"Ich mußte mich einfach dem Marxismus zuwenden"

Interview mit Paul M. Sweezy

Dieses Interview wurde 1999 anläßlich 50 Jahre Monthly Review veröffentlicht. Paul Sweezy, Mitbegründer und Herausgeber, marxistischer Ökonom, ist im Februar 2004 im Alter von 93 Jahren verstorbe

Paul Sweezy ist einer der Begründer von Monthly Review. Seine Beiträge zur Wirtschaftstheorie, zur Geschichte und zur Politikanalyse haben breite Anerkennung erfahren. Er wurde 1910 in New York als Sohn eines Bankmanagers geboren und studierte an der Philips Exeter Academy und der Harvard University, wo er 1931 seinen ersten akademischen Grad erwarb. In den Jahren 1932 und 1933 studierte er an der London School of Economics. Dort kam er erstmals mit dem Marxismus in Berührung. Zurückgekehrt an die Harvard University promovierte er 1937 mit einer wirtschaftshistorischen Arbeit über Monopol und Konkurrenz im englischen Kohlehandel 1550-1800. Bis 1942 - dem Jahr, in dem seine Schrift The Theory of Capitalist Development (Die Theorie kapitalistischer Entwicklung) erschien - lehrte er Wirtschaftstheorie in Harvard. Danach trat er in die Forschungs- und Analyseabteilung des Office of Strategic Services (OSS - Büro für Strategische Dienste), einem Vorläufer der Central Intelligence Agency (CIA), ein, wo er am geheimen European Politcal Report arbeitete. Im Herbst 1945 kehrte er schließlich in die USA und nach Harvard zurück. Als jedoch seine Bewerbung auf eine Professur abgelehnt wurde, entschloß er sich, die Universität für immer zu verlassen. 1946 erhielt er eine Zuwendung vom Social Sciences Research Council (Forschungsrat für Sozialwissenschaften) und zog nach New Hampshire, wo er die Arbeiten an Socialism (1949) abschloß. (Sweezy erbte in dieser Zeit das Vermögen seines Vaters und war fortan nicht mehr auf den Erwerb eines Lohneinkommens angewiesen - der Übers.)

Alle späteren Schriften Sweezys sind bei Monthly Review Press erschienen. Er war Mitautor von Cuba: Anatomy of a Revolution (1960) und Socialism in Cuba (1969) zusammen mit Leo Huberman, Monopoly Capital (1966) zusammen mit Paul A. Baran, und The Dynamics of U. S. Capitalism (1970), The End of Prosperity (1977), The Deepening Crisis of U. S. Capitalism (1980), Stagnation and the Financial Explosion (1987) sowie The Irreversible Crisis (1988), alle zusammen mit Harry Magdoff. Seine Aufsätze und Vorlesungen wurden gesammelt herausgegeben in The Present as History (1953), Modern Capitalism and Other Essays (1972), Post-Revolutionary Society (1980) und Four Lectures on Marxism (1981).

Die Gründung von "Monthly Review"
Ohne allzusehr ins Detail zu gehen, wieso waren Sie und Leo Huberman davon überzeugt, daß eine sozialistische Zeitschrift eine Chance haben würde, ausgerechnet 1949, in dieser spezifischen Situation, in der die Linke (in den USA) heftigen Angriffen ausgesetzt war und sich in Auflösung befand?

PAUL SWEEZY: Ja, die Begleitumstände waren scheinbar alles andere als günstig. Leo und ich, wir hatten den Eindruck, daß sozialistische Ideen im geistigen Leben des damaligen Amerikas entweder ignoriert oder fehlverstanden, auf jeden Fall aber unterrepräsentiert waren. Wir wollten dem etwas entgegensetzen; vor allem wollten wir aber die Kontinuität mit den älteren Traditionen des Marxistischen Denkens in unserem Land sichern. Allerdings wußten wir zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich, was wir da taten; wir hofften nur, daß es etwas werden würde - und wie sich herausgestellt hat, hatten wir recht.

Wie war die Beziehung zwischen Ihnen und Leo Huberman (1)? Wenn man Ihrer beider Schriften vergleicht, gewinnt man den Eindruck, daß Sie ganz unterschiedliche Stärken hatten; gab es eine Art informelle Arbeitsteilung zwischen Ihnen Â…

PAUL SWEEZY: Er war von uns beiden der entschieden bessere Geschäftsmann Â… Er war in solchen Dingen wirklich gut. Und Leo wäre sicherlich etwas geworden, wenn er in die Wirtschaft gegangen wäre. Er hatte überhaupt eine Menge von jenen Vorzügen, die mir völlig abgehen. Ich bin viel zu chaotisch, um irgend etwas systematisch zu machen.
Aber ich denke, ich bin mehr Theoretiker als Leo. Leo war ein solider, guter Linker, immer auf dem aktuellsten Stand, aber Ideen entwickeln war seine Sache nicht. Das war meine Abteilung, denke ich. Über Jahre habe ich faktisch die Monatsrückblicke (Reviews of the Month, die Editorials von Monthly Review - der Übers.) geschrieben; nicht alle, aber die meisten. Hin und wieder hat auch Leo einen geschrieben. Wir haben uns immer über das Thema und seine Darstellung abgestimmt. Aber für den Entwurf war ich in der Regel zuständig.
Leos Aufgabe waren alle geschäftlichen und Verwaltungsbelange. Wissen Sie, ich lebe seit Jahrzehnten oben in New Hampshire und komme nur einmal im Monat rein - vor allem, um das Editorial zu schreiben und Manuskripte zu lesen. Er hingegen war vollauf beschäftigt mit all dem bürokratischen Kram, den die Herausgabe einer Zeitschrift nun mal mit sich bringt Â… Er stellte das Endmanuskript zusammen, schaffte es in die Druckerei. Aber ohne die Hilfe von Gerty, seiner Frau, wäre auch er überfordert gewesen. Sie war eine ausgebildete Buchhalterin und führte die Bücher. Und da war noch Sybil Huntington May, sie verbrachte die Sommer zusammen mit Hubermans und uns (der Familie Sweezy - der Übers.) in MarthaÂ’s Vinyard, einer Art Feriensiedlung - wir alle fünf waren da oben, erledigten die Buchhaltung und verwalteten die Liste der Abonnenten. Das war die gesamte Bürokratie am Anfang: Gerty, Leo und Sybil.

Wie kam es zum Namen "Monthly Review"?

PAUL SWEEZY: Wir brauchten lange, sehr lange, für die Namensfindung. Nachdem wir uns entschlossen hatten, das Projekt tatsächlich Wirklichkeit werden zu lassen, suchten wir einen Titel, der möglichst genau das ausdrücken sollte, was wir beabsichtigten. Wir hatten eine lange Liste mit Titelvorschlägen, entschieden uns jedoch schließlich für einen, der nicht Dinge vorwegnahm oder Verheißungen wie sozialistisch oder revolutionär oder ähnliches suggerierte - aber wir bekannten uns zu unseren Visionen im Untertitel: "An Independent Socialist Magazine" (Eine unabhängige sozialistische Zeitschrift).

Was bedeutete "unabhängig" für Sie?

PAUL SWEEZY: Unabhängigsein von einer politischen Linie, die von irgend jemand oktroyiert wird.

Marxist werden
Gab es irgendeinen familiären Hintergrund oder eine spezifische Erfahrung in Ihrer Oberschulzeit in Exeter, das Ihre spätere Entwicklung zu einem Radikalen (Linken) vorbestimmt hätte?

PAUL SWEEZY: Nein, oder vielleicht in gewissem Sinne doch - mein Vater war ein Freidenker und extrem liberal.

Ein Freidenker im religiösen Sinne?

PAUL SWEEZY: Ja. Ich erinnere mich lebhaft an meine Kindheit, als wir die Sonntagsschule (Religionsunterricht - der Übers.) besuchten, während meine Eltern, mehr oder weniger weil es sich so gehörte, als Element ihrer Sozialisation sozusagen, zur Kirche gingen; und wir schließlich zurück nach Hause kamen zum Sonntagsmahl. Damals lebte meine Großmutter - die Mutter meiner Mutter -, eine sehr gläubige Methodistin, noch bei uns. Sie glaubte tatsächlich alles genauso, wie es in der Bibel geschrieben stand, und mein Vater glaubte davon nichts, was nicht irgendwie plausibel war. Er geriet jedesmal in Streit mit meiner Großmutter. Ich habe mich niemals eingemischt, aber ich habe zugehört. Und jedesmal dachte ich: ›Er hat recht; er hat recht!‹ Zum Beispiel in bezug auf den Wal, der Jonas verschlungen haben soll - ich konnte das nicht glauben. Auf diese Weise hat die Freidenkerart meines Vaters sicherlich den Grundstein dafür gelegt, daß ich später an alles sehr undogmatisch herangegangen bin.

Und wie war das in Harvard?

PAUL SWEEZY: Ja, Harvard - das war damals vor allem Protest. Daß ich für Norman Thomas gestimmt habe, statt für entweder Roosevelt oder Hoover, war reiner Protest. Dahinter stand keine politische Überzeugung. Erst als ich 1932 und 1933 an der London School of Economics war, wurde ich wirklich mit radikalen (linken) Konzepten konfrontiert.

Wie, genau, kam es dazu?

PAUL SWEEZY: Das ist ziemlich schwierig zu beschreiben. An der London School of Economics waren damals Menschen von überall aus dem Britischen Imperium. Und Harold Laski war sicherlich der herausragende Politikwissenschaftler damals. Ich besuchte manchmal seine Donnerstag-Soirée. Er war zwar ein loyales Mitglied der Labour Party, und darin lagen auch die Grenzen seines Marxismus beschlossen, die er niemals überschritten hat, aber die Große Krise hatte auch ihn radikalisiert. Ich wurde von seinen historischen Schriften zweifellos beeinflußt. Aber entscheidend beeinflußt haben mich sicher seine Studenten der höheren Semester. Unter ihnen gab es alle Schattierungen von Kommunisten, Trotzkisten - und Linken überhaupt. Die meisten waren herausragend und beeindruckend zugleich. Und so wurde ich von einem ›gläubigen‹ Anhänger der USamerikanisch geprägten Wirtschaftstheorie - über den Umweg der Österreichischen Schule - schließlich zu einem Linken radikalisiert. Ich näherte mich diesem Denken vor allem durch Gespräche, die ich mit diesen Studenten hatte, von denen einige gebildeter waren als die ganze Fakultät zusammengenommen.
Damals war die wirtschaftliche Lage, was man bedenken muß, katastrophal. Es gab weder eine vernünftige und vor allem anerkannte Theorie, wie es dazu kommen konnte, noch eine, wie es weitergehen könnte. Sicher, Keynes (2) war schon eine sehr bekannte Person, bereits seit dem Ende des Ersten Weltkriegs. Seine Treatise on Money (dt. "Vom Gelde", 1931 - der Übers.) wurde, glaube ich, 1930 veröffentlicht. Ich habe seine Schriften noch in Harvard gründlich studiert. Wir lasen auch Hayek (3) und waren hin und her gerissen zwischen den verschiedenen Sichten, immer auf der Suche nach einem Konzept, das in der Lage war, die Zustände zu erklären. Unter dem Eindruck all dessen stieß ich schließlich auf marxistische Erklärungen. Als ich mich damit zum erstenmal zu befassen begann, tat sich mir ein Kosmos neuer Einsichten auf - es gab nicht nur zyklische Krisen, sondern auch eine Krise des Systems als Ganzes.
Dann las ich Trotzkis Geschichte der Russischen Revolution, und das warÂ’s: einfach ein brillantes Buch.

Das war also das Buch, das alles entschied?

PAUL SWEEZY: Ja, davon bin ich überzeugt; jedenfalls insofern es um die Russische Revolution ging. Ich wußte vorher nichts darüber, und dann las ich von diesem unglaublich erregenden und beeindruckenden geschichtlichen Drama. Ich mußte mich einfach dem Marxismus zuwenden; ich studierte und dachte nach. Vor allem nach meiner Rückkehr in die Staaten im Herbst 1933 begann ich ein ernsthaftes systematisches Studium des Marxismus. Damals veränderte sich auch die Situation in Harvard. An den US-amerikanischen Universitäten vollzogen sich Veränderungen bisher ungeahnten Ausmaßes. Es gab auf einmal überall Linke. Aber Marxisten waren noch immer in der Minderheit. Ich denke, die meisten von uns waren noch im Stadium des Selbststudiums und der Bewußtwerdung begriffen.

Historische Perspektiven gewinnen
Wie würden Sie ihr Verhältnis zu Joseph Schumpeter (4) beschreiben?

PAUL SWEEZY: Eigentlich war ich für ein oder zwei Jahre sein wissenschaftlicher Assistent im ersten Fünfjahreskurs in Wirtschaftstheorie für Graduierte. Aber unsere Beziehung war sehr persönlich und sehr vielseitig. Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis, obwohl wir faktisch geradezu entgegengesetzten politischen Lagern angehörten. Als ich 1933/34 zurück nach Harvard kam, verstand ich mich selbst als Marxist. Ich besuchte Schumpeters Doktorandenseminare und bemerkte, daß er den Marxismus sehr ernsthaft behandelte. Ich denke, Schumpeter war zwar im Grunde sehr konservativ - wir waren diesbezüglich Antagonisten -, aber er war nie ignorant; er versuchte vielmehr, eine Gegentheorie zu Marx zu entwerfen. In allen seinen Schriften behandelt er Marx ausgesprochen seriös, ganz im Gegensatz zu der unglaublich vulgären Art anglo-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, mit Marx umzugehen. Obwohl ich mit Schumpeter nie einer Meinung war, war es immer ein Gewinn, mit ihm zu debattieren. Insbesondere sein historisches Wissen war beeindruckend.

Eines interessiert mich dabei vor allem - seine Überzeugung von der Bedeutung der Geschichte für das Studium der Wirtschaftswissenschaften. Haben Sie sich daran orientiert, oder kommt Ihr geschichtliches Interesse vor allem aus dem Marxismus? Ihre Schriften sind jedenfalls stets (wirtschafts)historisch angelegt.

PAUL SWEEZY: Ja, das ist richtig. Ich weiß nicht so recht, wie ich es erklären soll. Ich war immer äußerst skeptisch gegenüber dem Grenznutzenkram und dem methodischen Individualismus. Aber ich konnte mit dieser Unzufriedenheit nichts Rechtes anfangen, bis ich auf Marx stieß. Und auf einmal fügten sich die Teile zu einem Bild. Es braucht allerdings einige Zeit und Mühen, bis diese Art des Herangehens sozusagen zur ›unterbewußten‹ zweiten Natur wird, zur Grundlage des analytischen Vorgehens überhaupt.
Mehr und mehr gewann ich die Überzeugung, daß Sozialwissenschaften eigentlich historische Wissenschaften sind. Das ist ihr Gegenstand schlechthin. Man kann das in ökonomische, politische und soziologische Disziplinen zerlegen; aber alle sind stets miteinander verbunden. Es ist zwar prinzipiell möglich, einzelne Aspekte auszusondern, aber für mich ist das Augenwischerei und wenig wissenschaftlich - soweit es um wirklichen Erkenntnisgewinn geht. Geschichte ist die Grundlage von allem. Und der Marxismus ist die einzige Wissenschaft, die ein solches Herangehen nicht nur möglich macht, sondern sogar fordert. Der historische Materialismus ist daher die Basis aller Sozialwissenschaften.
Demgegenüber ist es stupide, abstrakte Formeln zu akzeptieren (in denen Raum und Zeit faktisch eliminiert sind - der Übers.). Für jemand, der sich an derartiges erst einmal gewöhnt hat, ist die Marxsche Denkweise, für die Formeln nie eine große Bedeutung hatten, nur schwer nachvollziehbar. Â… Marx und Engels haben nie dogmatische Lehrbücher verfaßt. Sie schrieben Kritiken zu den Werken ihrer Zeitgenossen. Jedes größere Werk, das Marx je verfaßt hat, trägt den Begriff "Kritik" entweder im Titel oder im Untertitel. Das war seine Art, wie er glaubte, gesellschaftliche Erscheinungen behandeln zu müssen.

Hat Sie irgend jemand in Harvard ermutigt, historische Studien über Monopol und Konkurrenz in der englischen Kohleindustrie anzustellen, oder sind Sie von allein darauf gekommen?

PAUL SWEEZY: Nein; ich bin irgendwie darauf gekommen, als ich mich mit der Literatur zur englischen Wirtschaftsgeschichte befaßte. Damals entschied ich mich, mein Interesse darauf zu konzentrieren. Es war zu einer Zeit, als Chamberlin (5) und Robinson (6) monopolistische und ungleiche Konkurrenz in die neoklassische Wirtschaftstheorie einbrachten. Mir schien es von Anfang an, daß mit diesem Thema vielmehr gravierende makro-ökonomische Effekte verbunden waren, als die ›Erfinder‹ der Theorie selbst glauben machen wollten. Überhaupt war das ganze Zeug über monopolistische und ungleiche Konkurrenz zunächst ohne jeden Bezug zur Volkswirtschaftstheorie. Derjenige, der diesen Bezug insbesondere hergestellt hat, war Michael Kalecki (7). Kalecki war großartig; ein Marxist durch und durch.

Welcher Art waren Ihre Beziehungen zur Kommunistischen Partei in Cambridge - gab es überhaupt welche?

PAUL SWEEZY: Es gab nie formelle Beziehungen. Sicher, ich kenne schon eine Reihe von denen, Granville Hicks vor allem. Er war Hochschullehrer in Harvard und zugleich offen Kommunist. Zudem war eine große Zahl von Lehrern, vor allem jene, die der Lehrergewerkschaft beitraten, Mitglied oder Sympathisant der Kommunistischen Partei, die in dieser Zeit die einzige gut organisierte politische Kraft war. Ja, ich kannte viele, arbeitete mit ihnen und wir hatten viele Kontroversen.
Aber ich war niemals versucht beizutreten, vor allem wegen des extremen ideologischen Dogmatismus. Ich wußte, daß er der Tod für jedes unabhängige Denken sein würde. Als ich zum Beispiel mein Buch Die Theorie kapitalistischer Entwicklung veröffentlichte, wartete die KP mit ihrer Stellungnahme erst auf eine Anweisung aus Moskau, ob das zu unterstützen oder abzulehnen sei. Diese Art geistige Unmündigkeit habe ich immer verabscheut.
Ich war sicherlich ein Befürworter einer Volksfrontpolitik, die die Kommunisten einschließt und ihnen sogar unter bestimmten Bedingungen eine gewisse Vorherrschaft zubilligt. Aber ich, wie viele andere Intellektuelle, war damals der Überzeugung, daß in den 1930ern der Faschismus die Bedrohung schlechthin war; und daß es deshalb notwendig war, Allianzen und Koalitionen mit allen einzugehen, die dagegen waren Â…
[Â…]

Von einigen wird Ihr Buch "Die Theorie kapitalistischer Entwicklung " (veröffentlicht 1942 bei Oxford University Press) noch immer als die beste Einführung in die marxistische Wirtschaftstheorie bezeichnet. Wie ist es entstanden?

PAUL SWEEZY: Ich wurde Mitte der 1930er Assistent am Kurs zur Wirtschaft des Sozialismus - wann genau, weiß ich nicht mehr. Professor war seinerzeit Edward Mason, und ich war sein Assistent für zwei, drei Jahre. Schließlich langweilte ihn der Kurs, und er überließ ihn allein mir. Es wurde mein Kurs. Indem ich ihn nun selbst lehrte, wurde mir bewußt, daß es keine einigermaßen befriedigende, zusammenfassende Darstellung marxistischer Wirtschaftstheorie gibt. Und so entstand auf der Grundlage meiner Vorlesungen im Laufe von vier bis fünf Jahren der erste Entwurf zur Theorie kapitalistischer Entwicklung. Das Buch erschien 1942, faktisch kurz bevor ich zur Armee ging.
Es gab nie eine überarbeitete Auflage, wodurch - denke ich - der ursprüngliche Entwurf seine Ausstrahlungskraft bewahrt hat. Und ich habe bis heute nicht die Absicht, irgend etwas zu ändern. In dieser Hinsicht bin ich ein wenig wie Schumpeter, von dem der Ausspruch stammt, daß Bücher wie Kinder sind - haben sie erstmal das Haus verlassen, verliert man die Kontrolle über sie. Aber selbst heute noch kann dieses Buch, ohne grundsätzliche Revision, als Einstieg in die marxistische Wirtschaftstheorie verwandt werden.
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Marxismus und "Monthly Review"
Zurück zu den ersten Tagen von "Monthly Review". Den berühmten Artikel von Albert Einstein in der ersten Nummer haben Sie durch Vermittlung von Otto Nathan erhalten. Wie kam es dazu?

PAUL SWEEZY: Das ist eine ziemlich verwickelte Geschichte. Otto war seit langem mit Leo befreundet. Zugleich war er ein enger Vertrauter, Gehilfe und Freund von Einstein - und er war Mitbegründer von Monthly Review. Es ist wirklich kaum zu beschreiben, was sich schließlich zugetragen hat. Otto war einer von denen, die nicht wollten, daß ihr Engagement für Monthly Review öffentlich wird. Wie Sie wissen, war es damals eine ziemlich heikle Sache, sich öffentlich als Sozialist zu bekennen. Otto war ein Flüchtling aus Deutschland und ein altgedienter deutscher Sozialdemokrat. Ich weiß nicht, wie er an Einstein geraten ist - seinerzeit in Deutschland -, aber hier stand er ihm sehr nah, und er war es, der schließlich Einstein überzeugte, diesen Artikel zu schreiben. Wir dachten ursprünglich an eine Serie von Beiträgen unter dem Motto "Warum ich Sozialist bin", aber Einstein hat das nicht aufgegriffen. Er schrieb über "Warum Sozialismus?". Ich denke bis heute, daß das keinen großen Unterschied macht, aber er entschied sich eben für diese Formulierung.

Aber ist das nicht Einsteins klarstes Bekenntnis zum Sozialismus?

PAUL SWEEZY: Das weiß ich wirklich nicht. Ich denke, es war ein Bekenntnis von vielen; genauso klar wie andere auch. Er sagt in seinem Beitrag zwar nie explizit ›Ich bin Sozialist‹, aber er wirbt für den Sozialismus. Und sein Aufsatz ist selbst heute noch ein herausragender Text - denke ich. Wir haben ihn hundertemal nachgedruckt; vielleicht nicht genau, aber unglaublich oft.

Die Zeitschrift wurde anfänglich von F. O. Matthiessen finanziert.

PAUL SWEEZY: Ja, von Matthiessen. Nur durch die Anfangsfinanzierung von Matthiessen wurde es möglich, das Projekt von der Idee zur Wirklichkeit werden zu lassen. Das war jedoch auch die einzige nennenswerte Summe, die wir hatten, bevor wir mit der ersten Nummer und dem Aufruf zur finanziellen Unterstützung an die Öffentlichkeit gehen konnten. Wir hatten, glaube ich, am Anfang vierhundert Unterstützer, die Leo und ich größtenteils persönlich kannten. [Â…]

Wann trafen Sie Paul Baran (8) ?

PAUL SWEEZY: Ich traf ihn erstmals 1939. Er kam nach Harvard und hatte ein Empfehlungsschreiben von Oskar Lange (9) dabei, den ich seit Jahren gut kannte. Oskar war Pole, und Baran hatte polnische Wurzeln und Beziehungen zu ihm. [Â…] Wir waren uns - vor allem in theoretischen Fragen - von Anfang an sehr nahe. [Â…] Obwohl Baran nie Mitherausgeber von Monthly Review war, war er der Zeitschrift, wie viele andere auch, eng verbunden. Wir alle brauchten das Umfeld von Monthly Review. Es geht eben nicht nur um die nackten Existenzmittel allein. Man braucht auch die Gemeinschaft. Und Monthly Review hat das für mich und für alle anderen vermittelt - Leo Huberman, später Harry Magdoff (10) und Harry Braverman (11). Monthly Review war für uns das Mittel, unsere Überzeugungen im gegenseitigen Austausch zu stärken. Wir haben darin nie eine Einkommensquelle gesehen Â…
[Â…]

Was glauben Sie, worin besteht der spezielle Beitrag von "Monthly Review" zur marxistischen Theorie

PAUL SWEEZY: Der Ansatz von Monthly Review war immer an Marx orientiert - revolutionär, nicht-reformistisch und nicht-revisionistisch -, und er war zugleich nicht-dogmatisch und nicht-fundamentalistisch, immer der Überzeugung verpflichtet, daß Marx keineswegs das letzte Wort zu allem und nichts gesagt hat. Wir haben stets anerkannt, daß hundert Jahre später eine Vielzahl neuer Erscheinungen aufgetreten ist, die im Geiste von Marx analysiert werden müssen, jedoch nicht durch eine bornierte Marx-Exegese erklärt werden können. Das ist - so würde ich denken - vielleicht der wichtigste Beitrag.
In den USA, wie auch anderswo, ist der Marxismus heute geprägt durch die Spaltung in eine Gruppierung, die am liebsten alles Wertvolle des Marxismus - die Klassenfrage, die Arbeitswerttheorie usw. - über Bord werfen würden, und jene Gruppe, deren Mitglieder alles mit dem Kapital erklären wollen. Es geht um die Kontroverse zwischen Revisionisten, die alles vergessen oder zumindest ummodeln wollen und jenen, die aber auch gar nichts ändern mögen. Wir standen immer zwischen beiden Lagern, in dem Sinne, daß wir die Methodologie, den Geist und das Wesen des Marxismus bewahren wollten, aber nicht auf fundamentalistisch dogmatische Weise. Das hat uns schließlich zu einigen neuen Konzepten gebracht, mit denen wir die Veränderungen im 20. Jahrhundert zu erklären versuchen. Viele dieser Konzepte gehen natürlich auf ältere Ansätze zurück. Ich denke da insbesondere an die Frage von Finanz- und Monopolkapital, wo wir an Hilferding (12) anknüpfen und natürlich an Lenin. Unsere Interpretation ist keineswegs wirklich neu, aber die Fundamentalisten wollten niemals auch nur das geringste am Original ändern, akzeptierten nichts, was sich nicht durch Zitate aus den überlieferten Texten belegen ließ. Vieles von unseren neuen Überlegungen findet sich bereits, in Andeutungen zumindest, in der Theorie kapitalistischer Entwicklung. Es ist durchaus nicht alles neu, aber mit neuen Aspekten angereichert - zum Beispiel mit Überlegungen zum Wirtschaftskreislauf oder zur langfristigen Stagnation der Reallöhne oder zu Veränderungen im Akkumulationsprozeß usw. Neue Analysen zum Akkumulationsprozeß haben so zur Erweiterung der Theorie des Monopolkapitals in diesem Jahrhundert geführt. Das haben die Fundamentalisten übrigens immer zurückgewiesen. Die behaupten, daß sich trotz Aufkommen der Großunternehmen nichts wesentliches am Kapitalismus, wie ihn schon Marx analysiert hat, geändert habe. Und so ließen sich alle Erklärungsansätze bereits in MarxÂ’ Texten finden. Die Formen der Konkurrenz hätten sich zwar geändert, aber nicht ihre Resultate. Das war nie unsere Position, und ich denke, daß unser Konzept inzwischen mehrheitlich unter Marxisten geteilt wird.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein war der Beitrag von Paul Baran zur Erklärung des Verhältnisses von Entwicklung und Unterentwicklung im kapitalistischen Weltwirtschaftssystem. Seine Theorie beruht auf der Annahme, daß kapitalistische Entwicklung keineswegs als nachholende Entwicklung, die zur Angleichung der Lebensbedingungen führt, verstanden werden darf. Kapitalismus tendiert vielmehr zur Polarisierung von Entwicklung in entwickelte und unterentwickelte Gebiete, so daß beide ein dialektisches Ganzes bilden. Damit läßt sich mehr oder weniger immanent erklären, warum Revolutionen nach dem Zweiten Weltkrieg nicht in entwickelten, sondern in unterentwickelten Gebieten stattfanden. Und schon die Russische Revolution war genau genommen von dieser Art - nur daß dies niemand so recht wahrgenommen hat. [Â…]
Schließlich wäre da noch Harry MagdoffÂ’s Beitrag zur Imperialismustheorie zu erwähnen. Magdoff steht dem Denken von Baran und unseren Überlegungen zum Monopolkapital und zum Akkumulationsprozeß sehr nahe. Er befaßt sich allerdings vor allem mit neueren Entwicklungen seit dem Zweiten Weltkrieg. Zusammengefaßt zu einem logischen Ganzen und empirisch unterlegt wurde das von ihm vor allem in Die Ära des Imperialismus.
Bravermans Leistung besteht im wesentlichen in der auf MarxÂ’ ersten Band des Kapitals zurückgehenden Analyse der modernen Arbeitsteilung, der Rolle wissenschaftlicher Erkenntnisse im Produktionsprozeß, von Veränderungen in den industriellen Beziehungen und der Taylorisierung des Arbeitsprozesses, die die Arbeiter zu bloßen Anhängseln der Fließbandproduktion degradiert.
Darüber hinaus haben wir gerade erst begonnen, uns mit der neuen Rolle, die den Finanzmärkten in den letzen zwanzig Jahren zugekommen ist, zu befassen. [Â…] Was wir jetzt erleben, ist eine neue Form der allgemeinen Tendenz des Kapitals, sich zunehmend der Geld(markt)manipulation und Spekulation zuzuwenden, um (mehr) Geld unmittelbar aus Geld zu machen - ohne das Dazwischentreten der Produktion.
Diese Tendenz gibt es schon solange wie das Kapital selbst - Marx hat sie bereits sehr sorgfältig untersucht; insbesondere das Handelskapital, das Profit ohne Produktion allein durch den Warenaustausch realisiert. Man kauft billig und schafft die Waren an jene Orte, an denen eine bedeutend größere Knappheit an diesen Gütern herrscht und so verwandelt sich G in ein größeres GÂ’. Das ist bekanntlich die Marxsche Beschreibung der kapitalistischen Akkumulation in ihrer ureigensten Form: Geld wird zu mehr Geld: G-GÂ’ ohne einen eigentlichen Produktionsprozeß. Sicher, diese Tendenz wurde später durch die Dominanz der industriellen Produktion zurückgedrängt, aber heute ist sie wieder auf dem Vormarsch - in Form eines außerordentlichen Anwachsens der Verschuldung, durch das rasche Wachstum der Finanzmärkte, auf denen völlig losgelöst von der realen Produktion agiert wird. [Â…] Möglicherweise führt das in einen neuerlichen Zusammenbruch, aber dieser Kollaps wird von ganz anderer Art sein als die Zusammenbrüche, die wir kennen (Sweezy bezieht sich hier offenbar auf die Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre - der Übers.).
Der Kapitalismus verändert sich unablässig, es gibt keine einfache Wiederholung von bereits Dagewesenem. Die Schaffung einer komplexen Theorie kapitalistischer Entwicklung, die Geld und Produktion wirklich geschlossen zu erfassen vermag, steckt noch immer in den Kinderschuhen. Nirgends - nicht durch Keynes und auch nicht durch Marx und deren jeweilige Erben - wurde dieses Problem bisher zufriedenstellend gelöst. Aber dies ist sicherlich auch der Tatsache geschuldet, daß die Geschichte noch nicht in jene Zwangssituation geführt hat, in der eine solche Theorie wirklich gebraucht wird. Aber wir sind jetzt (fast) soweit. Harry (Magdoff - der Übers.) und ich, wir denken, daß wir vielleicht zu alt sind und intellektuell dem allen nicht mehr gewachsen. Alles, was wir tun können, ist, junge Menschen zu ermutigen, dort einzuhaken. Es gibt so viele neue Entwicklungen, und wir brauchen eine Menge neuer Ideen, eine neue theoretische Synthese, die uns weiterhilft. Ich wünschte, ich wäre wieder jung; ich würde mich da mit ganzer Kraft engagieren.
[Â…]

Welches sind nach Ihrer Meinung die momentan größten Herausforderungen für die marxistische Theorie?

PAUL SWEEZY: Mein Haupteinwand gegen die heutige, am Marxismus orientierte geistige Bewegung in den USA ist ihr ›Akademismus‹, wenn ich es mal so nennen darf. Diese Bewegung existiert faktisch allein in der akademischen Sphäre, und sie teilt daher alle Schwächen, die dieser Sphäre gemeinhin anhaften - insbesondere die disziplinäre Zersplitterung. In gewissem Sinne machen die (akademischen) Marxisten genau dasselbe wie ihre (nichtmarxistischen) Kollegen, nur eben mit einem marxistischen Touch. Und so verfangen sie sich in einer Vielzahl von intellektuellen Spitzfindigkeiten und Scheindebatten. Auch die marxistischen Ökonomen sind inzwischen - weil die bürgerliche Ökonomie weitgehend mathematisch formalisiert ist - der Ökonometrie verfallen, anstatt sich einer alternativen, an den historischen Gegebenheiten ansetzenden, sozialwissenschaftlich gehaltvollen Interpretation der Probleme zuzuwenden.

Glauben Sie, daß wir dem Sozialismus heute näher sind als seinerzeit, bei der Gründung von "Monthly Review"?

PAUL SWEEZY: Ja, wenn wir wirklich jemals Sozialismus haben können, dann sind wir dem heute näher als jemals zuvor.

Aus dem Amerikanischen übersetzt, leicht gekürzt und
mit Anmerkungen versehen von ARNDT HOPFMANN.

Paul M. Sweezy (1910-2004)

Dieses Interview wurde in voller Länge im Mai 1999 veröffentlicht in: Monthly Review, Nr. 1, 51. Jahrgang, S. 31-53. Anlaß war die Vollendung des 50. Jahrgangs des Erscheinens von Monthly Review. Das Interview war in wesentlichen Teilen zwischen 1997 und 1999 von Christopher Phelps telefonisch geführt und mitgeschnitten worden; es enthält auch Passagen, die von Andros Skotnes für das Columbia University Oral History Project 1986 und 1987 aufgezeichnet wurden. Paul Sweezy ist am 27 Februar 2004 im Alter von 93 Jahren verstorben. Der Titel des Beitrags stammt von der Redaktion UTOPIE kreativ.

(1) Leo Huberman - 1903 bis 1968; Wirtschaftshistoriker und erster Mitherausgeber von Monthly Review, veröffentlichte unter anderem We, the People (1932), eine populärwissenschaftliche Geschichte der Vereinigten Staaten.

(2) John Maynard Keynes - 1883 bis 1946; gilt als ein- flußreichster Wirtschaftstheoretiker des 20. Jahrhunderts, begründete die antizyklische Wirtschaftspolitik (Keynesianismus); Hauptwerke A Treatise on Money (1930) und The General Theory of Employment, Interest and Money (1936).

(3) Friedrich August von Hayek - 1899 bis 1992; einflußreicher neoklassischer Vertreter der Österreichischen Schule, trat als Wirtschafttheoretiker und als scharfer Kritiker sozialistischer Wirtschaftsauffassungen hervor, veröffentlichte unter anderem The Pure Theory of Capital (1941) und erhielt (zusammen mit Gunnar Myrdal) 1974 den Nobelpreis für Ökonomie.

(4) Joseph Alois Schumpeter - 1883 bis 1950; aus Österreich stammender Wirtschaftstheoretiker, erweiterte die Wachstumstheorie zu einer allgemeinen Theorie kapitalistischer Entwicklung, veröffentlichte unter anderem Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung (1912); Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie (1942), Geschichte der ökonomischen Analyse (1954).

(5) Edward H. Chamberlin - 1899 bis 1967; Wirtschaftstheoretiker, begründete unabhängig von Joan Robinson die Theorie des unvollkommenen Wettbewerbs.

(6) Joan Robinson - 1903 bis 1983; Wirtschaftstheoretikerin, wurde berühmt mit ihrer Schrift The Economics of Imperfect Competition (1933), befaßte sich später unter dem Einfluß vom Kalecki mit der Marxschen Theorie; als ihr Hauptwerk gilt The Accumulation of Capital (1956).

(7) Michael Kalecki - 1899 bis 1970; polnischer Wirtschaftstheoretiker, bemühte sich bereits früh um eine Synthese von Marx und Keynes, forschte insbesondere zu lassenwidersprüchen, zur Einkommensverteilung und zur unvollständigen Konkurrenz, veröffentlichte unter anderem The last Phase in the Transformation of Capitalism (1968).

(8) Paul A. Baran - 1910 bis 1964; in Polen gebürtiger Ökonom, gilt zusammen mit Gunnar Myrdal (Political Economy of Underdeveloped Regions, 1957) und André Gunder Frank (The Development of Underdevelopment, 1968) als Begründer einer linken Theorie der Unterentwicklung (The Political Economy of Growth, 1957; dt. Politische Ökonomie des wirtschaftlichen Wachstums, 1966), die Entwicklung und Unterentwicklung als systemischen Zusammenhang sozialer Ko-Evolution im Kapitalismus interpretiert.

(9) Oskar Lange - 1904 bis 1965; polnischer Ökonom und Sozialismustheoretiker, gilt als der bekanntesteVerfechter des sozialistischen, planwirtschaftlichen Konzepts, lieferte sich in den 1930er Jahren eine scharfe Kontroverse mit Ludwig von Mises und Friedrich Hayek über die (Un)Möglichkeit einer sozialistischen Wirtschaftsordnung, veröffentlichte unter anderem On the Economic Theory of Socialism (1938).

(10) Harry Magdoff - geboren 1914; Ökonom, Imperialismustheoretiker und politischer Aktivist, wurde 1969 Mitherausgeber von Monthly Review, veröffentlichte unter anderem The Age of Imperialism (1969).

(11) Harry Braverman - 1920 bis 1976, arbeitet zunächst als Schiffbauer und war Gewerkschaftsaktivist, ging ins Druckgewerbe und wurde schließlich Geschäftsführer des Verlagshauses Grove Press in New York; er wurde 1967 Leiter von Monthly Review Press.

(12) Rudolf Hilferding - 1877 bis 1941; führender marxistischer Theoretiker in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts; sein Hauptwerk Das Finanzkapital (1910) beeinflußte u. a. W. I. Lenin und dessen Imperialismustheorie.

 

in: UTOPIE kreativ, H. 163 (Mai 2004), S. 402-412

aus dem Inhalt:

Essay ULRICH BUSCH: Geiz ist geil! Wieso auf einmal? Interview Interview mit PAUL M. SWEEZY "Ich mußte mich einfach dem Marxismus zuwenden" Linksparteien in Skandinavien HENNING SÜSSNER: Parlamentarische Erfolge - organisatorische Krise. Die Erfahrungen der Linkspartei Schwedens; PETER BIRKE: Sosialistisk Venstreparti - eine linkssozialistische Partei in Norwegen Europa im Umbruch JÜRGEN MEIER: Wissenschaft ist fortschrittlich! Und die Kunst?; ANDREA PLÖGER, ERWIN RIEDMANN: Transnational und fragend voran?! Anmerkungen zum Stand der Bewegung angesichts des zweiten Europäischen Sozialforums; VICTORIA KENDLER, PETER ULLRICH: Report Back: European Identity Forum, Paris 2003 Standorte GOTTFRIED STIEHLER: Was wäre wenn? Bücher & Zeitschriften Erhard Hexelschneider: Rosa Luxemburg und die Künste. (MICHAELWEGNER); Detlef Nakath, Gerd Rüdiger Stephan (Hrsg.): Entweder es geht demokratisch - oder es geht nicht. Klaus Höpcke - Kolloquium anlässlich seines 70. Geburtstages (KURT PÄTZOLD); Michael Schumann: Metamorphosen von Industriearbeit und Arbeiterbewusstsein (MARCUS SCHWARZBACH); Hella Hertzfeldt, Katrin Schäfgen (Hrsg.): Demokratie als Idee und Wirklichkeit (NINA NEUHAUS); Summaries