Welche Wirtschaft, wessen Krise?

Katharina Hajek und Benjamin Opratko fragen, welche Effekte die globale Wirtschaftskrise auf gegenwärtige Geschlechterverhältnisse hat. Was sind die vergeschlechtlichten Dimensionen der staatlichen Krisenbearbeitungsstrategien? Und was sagt die Beschäftigung mit Geschlechterpolitik in der Krise über beliebte Thesen vom „Ende des Neoliberalismus“ aus?

„Warum hat die Forschung nach den Ursachen [der] Finanz- bzw. Kreditkrise […] keine feministische ‚Stimme‘?“ fragt Brigitte Young zu Beginn ihres kürzlich erschienenen Artikels1, um gleich darauf das Offensichtliche zu benennen: Frauen sind im Bereich der Finanzwelt nicht oft vorzufinden. Der Verweis auf die männerbündische Verfasstheit der high street der Finanzwelt, die von offenen und subtilen Formen der Ausgrenzung, sowie Mechanismen homosozialer Selbstrekrutierung gekennzeichnet sind, lässt den geschätzten Frauenanteil in diesen Netzwerken von unter 10 Prozent2 nicht überraschend erscheinen.3 Das Hochhalten der neoklassischen Prinzipien des Wettbewerbs und der individuellen Nutzenmaximierung, sowie der Verweis auf die scheinbar objektiven, weil auf abstrakten Modellen und quantitativen Daten basierenden Verfahren der neoklassischen Ökonomie durch Experten und Entscheidungsträger (sic!) tut das ihre zur antidemokratischen Strukturiertheit der globalen Finanzwelt. Zugleich ist all dies – und auch das dürfte einem/er schwer entgangen sein – in den letzten Monaten immer mehr unter Druck geraten. Die sich schier überschlagenden Meldungen von Pleiten, Konkursanträgen, Notverkäufen und eilig ins Leben gerufenen staatlichen „Rettungspaketen“ über Summen, die jegliche Vorstellungskraft übersteigen, lesen sich – jede für sich – als Totschlagargument gegen das Credo der Selbstregulierung und die Effizient der Finanzmärkte. Doch wenn selbst das Organ des internationalen Finanzkapitals verlautbaren lässt, dass „On September 15, 2008, the era of Ronald Reagan officially came to an end“4, dann verweist dies nicht zuletzt auf Möglichkeiten der Intervention und Argumentation für alternative, demokratischere Modelle und Rationalitäten, und damit auch für die feministische Kritik.
In diesem Kontext sind die wenigen, jedoch umso eindringlicheren Publikationen von FeministInnen zu lesen, die sich in den vergangenen Monaten zu Wort gemeldet haben. Dabei lassen sich – aus feministischer Sicht – vor allem drei Perspektiven auf die gegenwärtige Krise ausmachen. Die erste verweist auf die empirischen Auswirkungen der Krise und der (staatlichen) Krisenbearbeitungen, von der Männer und Frauen durchaus unterschiedlich betroffen sind. So wird in diesem Rahmen beispielsweise herausgestrichen, dass traditionelle Frauenarbeitsplätze – etwa im Gegensatz zur exportorientierten Branchen, wie der Automobilindustrie – weniger krisenexponiert sind, jedoch längerfristig und auch im Zuge der kommenden Budgetkonsolidierungen betroffen sein werden. Auch Konjunkturpolitik ist Geschlechterpolitik5: Gefördert werden hier vor allem „Männerarbeitsplätze“ (etwa im Bauwesen), die Bereiche Pflege, Bildung und Gesundheit wurden und werden – trotz dringenden Bedarfs – übergangen. Daneben werden Frauen die Krise auch darüber zu spüren bekommen, dass der Rückgang des Haushaltseinkommens über mehr Eigenleistung im Bereich der privaten, unbezahlten Versorgungs- und Pflegearbeit auszugleichen sein wird, Tätigkeiten die traditionell Frauen zugeschrieben wird.
Eine zweite Herangehensweise konzentriert sich auf die diskursiven Bearbeitungsformen: wie wird über die Krise gesprochen und geschrieben? Hier steht etwa die Kritik an essentialistischen Geschlechtervorstellungen im Zentrum, die in jenen Erklärungsmodellen anzutreffen sind, in denen junge, risikofreudige und vor allem männliche Finanzmanager als die Schuldigen des globalen Schlamassels ausgemacht werden. Frauen, die von der Natur mit mehr Rück- und Weitsicht ausgestattet seien, wäre das entsprechend nicht passiert – und sie sollten nun helfen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen.
Eine dritte Perspektive stützt sich auf die Erkenntnisse feministischer Staatstheorie und Staatsforschung. Sie betont die Kontinuität maskulinistischer Strukturen in den Staatsapparaten und zeigt, wie auch durch die aktuellen staatlichen Krisenbearbeitungsstrategien patriarchale Verhältnisse, sexistische Arbeitsteilung und Geschlechterstereotypen reproduziert werden.

Historischer Block und Geschlecht
Die drei beschriebenen Analyseperspektiven ermöglichen also – auch für sich genommen – einen je spezifischen Blick auf das „Geschlecht“ der aktuellen globalen Wirtschaftskrise. So nützlich diese analytischen Trennungen zur Anleitung empirischer Forschung und zur Durchführung von konkreten Policy-Analysen sind, als so notwendig erachten wir jedoch auch eine allgemeinere theoretische und politische Einschätzung des Zusammenhangs von Geschlechterverhältnissen und der aktuellen globalen Krise. Dazu bedarf es der kritischer Begriffsarbeit; denn realiter existieren die angeführten unterschiedlichen Dimensionen – der Ökonomie, der Ideologie und der Politik – nicht separat voneinander, sondern sind Teil eines komplexen, ineinander verwobenen gesellschaftlichen Ganzen, das es letztlich in den Blick zu bekommen gilt. Dazu wollen wir zunächst einige Kategorien aus marxistischen und feministischen Diskussionen vorstellen, die wir für hilfreich zur Analyse der vielfältigen Dimensionen der Geschlechterverhältnisse in der Krise halten. Aus diesen ergibt sich denn auch eine Präzisierung unserer Ausgangsfrage, jener nach dem Verhältnis von Wirtschaftskrise und Geschlechterverhältnissen.
Doch zunächst ein Schritt zurück: wenn wir die Frage nach aktuellen Umbrüchen stellen, haben wir bereits eine theoretische Vorentscheidung getroffen. Wir sprechen nicht von der Beziehung „des Kapitalismus“ zu „den (asymmetrischen) Geschlechterverhältnissen“; auf dieser hohen Abstraktionsebene können höchstens sehr allgemeine Aussagen generiert werden, und selbst die sind oft von zweifelhafter Stichhaltigkeit (siehe den Artikel von Maria Asenbaum und Katherina Kinzel in diesem Heft). Vielmehr gehen wir davon aus, dass kapitalistische Gesellschaftsformationen sich räumlichhistorisch ausdifferenzieren und dementsprechend unterschiedliche kapitalistische Entwicklungsmodelle identifiziert werden können, die sich durch bestimmte ökonomische, politische und ideologische Konstellationen auszeichnen.
Einer der ersten, der die Grundlagen einer solchen analytischen Einteilung entwickelt hat, war der italienische Marxist Antonio Gramsci. Er prägte in seinen politischen Analysen den Begriff des „historischen Blocks“, der für ihn zwei wesentliche Dimensionen umfasst. Erstens ist damit eine Kompromisskonstellation gemeint, in der eine gesellschaftliche Gruppe „führend und herrschend“ ist. Das heißt, dass sie nicht nur durch Zwang und Gewalt ihre politische Macht aufrechterhält, sondern in erster Linie dadurch, dass sie die Zustimmung der Beherrschten zu den herrschenden Verhältnissen organisiert. Diese Form der Herrschaft nennt Gramsci „Hegemonie“; sie wird auf Basis der Kontrolle über die Produktionsmittel ausgeübt, geht jedoch über diese hinaus und verankert sich im alltäglichen (Un-)Bewusstsein der Subalternen. Zweitens verweist der Begriff „historischer Block“ auf eine relative Kohärenz zwischen der ökonomischen Struktur – also der Organisation des Produktionsprozesses, Formen der Arbeitsteilung, der Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel und dem Entwicklungsstand der Produktivkräfte – und den „Superstrukturen“ – welche die Staatsform, staatliche Politiken, kulturelle und moralische Leitbilder, und auch den „Alltagsverstand“, also das alltägliche Selbst- und Weltverständnis breiter Teile der Bevölkerung umfassen.6 Hier wird deutlich, dass Ideologien (oder Weltauffassungen, wie Gramsci sie nennt), d.h. Normen, Werte, Vorstellungen über Moral etc., die in den Institutionen der Zivilgesellschaft ausgearbeitet, organisiert und durchgesetzt werden, in den Alltagsverstand integriert und somit von den Individuen für sinnvoll und richtig erachtet werden; sie handeln danach. Daher besitzen sie immer auch eine „materielle Gewalt“.7 Der Alltagsverstand kann somit als Schnittstelle von Herrschaftsausübung und Subjektivierung verstanden werden, für das „Gelingen“ einer bestimmten Entwicklungsweise sind also immer auch staatliche Interventionen für eine bestimmte Subjektivität vonnöten.8 Ein prominentes Beispiel für diese Herangehensweise, dem wir uns unten genauer zuwenden, ist Gramscis Analyse des entstehenden Fordismus in den USA zu Beginn des 20.Jahrhunderts.9

Geschlechterregime
Der an Gramsci orientierte, hegemonietheoretische Ansatz gibt uns also erste theoretische Begriffe in die Hand, um unsere Fragestellung zu verfolgen. Was hier aber nur rudimentär angelegt ist, ist ein Verständnis der grundlegenden Bedeutung der Geschlechterverhältnisse für die Existenz eines historischen Blocks. Die Sache ist kompliziert: unterschiedliche Entwicklungsweisen sind immer mit bestimmten Organisationsformen der Geschlechterverhältnisse verbunden. Diese weisen aber nicht bloß „den Frauen“ und „den Männern“ spezifische Plätze in der Gesellschaft zu; vielmehr artikulieren sich die Geschlechterverhältnisse auf grundlegende Weise mit Klassenverhältnissen und rassistischen Zuschreibungen. So waren etwa im frühen, „liberalen“ Kapitalismus die hegemonialen weiblichen und männlichen Rollenbilder durch und durch bürgerliche und weiße Leitbilder und als solche von der Lebensrealität proletarischer, bäuerlicher Familien weit entfernt, von nicht-europäischen MigrantInnen ganz zu schweigen. Sie mussten erst mühsam in den subalternen Klassen durchgesetzt werden (siehe den Artikel von Tobias Boos und Veronika Duma in diesem Heft).
Dazu kommt jedoch, dass über die spezifischen Arrangements der historischen Blöcke hinaus patriarchale Geschlechterverhältnisse sich durch eine besonders langfristige Persistenz auszeichnen. Über kapitalistische Entwicklungsphasen hinweg existiert eine Kontinuität männlicher Dominanz. Wenn wir Geschlechterverhältnisse theoretisieren wollen, brauchen wir also Konzepte unterschiedlicher Reichweite und Abstraktionsebenen. Dazu schlagen wir vor, zwei Begriffe von Robert Connell, einem Begründer der kritischen Männlichkeitsforschung, zu übernehmen: Geschlechterregime und Geschlechterordnung.10 Als Geschlechterregime kann demnach eine spezifische Ordnung der Geschlechterverhältnisse in einer bestimmten historischen Phase oder in Bezug auf ein bestimmtes politisches Projekt gesprochen werden – z.B. das Geschlechterregime des Fordismus. Eingebettet ist ein Geschlechterregime in die längerfristigen Strukturen der Geschlechterordnung, die besonders starke Kontinuitäten in den Geschlechterverhältnissen umfasst – z.B. die Norm der Heterosexualität, die geschlechtliche Zuordnung von öffentlicher und privater Sphäre und ähnliches.11
Geschlechterregime interessieren uns nun insbesondere als Teil eines historischen Blocks, der sich zu einer relativ stabilen Entwicklungsweise fügt. Wir wollen das Konzept von Connell aufnehmen, ergänzen und verändern es jedoch an einigen Stellen und machen folgende wesentliche Elemente eines Geschlechterregimes aus: (1.) die Form der geschlechtlichen Arbeitsteilung; (2.) die maskulinistische Prägung des Staates; (3.) die Familienform und (4.) die hegemonialen Geschlechterleitbilder sowie Formen vergeschlechtlichter „Anrufungen“12 und Subjektivierungen.13
Vor diesem Hintergrund wollen wir nun die Ausgangsfrage des Artikels präzisieren. Uns erscheint für eine Einschätzung des Zusammenhangs der globalen Wirtschaftskrise und der Geschlechterverhältnisse vor allem wichtig, zu klären, ob sich aktuell Verschiebungen oder gar Brüche im Geschlechterregime ausmachen lassen. Dies vor dem Hintergrund der These, dass in den letzten Jahrzehnten ein spezifisch neoliberales Geschlechterregime etabliert wurde, das sich von dem vorangegangenen, fordistischen Regime in Bezug auf unsere vier Elemente unterscheiden lässt. Diese Frage berührt die aktuell in den unterschiedlichsten politischen Zusammenhängen geführte Debatte, ob es sich bei der aktuellen Krise des Kapitalismus um eine tief greifende Krise oder gar das dräuende Ende des Neoliberalismus handelt, oder ob die spektakulären Ereignisse des letzten Jahres eher über die tatsächliche effektive Kontinuität des neoliberalen Entwicklungsmodells hinweg täuschen. Wenn ein historischer Block, wie oben argumentiert, immer und notwendigerweise auch ein bestimmtes Geschlechterregime umfasst, so verweist deren Analyse letztlich auch auf die Stabilität oder Krisenhaftigkeit der aktuell bestehenden Ordnung.
Um die Frage nach Kontinuität oder Brüchen im Geschlechterregime stellen zu können, müssen wir zunächst klären, womit sich denn ein etwaiger Bruch vollziehen könnte. Sprich: was macht denn nun das neoliberale Geschlechterregime in Bezug auf Arbeitsteilung, Staat, Familie, Geschlechterleitbilder und Subjektivierungsformen aus?

Fordistische Geschlechter
Hierfür bietet sich die Hegemonietheorie Antonio Gramscis an. Sie ermöglicht es uns, die Veränderungen der Produktionsverhältnisse in ihrer Verbindung mit Staatlichkeit und Familienform und der Art und Weise, wie Subjekte regiert werden analytisch zu fassen. Denn Hegemonie bedeutet auch die „Fähigkeit, die Zustimmung der Individuen zu dem gesamtgesellschaftlichen Projekt zu organisieren, sodass diese den ökonomischen Anforderungen sowie den politischen und ideologischen Anrufungen aktiv nachgehen“.14 Für eine feministische Herangehensweise ist es nun von zentraler Bedeutung, das Subjektivitäten immer vergeschlechtlicht sind– und somit auch die Formen der Anrufungen und in Konsequenz die hegemonialen Geschlechterleitbilder, die, wie bereits oben skizziert, einen wichtigen Teil eines Gschlechterregimes ausmachen. Die Existenz bzw. die Unterscheidung von Männern und Frauen darf somit nicht essentialistisch als gegebenen und „natürlich“ gefasst werden. Vielmehr muss danach gefragt werden, wie Männlichkeit und Weiblichkeit in der Zivilgesellschaft entlang spezifischer Normen, Wertvorstellungen und Zuschreibungen organisiert und im alltäglichen Handeln reproduziert werden.
Diese Prozesse können mit Gramscis Analyse des amerikanischen Fordismus´ nachgezeichnet werden, indem er darstellt, wie Anforderungen an die Individuen, staatliche/hegemoniale Führung und Subjektkonstruktionen ineinander greifen. Ausgehend von den Veränderungen in der Produktionsweise – des Aufkommens tayloristischer Prinzipien der ‚wissenschaftlichen Betriebsführung’ – zeichnet er nach, wie diese die Genese eines neuen Menschtypus, genauer: eines spezifischen Typs des männlichen Lohnarbeiters bedurften. „[D]as Leben in der Industrie erfordert eine allgemeine Ausbildung, einen Prozess der psycho-physischen Anpassung an bestimmte Bedingungen der Arbeit, der Ernährung, der Wohnung der Gewohnheiten usw., was nichts Angeborenes, ‚Natürliches’ ist, sondern erworben sein will.“.15 Die Anforderungen und Voraussetzungen für ein Arbeiten am Fließband, das durch repetitive Tätigkeit und Monotonie gekennzeichnet ist, wäre allein durch militärischen Drill, physischen Zwang und Disziplinierung nicht zu erreichen gewesen. Vielmehr wurden Lohnarbeitssubjekte ‚gebraucht’, die nicht nur bereit waren, diese Tätigkeit jahrzehntelang auszuführen, sondern auch mental und psychisch in der Lage waren, diese durchzuführen. Wie auch Frigga Haug betont, ergibt sich „[d]ieser Typ [jedoch] nicht als Reflex auf neue Anforderungen, er wird vielmehr Produkt kultureller Anstrengungen, hier u. a. von Seiten der Unternehmer.“16 Diese Subjektivierungsprozesse dürfen somit nicht entlang eines ökonomischen Determinismus gedacht werden, sondern sind immer auch das Produkt von kulturellen und hegemonialen Kämpfen. Gramsci zeigt etwa an Beispielen staatlicher Kampagnen gegen Alkoholismus, wie eine bestimmte Lebensführung als Norm propagiert und von den Individuen in ihren Alltagsverstand integriert wurde. Da die tayloristische Arbeitsweise und das fordistische Gesellschaftsmodell insgesamt auf Bedingungen der Stabilität und Regelmäßigkeit aufbauten, zielten die Subjektivierungsweisen auf eine geregelte und stabile Lebensweise ab. Über die Kontrolle der Moralität und Lebensführung der Arbeiter wurde ein „psycho-physischer Zusammenhang“ geschaffen, um die erforderte nervlich-muskuläre Leistungsfähigkeit zu sichern. Gramsci nennt als Beispiel hier etwa die Tatsache, dass die Arbeiter in den Ford-Werken und deren Familien regelmäßig zu Hause von einer Truppe betriebseigener Inspekteuren „besucht“ wurden, die ihre Haushaltsführung und ihrPrivatleben kontrollierten, um sicher zu stellen, dass diese keinem ausschweifenden, der Leistung der Arbeiter abträglichen Leben nachgingen.17 Auch die „sexuelle Frage“ spielte dabei eine Rolle.18 Da der „arbeitende Mensch“ es sich nicht leisten kann, jede Nacht aufs neue auf die Suche nach sexueller Befriedigung zu gehen, kommt hier der Monogamie und der stabilen Zweierbeziehung große Bedeutung zu, und damit der Ehefrau, „die zuverlässig, unfehlbar da ist, die sich nicht ziert und nicht die Komödie der Verführung“ spielt.19 Genau hier bringt Gramsci die vergeschlechtlichen Subjektivierungsprozesse ins Spiel. Die Herausbildung des neuen Menschentyps geschah nicht universell, sondern bedingte die Konstitution vergeschlechtlicher Subjekte. D.h. die Reproduktion der fordistischen Gesellschaftsformation bedurfte sowohl des männlichen Lohnarbeiters, der seinen Lebenswandel anhand bestimmter Anforderungen ausrichtet, als auch der „überwachenden und fürsorglichen“ Haus- und Ehefrau, die unbezahlt der privaten Reproduktionsarbeit nachgeht. Somit hängt die Produktion von Subjektivität immer auch „mit der Ausgestaltung gesellschaftlicher Arbeitsteilung und damit mit der Organisation der Reproduktion einer bestimmten Gesellschaftsformation insgesamt“20 zusammen. Die geschlechtliche Arbeitsteilung wurde somit über „die Zustimmung zu hegemonialen Vorstellungen, welche Zuständigkeiten als geschlechtsspezifische gedacht und verteilt werden“21, organisiert. Der zentrale Ort der Organisation dieser Arbeitsteilung war die heterosexuelle Kleinfamilie. Obwohl Gramsci in seinen Fordismusanalysen den Staat im engeren Sinne nicht einbezogen hat22, hat jedoch die feministische Wohlfahrtsstaatenforschung gezeigt, dass diese männlichen und weiblichen Subjektivitäten sowie die damit zusammenhängende geschlechtliche Arbeitsteilung durch einen inhärent maskulinistischen (Sozal-)Staat gestützt wurden. Die westlichen Sozialstaaten haben sich so stets an der Norm des männlichen Normalarbeiters orientiert, diesbezügliche Ansprüche im Fall von Alter, Krankheit, Erwerbsunfähigkeit und Arbeitslosigkeit waren und sind an die Ausübung kontinuierlicher Vollzeitarbeit gebunden. Weibliche Lebenssituationen, Pflege- und Fürsorgearbeit wurde Dethematisiert und Privatisiert. Dies hatte und hat zur Folge, dass männliche Subjekte Ansprüche aufgrund von sozialen Rechten, weibliche hingegen vorwiegend aufgrund von Bedürfnissen geltend machen können. Frauen wurden einzig als Ehefrauen, Mütter, Töchter oder Witwen in das wohlfahrtsstaatliche System integriert, was immer auch eine Ableitung ihrer Ansprüche aus ihrem Verhältnis zum Mann und somit eine Fortschreibung von patriarchalen Strukturen ist.23

Flexibilisierung und Reprivatisierung
Der historische Block des Fordismus kann also als ein spezifisches Geschlechterregime analysiert werden, in dem Arbeitsteilung, staatliche Politiken, Familienform und Subjektivierung auf spezifische Weise verschränkt waren. Mit dem Aufbrechen des fordistischen Entwicklungsmodells ab dem Ende der 1960er Jahre wurde auch diese Konstellation in Frage gestellt. Ergebnis war ein neoliberales Geschlechterregime, das auf neue hegemoniale Formen der Führung aufsetzt und letztlich auch neue Normen und Zuschreibungen von Männlichkeit und Weiblichkeit vermittelt.24 Um diese Prozesse zu verdeutlichen, wenden wir uns in Folge den geschlechterpolitischen Leitlinien des Gender Mainstreamings der Europäischen Kommission und dem Bericht der Hartz-Kommission zur Restrukturierung der Arbeitslosenpolitik in Deutschland zu. Diese beiden Felder können – trotz aller nationalen und regionalen Spezifika – als exemplarische Beispiele für neoliberale Reformen dienen, wie sie in den letzten drei Jahrzehnten in ganz Europa ähnlich durchgesetzt wurden. Auf dieser Grundlage wollen wir nachzeichnen, wie das neoliberale Geschlechterregime als solches von inhärenten Widersprüchlichkeiten gekennzeichnet sind, die sich aus der verstärkten Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt bei gleichzeitiger De-Thematisierung und Reprivatisierung der Reproduktionsarbeit ergibt, die auch weiterhin dem Verantwortungsbereich von Frauen zugeschrieben wird.
Gundula Ludwig schlägt vor, Gender Mainstreaming25 [im Folgenden GM] als „als ein Feld von Führungstechniken und Selbsttechnologien [zu] betracht[en], das ein bestimmtes Feld von vergeschlechtlichen Subjektkonstruktionen vermittelt“ und dabei auf bestimmte Vorstellungen über geschlechtliche Zuständigkeiten und Arbeitsteilung rekurriert.26
Als zentrales Moment wird dabei die Erhöhung der employability und die Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt angesehen. Dies fügt sich damit nahtlos in die Lissabon-Strategie der EU ein, die bis 2010 eine Frauenbeschäftigungsquote von 60 Prozent als Bedingung für die Entwicklung Europas zum „wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt“ anstrebt.27
Unter diesem Gesichtspunkt ist auch der Bericht der Hartz-Kommission28 zu lesen. So betont Katharina Pühl, dass diese nicht nur auf eine „effektivere“ Vermittlung von Arbeitslosen, sondern implizit auf gelebte Alltags- und Lebensverhältnisse abzielt.29 Im Gegensatz zu GM bezieht sich dieser jedoch nicht allein auf Frauen, sondern spricht „beide Geschlechter“ als „UnternehmerInnen“ an, die sich (nicht zuletzt als Ich-AGs oder via Mini-Jobs) eigenverantwortlich und flexibel in den Arbeitsmarkt integrieren sollen. Geschlecht als herrschaftsförmiges gesellschaftliches Verhältnis wird – wie später noch zu zeigen sein wird – weitgehend dethematisiert, und ausschließlich sowie selektiv als „Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ angesprochen. Der Hartz-Bericht kann somit in den Prozessen der neoliberalen Restrukturierung der Sozialpolitik kontextualisiert werden, die über eine Neuausrichtung der wohlfahrtsstaatlichen Institutionen nach betriebswirtschaftlichen Kriterien hinaus auch den Abbau sozialstaatlicher Leistungen (der im verstärkten Maße vor allem Frauen und Mädchen betrifft) und eine „Reformulierung“ sozialstaatlicher Aufgaben forciert.30
Kontrastiert man die zentralen Aussagen in diesen Dokumenten etwa mit den Analysen des fordistischen Geschlechterregimes, so fällt auf, dass hier traditionelle Zuschreibungen an Weiblichkeit aufgebrochen werden und mit neuen Zuständigkeiten verbunden werden. „Je weniger sich die Grundpfeiler des Fordismus – Massenproduktion für den nationalen Binnenmarkt und Sozialstaatlichkeit – als Garantie für die erfolgreiche Reproduktion kapitalistischer Verhältnisse erwiesen, umso mehr trat an deren Stelle eine Form des Kapitalismus, der auf flexible und anpassungsfähige High-Tech Produktion setzt und sich primär an den Renditen des internationalen Finanzmarktes orientiert“.31
Die bis in die 1970er vorherrschende Entwicklungsweise, die vornehmlich an der tayloristischen Fließbandarbeit orientiert war, wurde zunehmend durch eine ersetzt, die durch De-Industrialisierung und ein Anwachsen des Dienstleistungssektor gekennzeichnet ist. Mit diesen Veränderungen musste in Konsequenz auch neue Formen politischer Arrangements und damit eine Neugestaltung der Subjektivierungsweisen organisiert werden. Dem Modell des fordistischen Massenarbeiters wurde dabei in den letzten Jahrzehnten nicht nur seine materielle Basis, in Form des Familienlohns und eines starken Wohlfahrtsstaates, entzogen. Auch eine Lebensweise, die auf Stabilität und Regelmäßigkeit aufbaut, entspricht nicht mehr den neoliberalen Anforderungen einer hochtechnologisierten und schnelllebigen Form des Kapitalismus. Eben diese Eigenschaften setzen auf Lohnarbeitssubjekte, die sich – sowohl zeitlich als auch räumlich – hochflexibel in diskontinuierliche Erwerbsverläufe und die Erfordernisse des Marktes einpassen. Artikuliert werden diese Anforderungen vornehmlich in Form des Appells an die individuelle Eigenverantwortung, Nutzenmaximierung und Selbstkontrolle, um die eigene Arbeitskraft am Arbeitsmarkt „wettbewerbsfähig“ zu halten. Ein Effekt der neoliberalen Subjektivierung ist, dass gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse oder ökonomische Konflikte als „Privatproblem“ individualisiert werden.

Neoliberale Paradoxien
Wie oben erwähnt, richten sich diese Anrufungen – und hier besteht ein entscheidender Unterschied zum Fordismus – explizit an Männer und Frauen, „[d]ie postfordistischen Lohnarbeitssubjekte sind nun männlich und weiblich“.32 Dazu werden mit der zunehmenden Betonung des Dienstleistungssektors und der affektiven Arbeit auch weiblich konnotierte Fähigkeiten, wie „Kommunikationsorientierung“, „Teamfähigkeit“ und ähnliche soft skills zunehmend nachgefragt, d.h. Frauen werden als deren vermeintliche Trägerinnen dazu aufgerufen, ihre employability als Frauen zu Markte zu tragen und sich in die unternehmerische Logik einzugliedern. Hier stellt sich die Frage, wie im Neoliberalismus bestimmte Geschlechterkodierungen je nach Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt abgerufen werden und in Konsequenz nach der Funktionalisierung vergeschlechtlicher Formen von Handeln und Fühlen.33
Des Weiteren drängt sich aus feministischer Sicht eine Beobachtung auf: Die hier forcierte Integration von Frauen in die Erwerbsarbeit verhandelt den Arbeitsmarkt in klassisch androzentrischer Manier als geschlechtsneutral. Dabei wird übersehen, dass der Arbeitsmarkt (immer noch) sowohl hinsichtlich der verschiedenen Tätigkeiten, d.h. der Aufgliederung in „Frauen- und Männerberufe“, als auch hinsichtlich der Entlohnung für gleiche Tätigkeiten (Stichwort gender pay gap), differenziert ist. Zur Erläuterung wollen wir an dieser Stelle kurz einige aussagekräftige Zahlen aus der letzten großen diesbezüglich durchgeführten Studie in Österreich nennen.34 So waren im Jahr 2006 81 Prozent der erwerbstätigen Frauen im meist durch unsicherere Arbeitsverhältnisse gekennzeichneten Dienstleistungssektor tätig, jedoch nur 54 Prozent der Männer. Auch die diesbezügliche Analyse nach beruflicher Qualifikation (oder expliziter formuliert, die Stellung im Beruf ) liefert eindeutige Ergebnisse. So lag der Anteil der Arbeiterinnen 2006 (öffentlicher Dienst nicht mitgerechnet) bei insgesamt 31 Prozent. Der Anteil an den HilfsarbeiterInnen lag jedoch bei 60 Prozent, der an den VorarbeiterInnen hingegen nur bei 4 Prozent. Betrachtet man die Gruppe der Angestellten, so betrug der Anteil an Frauen darunter 56 Prozent. Wiederum arbeiteten jedoch 69 Prozent im Bereich der gelernten Tätigkeiten, der Anteil an den Hochqualifizierten betrug hingegen nur 31 Prozent. Am aussagekräftigsten ist jedoch der Bereich der Teilzeitarbeit: 84 Prozent aller Teilzeiterwerbstätigkeiten waren Frauen.
Jedoch auch bezüglich der gleichen Tätigkeiten lassen sich große Unterschiede in der Bezahlung ausmachen, was den zweiten Aspekt des vergeschlechtlichen Arbeitsmarktes darstellt. Betrachtet man die unselbstständig Erwerbstätigen, so fällt auf, dass Frauen nur 60 Prozent des Bruttojahreseinkommens von Männern verdienen. Gleichzeitig sind die Einkommen unter Frauen zusätzlich ungleicher verteilt als bei Männern. Die größten geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede finden sich dabei im Handel, im Bereich der Energie- und Wasserversorgung und des Kredit- und Versicherungswesens: hier verdienen Frauen jeweils nur ca. 55 Prozent der Einkommen von Männern. Die geringsten Unterschiede gibt es im Beherbergungs- und Gaststättenwesen, das zugleich jedoch auch die Branche mit den meisten weiblichen Beschäftigten ist.
Genau diese geschlechtsspezifische Segregation des Arbeitsmarktes wird bei GM und dem Hartz-Programm ignoriert. „Der Bezugsmaßstab bei [diesen] Bestrebungen […] Frauen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, bleibt die bestehende androzentrische Norm, was allerdings zugleich unsichtbar und damit entpolitisiert bleibt“.35 Somit bleiben die strukturellen Gründe von Geschlechterungleichheit auf dem Arbeitsmarkt nicht nur unreflektiert, sondern werden dazu noch privatisiert und als Ausdruck individuellen Versagens stilisiert.
Parallel zur Anrufung an Frauen als Lohnarbeiterinnen steht jedoch – und hier ist die zentrale inhärente Widersprüchlichkeit neoliberaler weiblicher Subjektivierungsweisen auszumachen – ihre vorrangige Adressierung als Mütter, wie sie in beiden Dokumenten durch die Betonung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf artikuliert wird. Somit wird Reproduktionsarbeit nicht nur höchstens als „Markthindernis“ für potenzielle weibliche Lohnarbeiterinnen gesehen (was sie zynisch formuliert ja tatsächlich ist), sondern auch weiterhin als Aufgabe von Frauen festgeschrieben, die es privat zu organisieren gilt. Diese Tatsache erhält zudem zusätzlich Gewicht, wenn der gleichzeitige Abbau sozialstaatlicher Leistungen mit einbezogen wird. Durch das Wegfallen etwa von staatlich organisierter Kinderbetreuung oder Altenpflege ergibt sich eine Reprivatisierung von Pflege- und Betreuungsarbeit und damit eine implizite Verlagerung und Festschreibung in den Verantwortungsbereich von Frauen. Somit entsteht das geschlechterpolitische Paradox, dass eben diese Arbeit, die gesellschaftlich notwendig ist und durch die nichts Geringeres als die Reproduktion der Arbeitskraft geleistet wird, zwar implizit vorausgesetzt, dabei jedoch dethematisiert und individualisiert wird. Diese Beobachtung steht dabei in keinem Gegensatz zu der Tatsache, dass die Definition von Familie bzw. ihrer ökonomischen und normativen Funktionen, zunehmend Gegenstand breiterer Debatten sind. Reproduktionsarbeit muss nicht mehr ausschließlich im Rahmen der heterosexuellen Kleinfamilie geleistet werden, was die steigende Anzahl an Scheidungen und AlleinerzieherInnen bzw. die Diskussion rund um „Patchwork-Familien“ und eingetragene PartnerInnenschaft belegen – was die geschlechtliche Arbeitsteilung jedoch um nichts wirkungsloser macht.
Somit kann festgehalten werden dass die oben dargestellten widersprüchlichen Anrufungen – als flexible und eigenverantwortliche Lohnarbeiterin einerseits, als „fürsorgliche Mutter/Tochter/Ehefrau/Lebensgefährtin“ andererseits - als zentrales Merkmal weiblicher Subjektkonstitutionen im Neoliberalismus zu sehen sind, „in [der] die gesellschaftlichen Widersprüche eingehen, die sich aus der Form, wie die Produktionsarbeit und Reproduktionsarbeit [in kapitalistischen Gesellschaften] organisiert sind, ergeben“.36

Krise als Bruch?
Vor diesem Hintergrund können wir uns nun daran machen, Kontinuitäten, Brüche und Verschiebungen im Geschlechterregime zu suchen. Verändert die Krise das neoliberale Arrangement der Geschlechter? Dazu kehren wir zu unseren vier Dimensionen der Geschlechterregime zurück. Vorauszuschicken ist, dass es sich bei den folgenden Thesen um vorläufige Überlegungen handelt, die wir zur Diskussion stellen wollen. Sie beruhen zum Teil auf bereits existierenden ersten Analysen der Krise und ihrer Bearbeitungen aus feministischer Perspektive und zum Teil auf eigenen Beobachtungen, aus denen wir Tendenzen zu extrapolieren suchen.
In Bezug auf (1.) die vergeschlechtlichte Arbeitsteilung kann festgehalten werden, dass aktuell die bereits im neoliberalen Entwicklungsmodell angelegten Dynamiken verstärkt werden. Dies betrifft etwa die zunehmende Bedeutung von weiblich konnotierten Bereichen wie Pflege-, Bildungs- und Care-Tätigkeiten, deren Bezahlung und gesellschaftliche Anerkennung sich umgekehrt proportional zu ihrer Wichtigkeit zu entwickeln scheint. Was sich allerdings andeutet, ist dass die Tendenz, Frauen in Lohnarbeit zu integrieren, einen Knick erfährt. Denn diese Integration in den Arbeitsmarkt wurde besonders in den letzten Jahren in erster Linie über prekarisierte, schlecht abgesicherte Jobs organisiert. Diese sind es jedoch, die im Zuge der Krise als erste abgebaut werden, um den ökonomischen Druck auf die Betriebe abzufedern. Arbeitslosigkeit betrifft zunehmend Frauen, auch wenn ihre mediale Darstellung sich stets am männlichen Industriearbeiter orientiert.37
Diese Tendenz wird auch durch (2.) staatliche Politiken verstärkt. Denn die großen Strategien gegen die Krise und staatliche Konjunkturprogramme zielen fast ausschließlich auf den männlichen Vollzeitarbeiter. Gerettet wird die Autoindustrie, während Investitionen in Care-Work oder Bildungseinrichtungen, in denen besonders viele Frauen arbeiten, bislang ausbleiben.38 Staatlich organisiert und gestützt wird mithin ein doppelt vergeschlechtlichter Arbeitsmarkt, in dem Frauen einerseits bestimmte schlecht bezahlte und mit geringem gesellschaftlichem Ansehen verbundene Arbeitsplätze zugewiesen werden, und sie andererseits für gleiche Tätigkeiten weniger Lohn erhalten. Eine offene Frage in Bezug auf die staatliche Dimension des gegenwärtigen Geschlechterregimes ist, wie die medial lautstark begleitete „Rückkehr des Staates“ einzuschätzen ist. Auf den ersten Blick scheint durch die massiven konjunktur- und arbeitsmarktpolitischen Eingriffe die Ära des neoliberalen Privatisierungsmodells und des damit einhergehenden Bildes vom „schlanken Staat“ an ihr Ende zu gelangen. Wie Birgit Sauer hervorhebt, hatte das neoliberale Staatsmodell dabei stets einen „misogynen Subtext“, der nicht zuletzt „in der symbolisch diskursiven Abwertung des ‚feminisierten’ Wohlfahrtsstaates zum Ausdruck kommt“.39 Jedoch: der Staat, der nun „zurückzukommen“ scheint, war nie wirklich weg; und bloß weil er neben seinen „Aufgaben“ in den Bereichen der Repression und der Herstellung von Wettbewerbsfähigkeit nun auch wieder verstärkt als „ökonomischer Staatsapparat“ 40 auftritt, ist das maskulinistische Modell neoliberaler Staatlichkeit noch nicht in der Krise.
Für die (3.) Familienform gilt, dass die heterosexuelle Kleinfamilie, die im Fordismus noch der zentrale Reproduktionsort der Geschlechterverhältnisse schlechthin war, im Zuge der Neoliberalisierung der Gesellschaft teilweise unterminiert wurde und oft „nicht mehr die dominante Lebensform darstellt“.41 Ein Modell flexibler Patchworkstrukturen, in denen langfristige Bindungen zu Gunsten von LebensabschnittspartnerInnen an Bedeutung verlieren, fügt sich auch besser in das Anforderungsprofil eines/r zeitlich flexiblen und räumlich mobilen „ArbeitskraftunternehmerIn“. Dies betrifft die gelebten Praxen von prekär Beschäftigten und wurde und wird auch kulturell durch neue „Familienleitbilder“ reproduziert. Die queer-Theoretikerin Antke Engel etwa hat herausgearbeitet, dass die Figur des hyperflexiblen lifestyleschwulen Mannes, wie er in Film und Fernsehen präsentiert wird, als neoliberaler „Musterschüler“ funktioniert, indem er die Verantwortung für sein Wohlergehen unabhängig von Familienzusammenhängen übernimmt.42 Jedoch lässt sich bereits in den letzten Jahren eine Gegentendenz ausmachen, die nun in der Krise an Bedeutung zu gewinnen scheint. Denn die existenzielle Unsicherheit, denen prekarisierte Subjekte ausgesetzt sind, hat zu einer kulturellen Bewegung geführt, in der Geborgenheit, Sicherheit und die wohlige Wärme sozialer Nahverhältnisse zum Ziel des guten Lebens erklärt werden. Wenn die deutsche Teenie-Pop-Band Silbermond singt, man sehne sich bloß nach einem „kleinen bisschen Sicherheit“ und im Video dazu vor einer bedrohlichen Masse demonstrierender Menschen flüchtet, kann das als Element dieses neokonservativistischen Diskurses verstanden werden.43 In diesen fügen sich auch die Myriaden von „Doku-Soaps“ im deutschsprachigen Fernsehen, in denen es um die Einrichtung, Renovierung oder Neugestaltung der eigenen vier Wände geht, oder die omnipräsenten Kochsendungen. All diese Diskurselemente verweisen auf die Familie als Zufluchtsort vor den Wirren des Lebens da draußen. Am radikalsten verhandelt wird dies in Sendungen über schwangere Teenager, in denen 14-jährige Mädchen davon überzeugt werden, dass Arbeitslosigkeit, alkoholkranke Eltern, 35 Quadratmeter Substandardwohnung, ein absenter 13-jähriger Kindsvater und ein mittelschweres Drogenproblem keine Gründe darstellen, nicht doch „ja“ zum (Familien-) Leben zu sagen. Was diese Ideologie kennzeichnet, ist, dass sie die Familie als harmonischen Hort der Stabilität präsentiert, und nicht als das, was sie häufig ist: der gewalttätigste Ort außerhalb von Kriegsgebieten.44
Die vielleicht augenscheinlichsten Veränderungen gibt es im Bereich der (4.) Geschlechterleitbilder und der Subjektivierungsweisen. Denn wenn etwas wirklich in der Krise ist, dann jener Typus Mann, der noch vor kurzem als eine wichtige Figur hegemonialer Männlichkeit gedient hat. Der mit Milliarden jonglierende, smarte und kein Risiko scheuende Finanzmanager wurde medial als Krisenverursacher identifiziert und hat seither einen beispiellosen Absturz in der Beliebtheitsskala erfahren. In Island hat die Regierung Frauen an die Spitze zweier kollabierter und dann verstaatlichter Banken berufen, mit dem ausdrücklichen Auftrag „to clean up the young men’s mess“.45 Neben den Frauen als „bessere Kapitalistinnen“46, scheint an seine Stelle als hegemoniale Männlichkeit gerade der seriöse Krisenmanager zu treten, der mit Anzug und Krawattennadel das Schiff durch die stürmischen Zeiten navigiert. Der bundesdeutsche Wirtschaftsminister und „Baron der Herzen“47 Freiherr von und zu Guttenberg ist mit Adelstitel und zehn Vornamen für diese Rolle fast überqualifiziert. Jedoch sollen diese Verwerfungen nicht darüber hinweg täuschen, dass die vergeschlechtlichten Subjektivierungen überaus stabil sind. Die widersprüchlichen neoliberalen Anrufungen, die Frauen zugleich als flexibel an sich selbst arbeitende Unternehmerin ihrer selbst und als Haushaltsmanagerin und Mutter fordern, werden durch die Krise sogar noch verstärkt. Denn ein absehbarer Effekt von Lohnarbeitsplatzverlusten ist, dass zuvor ausgelagerte Teile der Reproduktionsarbeit – auswärts Essen, Putzkraft anstellen, Wäscherei nutzen – wieder in den Haushalt re-integriert werden. Und das bedeutet fast immer, dass der Frau, ob berufstätig oder nicht, ein höheres Ausmaß an unbezahlter Hausarbeit aufgebürdet wird.

Perspektiven in der Krise
Was können wir nun aus diesen Überlegungen folgern? Die Ausgangsfrage dieses Artikels war, ob die gegenwärtige Krise auch einen Bruch mit dem neoliberalen Geschlechterregime bedeutet, wie es sich in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren entwickelt hat. Die Antwort darauf muss ein eingeschränktes Nein sein. In der Gesamtschau wiegen jene Aspekte, die eine Kontinuität oder sogar Vertiefung des neoliberalen Geschlechterregimes darstellen, schwerer. Eine erste politische Konsequenz unserer Analyse ist also, dass Kommentare zum „Ende des Neoliberalismus“ mit großer Vorsicht zu genießen sind. Wer im Neoliberalismus einen „Rückzug des Staates“ zu erkennen glaubte und nun bass erstaunt dessen „Rückkehr“ in pseudo-keynesianischem Gewande beklatscht, sitzt einem Irrtum auf, der mit dem Blick auf Geschlechterregime überdeutlich wird. Wenn, wie wir argumentiert haben, die Organisation der Geschlechterverhältnisse ein wesentlicher und konstitutiver Bestandteil eines historischen Blocks ist, dann verweisen die Kontinuitäten im Geschlechterregime auch auf die relative Stabilität eines solchen. Das ist wichtig, weil die Linke, zumal die feministische, sich darauf einstellen muss, welchen Verhältnissen sie auch zukünftig entgegen treten muss.
Zugleich lassen sich Verschiebungen in einzelnen Aspekten des neoliberalen Geschlechterregimes identifizieren; dies betrifft einerseits die geschlechtsspezifischen Auswirkungen einer kontraktierenden Weltökonomie. Frauen, die überproportional häufig in in- oder semiformellen, prekarisierten Jobs tätig sind, sind zuvorderst von Arbeitsplatzabbau betroffen. Die unbezahlte und dethematisierte Arbeit, die von Frauen im Haushalt verrichtet wird, dient in Zeiten der Krise noch stärker als bisher als ökonomischer Druckausgleich. Andererseits verstärken auch die staatlichen Krisenbearbeitungspolitiken Geschlechterungleichheit. Dies wird wohl noch virulenter, wenn die zig Milliarden an Steuergeldern, die im letzten Jahr für Bankenrettungs- und Konjunkturpakete gesteckt wurden, in den kommenden Jahren wieder „eingespart“ werden müssen. Es braucht keine prophetischen Fähigkeiten um vorauszusagen, dass unter den gegenwärtigen Kräfteverhältnissen die Kosten der Budgetkonsolidierungen nach unten abgewälzt werden – und dass Frauen, ob als prekarisierte Lohn-, als unbezahlte Hausarbeiterinnen oder beides, die Hauptlast tragen werden. Dazu kommt, dass viele Arbeitsplätze im Bereich der öffentlichen Dienstleitungen zur Disposition gestellt werden, in denen zum überwiegenden Teil Frauen arbeiten. In den zukünftigen politischen und betrieblichen Auseinandersetzungen, die sich im weitesten Sinne um die Frage „wer bezahlt für die Krise?“ entzünden werden, muss diese Geschlechterdimension mit einbezogen werden. Das heißt auch, von links nicht vorbehaltlos jede Rettungsaktion für Industriebetriebe abzufeiern, bloß weil damit vorgeblich Arbeitsplätze gesichert werden. Neben der Frage, ob der Jobabbau damit nicht bloß rausgezögert wird, muss eben darauf geachtet werden, bei welchen Branchen und Tätigkeiten niemand rettend einspringt. Ein Beispiel wäre der Einzelhandel, in dem besonders viele Frauen (meist prekär) beschäftigt, und der bereits massive Krisensymptome zeigt.48
Aus linker feministischer Perspektive gilt es, auf diese vergeschlechtlichten Aspekte der Krise offensiv hinzuweisen und der systematischen Entnennung und Entwertung feminisierter Arbeit entgegen zu wirken. Zentraler Einsatzpunkt ist unter diesem Gesichtspunkt die geschlechtliche Arbeitsteilung, insbesondere Aspekte der Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen und nach dem Verhältnis von bezahlter Lohn- und unbezahlter Hausarbeit. Welche Tätigkeiten gelten gesellschaftlich überhaupt als Arbeit? Diese Frage steht im Zentrum etwa der Debatte um das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE), die wir aus diesem Grund auch für besonders kompatibel mit linken feministischen Diskursen halten. Eine Intervention, die die Diskussion um das BGE um eine geschlechterpolitische Dimension erweitert, die Bedeutung von Geschlechterleitbilder und Subjektivierungsweisen für die herrschenden Verhältnisse betont, Kritik an patriarchalen Staats- und Familienstrukturen übt und sich vom neokonservativen Sicherheitsdiskurs mit seiner regressiven Familienromantik abgrenzt – dies kann eine mittelfristige Perspektive für einen Feminismus sein, der aus der Krise – auch der eigenen – gestärkt hervorgeht und zum Aufbau einer erneuerten, anti-neoliberalen Linken beiträgt.

Anmerkungen
1 Young, Brigitte: Globale Finanzkrise und Gender, in: femina politica 18:1 (2009), S. 99-102
2 Schuberth, Helene: Ist die Krise männlich?, unter: http://www.beigewum.at/2009/09/ist-die-krise-mannlich
3 Young, a.a.O.
4 Financial Times, zit. n. Young, a.a.O., 99
5 Michalitsch, Gabriele: Konjunkturpolitik: Geschlechter-Macht und Geschlechter-Wahrheit, in: Kurswechsel 2/2009, S. 93-98
6 Zu Gramscis Begriff des historischen Blocks vgl. u.a. Gramsci, Antonio: Gefängnishefte, Bd. 7, Hamburg 1996, S. 1322 sowie 1567f.
7 Ludwig, Gundula: Gramscis Hegemonietheorie und die staatliche Produktion von vergeschlechtlichten Subjekten, in: Das Argument 270 (2007), 196-205, S. 198
8 Ebd., S. 43
9 Gramsci, Antonio: Gefängnishefte, Bd.9, Hamburg 1999, S. 2063-2100
10 Connell, Robert W.: The state, gender, and sexual politics. Theory and appraisal, in: Theory and Society, 19:5 (1990), S. 507-544
11 Nowak, Jörg: Geschlechterpolitik und Klassenherrschaft. Eine Integration marxistischer und feministischer Staatstheorien, Münster 2009: 161
12 Unter „Anrufung“ verstehen wir, im Anschluss an Louis Althusser, den sozialen Prozess, durch den Menschen zu „Subjekten“ gemacht werden, d.h. die mit einer einheitlichen, mit Namen versehenen, und einen bestimmten Platz innehabenden Identität ausgestattet werden. Vgl. Althusser, Louis: Ideologie und ideologische Staatsapparate (Anmerkungen für eine Untersuchung), in: ders.: Ideologie und ideologische Staatsapparate. Aufsätze zur marxistischen Theorie, Hamburg 1977, 108-168; Bosch, Herbert/Rehmann, Jan Christoph: Ideologische Staatsapparate und Subjekteffekt bei Althusser, in: Projekt Ideologie-Theorie (Hg.): Theorien über Ideologie, Berlin 1979, 105-129
13 In diese Konzeptionalisierung fließen Überlegungen mehrerer feministischer AutorInnen ein: Connell, a.a.O.; Pühl, Katharina/Wöhl, Stefanie: Modell „Doris“: Zur Kritik neoliberaler Geschlechterpolitiken aus gouvernementalitätstheoretischer Sicht”, in: www.copyriot.com/gouvernementalitaet (Hg.): „führe mich sanft“. Gouvernementalität - Anschlüsse an Michel Foucault, Frankfurt am Main 2003, S. 74-101; Henninger, Annette/Ostendorf, Helga: Einleitung: Erträge feministischer Institutionenanalyse, in: dies. (Hg.): Die politische Steuerung des Geschlechterregimes: Beiträge zur Theorie politischer Institutionen, Wiesbaden 2005, S. 9-34; Ludwig, Gundula: Zwischen „Unternehmerin ihrer selbst“ und „fürsorgender Weiblichkeit“. Regierungstechniken und weibliche Subjektkonstruktionen im Neoliberalismus, in: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis 68 (2006), S. 49-59
14 Ludwig 2006, a.a.O., S. 50f.
15 Gramsci, Antonio: Gefängnishefte, Bd.9, Hamburg 1999, S. 2072
16 Haug, Frigga: Mit Gramsci die Geschlechtervehältnisse begreifen, in: Merkens/Andreas, Rego Diaz/Victor (Hg.): Mit Gramsci arbeiten. Texte zur politisch-praktischen Aneignung Antonio Gramscis, Hamburg 2007, S. 43
17 Vgl. Gramsci, Antonio: Gefängnishefte, Bd.9, Hamburg 1999, S. 2087f
18 Gramsci, Antonio: Gefängnishefte, Bd.9, Hamburg 1999, S. 2088f
19 Ebd.
20 Ludwig 2007, a.a.O., S. 201
21 Ludwig 2006, a.a.O. S. 52
22 Vgl. Ludwig 2007, a.a.O., S. 199
23 vgl. Fraser, Nancy: Widerspenstige Praktiken. Macht, Diskurs, Geschlecht, Frankfurt am Main 1994; Sauer, Birgit: Die Asche des Souveräns. Staat und Demokratie in der Geschlechterdebatte, Frankfurt am Main 2001; Gottschall, Karin: Geschlechterverhältnis und Arbeitsmarktsegregation, in: Becker-Schmidt, Regina/Knapp, Gudrun-Axeli (Hg.): Das Geschlechterverhältnis als Gegenstand der Sozialwissenschaften, Frankfurt am Main/New York, 125-162; Genetti, Evi: Die GeschlechterGrenze des bürgerlichen Staates. Zur Kritik der Geschlechtergleichheit im Wohlfahrtsstaat, Wien 1998 (Diplomarbeit), Kulawik, Theresa: “Modern bis maternalistisch. Theorien des Wohlfahrtsstaates” in: Kulawik, Teresa/Sauer, Birgit (Hg.): Der halbierte Staat. Grundlagen feministischen Politikwissenschaft, Frankfurt am Main 1996, S. 47-75
24 Vgl. Ludwig 2007, a.a.O., S. 201
25 Die Leitlinien von GM wurden erstmals im Vertrag von Amsterdam 1997 ausgearbeitet, in denen festgehalten wurde, dass die „Vorraussetzung für die volle Verwirklichung der Demokratie ist, dass alle Bürgerinnen und Bürger gleichberechtigt am Wirtschaftsleben, an Entscheidungsprozessen, am gesellschaftlichen und kulturellen Leben und an der Zivilgesellschaft beteiligt und in allen Bereichen gleich stark vertreten sind.“ (Europäische Kommission, zit. nach Ludwig 2006, a.a.O., S. 54). GM soll als Instrument dienen, um eine Reorganisation und Evaluierung politischer Prozesse hinsichtlich ihrer geschlechterbezogenen Auswirkungen zu ermöglichen.
26 Ludwig 2006, a.a.O., S.53
27 Europäischer Rat, zit. n. ebd., S. 54
28 Dieser Bericht diente als Vorlage für die gemeinläufig als Hartz I bis IV bezeichneten Gesetze zur Reform der deutschen Arbeitsmarktpolitik, die von 2003 bis 2005 implementiert wurden. Durch den Fokus in diesem Artikel können die umfangreichen Diskussionen rund um die Umsetzung bzw. neuere interessange Entwicklungen und Novellierungen, wie etwa im Rahmen des Arbeitslosengeld II nicht berücksichtigt werden.
29 Pühl, Katharina: Neoliberale Paradoxien? Geschlechtsspezifische Veränderungen durch sozialpolitische Reregulierungen als Herausforderungen feministischer Theorie, in: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien 22:2+3 (2004), S. 40-50, hier: 45
30 Pühl: Neoliberale Paradoxien, a.a.O., S. 41f.
31 Ludwig 2006, a.a.O., S. 54
32 ebd., S. 55
33 vgl. Pühl: Neoliberale Paradoxien, a.a.O., S. 44 und dies.: Geschlechtsspezifische Sozialisation: Arbeit, Geschlecht, Gouvernementalität, in: Deck, Jan/Dellmann, Sarah/Loick, Daniel/Müller, Johanna (Hg.): Ich schau Dir in die Augen, gesellschaftlicher Verblendungszusammenhang. Texte zu Subjektkonstitution und Ideologieproduktion, Mainz 2001, S. 112-123
34 Statistik Austria: Frauen und Männer in Österreich. Statistische Analysen zu geschlechtsspezifischen Unterschieden, Wien 2007, S. 17-52
35 Ludwig 2006, a.a.O., S. 55
36 ebd., S. 56
37 Da Frauen überproportional in Branchen vertreten sind, die erst mit Verzögerung von der Krise betroffen sind (z.B. Tourismus, öffentliche Dienstleistungen etc.), sind sie von Arbeitslosigkeit nicht weniger, aber oft
später als Männer betroffen. Vgl. Scheele, Alexandra: Hat die Wirtschaftskrise ein Geschlecht?, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 3/2009, S. 26-28, sowie Wichterich, Christa: Frauen funktionieren als soziale Air Bags, in: diestandard.at, http://diestandard.at/fs/1252036990913/Frauen-funktionieren-als-soziale-Air-Bags
38 Michalitsch, a.a.O.
39 Sauer, Birgit: Öffentlichkeit und Privatheit revisited. Grenzneuziehungen im Neoliberalismus und die Konsequenzen für Geschlechterpolitik, in: Kurswechsel 4/2001, S. 5-11, hier: S. 8
40 Poulantzas, Nicos: Staatstheorie. Politischer Überbau, Ideologie, Autoritärer Etatismus, Hamburg 2002, S. 194ff.
41 Vgl. Sauer, a.a.O., S. 8
42 Engel, Antke: Gefeierte Vielfalt. Umstrittene Heterogenität. Befriedete Provokation. Sexuelle Lebensformen in spätmodernen Gesellschaften, in: Bartel, Rainer et al. (Hg.): Heteronormativität und Homosexualitäten, Innsbruck 2008, S. 43-64
43 Darauf haben die Goldenen Zitronen jüngst hingewiesen. Vgl. ihren Song „Aber der Silbermond“ auf ihrem neuen Album „Die Entstehung der Nacht“ (Buback Tonträger 2009). Doris Achelwillm schreibt dazu: „Die Goldenen Zitronen finden ‚Silbermond’ interessant, weil die deutschen Chart-Breaker seit einem ihrer letzten Hits sowas wie die unwidersprochene Speerspitze des popkulturell verhandelten Sicherheits-Dispositivs sind.“ (Achelwillm, Doris: Mit den Goldenen Zitronen durch die Krise. Zehn Thesen zur „Entstehung der Nacht“, 2009, http://www.die-goldenenzitronen.de/aktuelles.php
44 Nach Schätzungen ist in Österreich jede fünfte Frau von Gewalt durch einen nahen männlichen Angehörigen betroffen. 90 Prozent aller Gewalttaten an Frauen und Kinder passieren in der Familie und im sozialen Nahraum. Vgl. Thaler-Haag, Birgit: Gewalt gegen Frauen im sozialen Nahraum. Ursachen, Formen und Muster von Gewalt in Beziehungen, Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Eine von fünf. Gewalt gegen Frauen im sozialen Nahraum“ am 20. Okt. 2008, online unter http://www.birgitsauer.org/WS%202008_09/VO%20Eine%20von%205/ThalerHaag.pdf
45 Financial Times, zit. nach Young, Brigitte: Globale Finanzkrisen und Gender, a.a.O.
46 Wichterich, a.a.O.
47 Jörges, Hans-Ulrich: Guttenberg, der Baron der Herzen, Stern, 6. Juni 2009
48 Scheele, a.a.O.