Archiv

Bäume in Stuttgart und anderswo

in (21.12.2010)

Die Rohheit, mit der am Schwarzen Donnerstag die Staatsgewalt im Stuttgarter Schlosspark Menschen beiseite schaffte, um die ersten Bäume fällen zu können, war vor allem symbolpolitisch sinnvoll: Gegen die Demonstration der parkschützenden Menge wurde die Demonstration des unbedingten politischen Willens zum Einstieg in das fabelhafte Immobilienprojekt Stuttgart21 gesetzt. Offensichtlich bündeln sich im S21-Konflikt zahlreiche Ohnmachtserfahrungen, es geht um Demokratie. Es scheint aber auch eine andere Frage auf: die nach dem Eigentum.

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United States of Automobiles

Kultur und Geschlecht der Mobilität

In den USA gab es 2003 erstmals mehr zugelassene Fahrzeuge als Menschen mit Führerschein. Heute sind dort insgesamt 244 Millionen Pkws, Lkws, Geländelimousinen (SUVs) und Motorräder unterwegs. Neun von zehn US-Haushalten besitzen ein Auto – die meisten sogar mehr als eins, wenngleich dies ein relativ neues Phänomen ist.

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Time to say goodbye

in (02.10.2010)

Aus Stahl gemacht, durch einen Verbrennungsmotor angetrieben, für vier Personen ausgelegt, im privaten Eigentum und unabhängig voneinander betrieben: Das ist das Modell Auto. Fast ein Jahrhundert lang war es prägend, weltweit. Seine Epoche läuft jetzt unwiederbringlich aus.

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Der Gebrauchsanleitungs-Kapitalismus

Dreimal hier geschraubt, dreimal dort gehämmert - schon wird alles gut?
in (09.09.2010)

Die Krise hat den Ruf des Kapitalismus beschädigt, auch im Mainstream häufen sich kritische Fragen. Da kommt das Buch von Dullien, Herr und Kellermann wie ein Seufzer der Erleichterung: Es geht doch, das Wirtschaftsmodell, das allen Menschen zugute kommt - wir müssen den Kapitalismus gar nicht abschaffen.

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Ein gutes Leben nicht für alle?

Ein Gespräch mit Swantje Köbsell
Das „gute Leben" ist Bezugspunkt in Kämpfen um bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen, wie in Kampagnen der IG Metall unter dem Motto „Her mit dem schönen Leben", und auch in den Debatten um ein emanzipatorisches Gesellschaftsprojekt in Lateinamerika ist „buen vivir" zu einem wichtigen Stichwort geworden. Dabei zielen die Forderungen explizit auf mehr als nur das Nötigste zum Leben.
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Die Linke in Bewegungen und Bündnissen

Im Bündnis Wir zahlen nicht für eure Krise ist die Partei Die Linke vertreten. Bei der Vorbereitung der Demonstrationen am 28.3.2009 in Berlin und Frankfurt war sie ein wichtiger Akteur. Die Rolle von politischen Parteien in solchen Bündnissen ist oft nicht geklärt - so auch hier. Das hat unter anderem historische Gründe.

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Machtbeziehungen in der globalen Kommunikation

in (28.04.2010)

Im Kontext der Telekommunikation wird häufig von Erreichbarkeit (accessibility) gesprochen. Das bedeutet zweierlei: Die Nutzer der mobilen Telefonie haben globalen personalisierten Zugriff auf ein simultanes Netzwerk. Dessen soziale und kontextuelle Verfügbarkeit ebnet soziale Unterschiede und Hierarchie und beinhaltet gleichzeitig Verhandlungen über die zeitliche Flexibilität von Individuen.

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Lob der Kapitalismuskritik

Warum der Kapitalismus eine starke Mosaik-Linke braucht

Die Player der Finanzmärkte haben längst Fakten geschaffen. Es wird wieder gezockt im Kasino, und meist nach den alten Regeln. Offensichtlich dauerte der Schwächeanfall des Kapitalismus nicht lange. Noch bevor die Linke den beliebten Streit beginnen konnte, ob sie lieber Arzt am Krankenbett oder Totengräber am Sarg des kränkelnden Finanzmarkt-Kapitalismus sein wolle, scheint der Patient weitgehend genesen.

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Landnahme in Afrika

in (18.03.2010)
Wie kann es sein, dass im 21. Jahrhundert die Welt in der Lage wäre, alle Menschen zu ernähren, und doch die Mehrheit der Menschen in Afrika und dem Rest des Globalen Südens hungert, während im Westen Fettleibigkeit um sich greift? Weshalb können reiche Staaten zu einer neuerlichen »Landnahme« in Afrika ansetzen?
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Kapitalismus und Demokratie - Reflexionen über ein problematisches Verhältnis

in (28.01.2010)
In den frühen 1990er Jahren triumphierten die Marktwirtschaft (und das System der individuellen Freiheit) des Westens über das System der Staatswirtschaft (und des Kollektivismus) des Ostens. Francis Fukuyama schrieb, das »Jahrhundert, das voller Vertrauen auf die westlichen liberalen Demokratien begann, ist an seinem Ende [...] wieder zu seinen Anfängen zurückgekehrt: nicht zu einem ›Ende der Ideologien‹ oder einer Konvergenz von Kapitalismus und Sozialismus, wie man geglaubt hatte
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Ein klösterlicher Rückzug ist nicht möglich. Zur Debatte Soziale Bewegungen

Eine Entgegnung auf Franco "Bifo" Berardis Thesen
in (13.01.2010)

Ein Blick in die Ausgabe von Focus on Trade (Nr. 42), die direkt nach dem Scheitern der WTO-Verhandlungen 1999 erschien, zeigt: nicht triumphierender Jubel über die Erscheinung einer Antiglobalisierungsbewegung charakterisiert Walden Bellos einleitenden Beitrag, sondern eine sorgsame Wiedergabe des Scheiterns der Gespräche an den Streitpunkten Transparenz, Umwelt- und Arbeitsstandards und einer verärgerten afrikanische Delegation.

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Zehn Jahre nach Seattle: Rückzug in sichere Häfen

in (12.01.2010)
Im November 1999 begann eine politische-ethische Rebellion: der Protest unterschiedlicher Gruppen aus aller Welt gegen die Folgen kapitalistischer Globalisierung, sozialer und ökologischer Zerstörung kristallisierte sich an diesem Ort des WTO-Gipfels. In den folgenden zwei Jahren entwickelte eine globale Bewegung eine effektive Kritik neoliberaler Politiken und machte Hoffnung auf einen radikalen Wandel. Dann, nach dem G8-Gipfel in Genua, bricht die Erzählung um
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