khmer rekrutiert wurden, dem Tode geweiht waren und somit als Opfer gesehen werden sollten.

Ellipsen als Mittel zur Zusammenführung konkurrierender Mnemoniken

Beide Mnemoniken haben unterschiedliche Foki, da die „generalisierte Dämonisierungs“-Mnemonik sich stärker auf Schuld und Verantwortung fokussiert, während die „universelle Opferschafts“-Mnemonik ihren Blick stärker auf Unschuld und Viktimisierung richtet. Bezüglich der Rolle der Führungsriege und der breiten Masse der Bevölkerung besteht hier kein Widerspruch, doch bezüglich der Bewertung niederrangiger Kader ist ein Dissens offenkundig. Die Grenzen, die in den jeweiligen Mnemoniken bezüglich Täterschaft und Opferschaft gezogen oder aufgelöst werden, sind folglich konträr zueinander. Innerhalb beider Mnemoniken ist es durchaus möglich, dass ein niederrangiger Kader der Roten Khmer eine Opferschaft zugesprochen bekommt, doch ist dies nicht in der „generalisierten Dämonisierungs“-Mnemonik flächendeckend möglich.

In Tuol Sleng koexistieren allerdings beide Mnemoniken in einer auf den ersten Blick unproblematischen Art und Weise, ohne dass offensichtliche Brüche für Besucher*innen zu Tage treten. Diese Koexistenz gelingt auch durch die gezielte Darstellung niederrangiger Kader und dadurch, wie die Grenze zwischen Täter‑ und Opferschaft gezogen wird. So wird das Spannungsverhältnis zwischen den beiden Mnemoniken durch eine Ellipse in der Darstellung aufgelöst: Es wird nirgends in Tuol Sleng diskutiert, wer die Opfer von S‑21 denn eigentlich genau sind, bzw. in der detaillierten Auflistung, die oben dargestellt wurde, werden viele Opfergruppen genannt, aber dabei auch verschwiegen, dass die Mehrheit der Insassen und Hingerichteten ehemalige Kader der Roten Khmer gewesen sind. Somit kann eine Darstellung der Roten Khmer als barbarisch, brutal und vor allem mit einer breiten Verantwortlichkeit für die Verbrechen der Zeit erfolgen, aber es wird gleichzeitig auch eine größere Schwarz-Weiß-Darstellung der Opferschaft unschuldiger Menschen an diesem Ort ermöglicht, die man als Opfer von S‑21 sieht, und mit den ikonischen Porträtfotografien assoziiert. Darüber hinaus können die Mitarbeitenden selbst als Menschen präsentiert werden, die auch Opferschaftserfahrungen machen, und somit die zweite Mnemonik der universellen Opferschaft aufrechterhalten. Unter anderem wird dies ermöglicht, indem die Mnemoniken auf breitere gesellschaftliche Diskurse über Verantwortung und Unschuld Bezug nehmen, die Ellipse sich aber konkret auf diesen spezifischen Ort bezieht.

Beide Mnemoniken können der wahren Komplexität politischen Handelns in Tuol Sleng nicht gerecht werden und untergraben die Ideen der complex political perpetrators und der complex political victims. Die „generaliserte Dämonisierungs“-Mnemonik untermalt den schockierenden Charakter des Ortes, aber malt hierdurch auch ein stark schwarz-weißes Bild, welches die individuelle Komplexität von Handelnden nur teilweise zulässt (die einzelnen porträtierten Mitarbeitenden, die dann verhaftet wurden sind hier ein Beispiel für einen solchen Bruch). Die „universelle Opferschafts“-Mnemonik hingegen schreibt (fast) allen Opferschaft zu, reduziert damit aber systematisch Komplexität, insbesondere, wenn man sich über die mögliche Handlungsmacht (agency) der Kader der Roten Khmer Gedanken macht (T. Williams 2018).

Die Wichtigkeit dieser Ellipse wird an einem weiteren Beispiel deutlich, in welchem diese untergraben und ein Bruch deutlich wurde.[21] Im Rahmen eines Reparationsprojekts der Extraordinary Chambers in the Courts of Cambodia (ECCC) im Fall 001 wurde ein traditioneller Stupa, also eine Gedenksäule mit Inschrift, im Gartenbereich von Tuol Sleng errichtet, um den in S‑21 Getöteten zu gedenken. Dabei entstand die Idee, um den Stupa selbst 16 schwarze Marmorplatten zu installieren, auf denen die Namen der Verstorbenen eingraviert würden. Diese Praxis ist zwar ungewöhnlich in Kambodscha, doch die Idee wurde – ganz im Sinne der „universellen Opferschafts“-Mnemonik – angenommen, bis etwas später im Planungsprozess im März 2015 eine Diskussion ausbrach, ob man denn alle Namen verewigen, oder ob man die der ehemaligen Roten Khmer weglassen solle. Angestoßen wurde die Diskussion von Chhang Youk, dem Direktor von DC‑Cam, dem Dokumentationszentrum über die Rote-Khmer-Zeit, der aber hierbei auch seinen eigenen Opferstatus strategisch nützt. Kurzzeitig konnte er auch die Unterstützung Chum Meys, eines sehr prominenten Überlebenden von S‑21, Nebenkläger an den ECCC, und Präsident des Opferverbands Ksaem Ksan, für sich gewinnen. Diese Diskussion stellte für manche eine Überraschung dar, kann aber auch vor allem als Produkt von Rivalitäten zwischen lokalen Organisationen gewertet werden. An dieser Stelle ist dieser Vorfall aber vor allem interessant, da die Diskussion kurzzeitig einen Bruch innerhalb der Ellipse darstellt, selbst wenn die Diskussion sehr schnell wieder beendet wurde, indem Chhang Youks Position marginalisiert und Chum Mey wieder umgestimmt wurde. So kehrte man schnell zur üblichen Deutung und Versöhnung beider Mnemoniken zurück und die Ellipse in den Rollenzuschreibungen konnte sich wiederherstellen.

Fazit

In diesem Artikel habe ich aufgezeigt, wie verschiedene Interessen in der Erinnerung an die Vergangenheit im Tuol Sleng Genocide Museum repräsentiert werden, obwohl dies mit widersprüchlichen Rollenzuschreibungen einhergeht. So wird es möglich, in Tuol Sleng sowohl internationale Besucher*innen zu verstören und eine generelle Dämonisierung der Roten Khmer vorzunehmen, während man gleichzeitig für die inländische Besucherschaft die universelle Opferschaft Aller propagiert. Diese besagt, dass alle, inklusive der allermeisten Kader der Roten Khmer, als Opfer gelten können wodurch eine umfassende Versöhnung einfacher möglich sein soll. Diese sich widersprechenden mnemonischen Rollenzuschreibungen werden in Tuol Sleng kompatibel gemacht, indem sich eine Ellipse durch die Ausstellungen zieht, welche besagt, dass die meisten Insassen und Hingerichteten selber Kader der Roten Khmer gewesen sind. Somit kann S‑21 trotz seiner besonderen Stellung im Apparat der Sicherheitszentren eine „repräsentative“ Rolle für beide Mnemoniken einnehmen (Manning 2011: 170).

Zurzeit befindet sich vieles im Wandel im Museum, es werden neue Programme für kambodschanische Besucher*innen eingeführt, vor allem für Schulgruppen, neue interne Forschungsprojekte werden angestoßen und die Archivierung wird stets weiter professionalisiert. Unangetastet bei alledem bleibt die Kuratierung der Dauerausstellung, die in groben Zügen seit der Eröffnung kaum geändert wurde. Falls es irgendwann politisch möglich werden wird, die Ausstellung zu ändern, wird es interessant sein zu sehen, in welche Richtung sich die museale Praxis entwickelt, und ob man die Ellipse als solche lässt, die Ausstellung mit mehr Spannungen zulässt, oder – was ebenfalls möglich wäre – eine Ausstellung kuratiert, in welcher die Komplexität des Ortes und die Komplexität der individuellen Biographien mehr Raum erhalten. Somit würde man zwar die simple Aussagekraft des Ortes (in beide Richtungen) untergraben. Gleichzeitig wäre dies sicherlich ein Gewinn an bildungspolitischem Potential, da agency und Verantwortung endlich mehr Raum finden könnten.

Literatur

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Anschrift des Autors:
Timothy Williams
timothy.williams@staff.uni-marburg.de

 

PERIPHERIE Nr. 153, 39. Jg. 2019, https://doi.org/10.3224/peripherie.v39i1.02.

 

*       Die Forschung zu diesem Beitrag wurde vom Swedish Research Council (VR) finanziert.

[1]       In der Sprachwissenschaft bezeichnet „Ellipse“ eine Auslassung.

[2]       Für gelungene Einführungen s. Bultmann 2017; Chandler 2008a; Kiernan 1996.

[3]       Der genaue Anteil ist umstritten; Schätzungen bewegen sich zwischen konservativen 60 % (s. Co‑Prosecutors’ Closing Brief in Case 002/02 – Annex F. 2, 11.) bis hin zu 80 % oder mehr (Interview mit einer internationalen Anwältin der Nebenkläger*innen, Februar 2017, telefonisch).

[4]       Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, die verschiedenen Lager und komplexen Dynamiken verschiedener Akteure unter den westlichen Mächten und im Ostblock zu thematisieren. Wichtiger als die genaue Positionierung verschiedener Gruppierungen gegenüber der neuen kambodschanischen Regierung ist, dass die Regierung in Phnom Penh weitestgehend von den größeren geopolitischen Akteuren isoliert war und sich von einer Präsentation der vorherigen Schreckensherrschaft eine Legitimation ihrer Intervention erhoffte.

[5]       Für eine Einführung s. Brown & Millington 2015; Ledgerwood 2008; P. Williams 2004.

[6]       Für eine Einführung zu solchen Veränderungen s. Benzaquen 2014.

[7]       Interview mit Museumsdirektor Chhay Visoth und einigen Mitarbeiter*innen zwischen Januar und März 2018.

[8]       Bonacker u.a. 2011; Bonacker 2013; Druliolle & Brett 2018a; McEvoy & McConnachie 2013; Winter 2006.

[9]       Für eine nähere Ausführung s. T. Williams 2019.

[10]      Zudem wurde der Tag als Reparation im Fall 002/1 des hybriden Tribunals für die Roten Khmer, den Extraordinary Chambers in the Courts of Cambodia (ECCC), als offiziellen Feiertag eingeführt, was in einer Umfrage von 83,2 % der Befragten als „angemessene Weise, den Opfern des Roten Khmer Regimes zu gedenken“ angesehen wurde, wenn auch nur 3,2 % der Nebenkläger*innen am Tribunal überhaupt wussten, dass dieser Tag eine offizielle Reparation darstellt (T. Williams u.a. 2018: 116).

[11]      Der Begriff „evidence“ ist hier maßgebend; die Analysen des Audio-Guides beruhen auf der englischsprachigen Version, welche ich im Februar 2018 vom kommerziellen Betreiber des Audio-Guide-Verleihs erhalten habe. S. z.B. Station 30 in dem Audio-Guide: „Die einzelnen Schädel bieten wichtige forensische Beweise (evidence). Sie sind in Vitrinen sicher aufbewahrt, und unter jedem ist ein Schild mit wissenschaftlichen Schlussfolgerungen angebracht, das die Zahl, die Stelle und die Art einer Wunde – etwa Schneiden oder Zerhacken – vermerkt.“

[12]      Interviews mit verschiedenen Mitarbeiter*innen von Tuol Sleng zwischen Januar und März 2018.

[13]      Interviews mit verschiedenen Nebenkläger*innen und anderen Opfern zwischen April und Juni 2018.

[14]      Während westlich-medizinische Konzepte von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) oder andere Traumatisierungsformen wenig hilfreich sind, um das Leiden der kambodschanischen Opfer zu erklären, greifen andere, lokal verwurzelte Konzepte besser, z.B. baksbat (zu Deutsch in etwa gebrochener Mut) (Chhim 2013).

[15]      Diese Items sind unveröffentlichte Ergebnisse aus einer Umfrage, für die viele andere Ergebnisse in einem Report veröffentlicht sind (T. Williams u.a. 2018).

[16]      Diese Bilder nehmen gewissermaßen „ikonische Macht“ an (Carrabine 2017), u.a. durch ihre Zirkulation in verschiedenen Ausstellungen weltweit (Hughes 2003b; P. Williams 2007: 64f). Zur Wirkungsmacht dieser Fotografien, s. Elander 2014.

[17]      Trotzdem spielen die Fotografien so auch eine wichtige Rolle für Besucher*innen, die Angehörige hier verloren haben, wenn sie diese erkennen und hiermit eine gewisse Klärung stattfindet, dass sie wenigstens wissen, dass die Person tatsächlich gestorben ist und nicht mehr in Unwissenheit warten.

[18]      Dies zeigt sich auch in einer Umfrage unter Opfern der Roten Khmer, bei welcher die Befragten angeben sollten, wie sehr sie der folgenden Aussage zustimmen: „Ehemalige Rote Khmer niedrigen Ranges haben einfach Befehle befolgt und sind Opfer von Ângkar [der Organisation der Roten Khmer].“ Nur 17,3 % der befragten Opfer widersprachen dieser Aussage, während 53,7 % zustimmten. Dies ist ein Indiz für die Wahrnehmung niederrangiger Kader als weniger verantwortlich und als einer Personengruppe, die ebenfalls in eine Opferrolle rücken konnte (T. Williams u.a. 2018: 56).

[19]      Ausstellung kuratiert von Meng-Try Ea; Sorya Sim.

[20]      Ausstellung kuratiert von Wynne Cougill mit Pivoine Pang, Chhayran Ra, Sopheak Sim.

[21]      Diese Erkenntnisse stammen aus Interviews mit verschiedenen Akteuren im Bereich der Erinnerungspolitik in Kambodscha; für eine Einführung s. auch Herman 2018: 174f.