Covid-19 und der Katastrophenkapitalismus

Internationale Warenketten und ökologisch-epidemiologisch-ökonomische Krisen
Der Kapitalismus geht mit einer enormen ökologischen, epidemiologischen und ökonomischen Fragilität einher. Durch die aktuelle Covid-19-Pandemie wird dies deutlicher denn je. Mit Beginn des dritten Jahrzehnts des einundzwanzigsten Jahrhunderts erleben wir, wie die strukturelle Krise des kapitalistischen Systems planetarische Dimensionen einnimmt und zunehmend mit der Entstehung eines globalen Katastrophenkapitalismus einhergeht.
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Gegen das Vergessen – auf nach Ambivalencia!

Es ist eine aparte historische Pointe: je weiter die DDR im Nebel der Geschichte verschwindet, desto mehr wird sie zu jenem Phänomen, als das sie einst von Kurt Georg Kiesinger – trotz NS-Vergangenheit zum CDU-Bundeskanzler gekürt und dann wegen dieser Vergangenheit von der Antifaschistin Beate Klarsfeld 1968 geohrfeigt öffentlich – bezeichnet wurde. Bei Kiesinger war das ein verbaler Taschenspielertrick, mit dem er sich zwischen den von Axel Springer eingeführten Anführungszeichen rechts und links des Kürzels DDR und der politischen Realität platzierte.

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Märchen vom weißen Ritter

Am Ende des Parteitages der Demokraten hielt Joe Biden seine Nominierungsrede als Präsidentschaftskandidat. Er wählte mythische Bilder: er sei der Mann „des Lichts“, es gelte, in den USA die „Zeit der Finsternis“ zu überwinden. Und alle, die mit ihm sind, seien „die Besten“, während sich die Kräfte „der Dunkelheit“ „auf die Schlechtesten“ stützten. Wahrscheinlich hatten die Redenschreiber vorher gerade Tolkiens „Herr der Ringe“ gesehen und gedacht, so machen wir das auch: Trump als Herr der Finsternis und Biden als „der weiße Ritter“, der das Land und die Welt erlöst.

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Graswurzelrevolution statt Militärputsch

Soziale Revolte in Belarus und Staatsstreich in Mali

Editorial, Graswurzelrevolution Nr. 451, September 2020

 

Liebe Leserinnen und Leser,

 

manchmal überschlagen sich politische Ereignisse und es entstehen sozialrevolutionäre Situationen. Ein solch historischer Wendepunkt findet momentan möglicherweise in Belarus statt.

 

Belarus

 

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Christchurch – das Urteil

Rassismus und neofaschistische Strömungen in Neuseeland

Am 15. März 2019 war der australische Neonazi Brenton Tarrant während des Freitagsgebets in zwei Moscheen in Christchurch eingedrungen und hatte 51 Menschen ermordet und über 40 weitere verletzt. Seine Tat hatte er gefilmt und live auf Facebook übertragen. Ein „Manifest“ über den angeblichen „großen Bevölkerungsaustausch“ hatte er vorher ins Internet gestellt.

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Deutsche Projektionen

Hefteditorial iz3w 380 (September/Oktober 2020)
Am 11. Juli wurden in Potočari bei Srebrenica acht Männer beigesetzt, die vor 25 Jahren dem Genozid in Srebrenica zum Opfer gefallen waren. Jedes Jahr werden im Rahmen einer Gedenkfeier Opfer beigesetzt, die erst jetzt identifiziert werden. Das liegt unter anderem daran, dass einige Massengräber während des Bosnienkrieges mehrfach umgebettet wurden. Dieses Jahr fielen die Gedenkfeierlichkeiten wegen der Corona-Krise kleiner aus als für den 25. Jahrestag ursprünglich geplant. Aufgrund des »runden« Anlasses bekam das Thema dennoch zumindest kurz Aufmerksamkeit in den deutschen Medien, die sich sonst kaum für die Region und die Folgen des Bosnienkrieges von 1992–1995 interessieren.
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Wie geht Sozialstaat feministisch?

in (20.08.2020)

Feministischen Bewegungen ist es über viele Jahrzehnte hinweg gelungen, die ungerechte Verteilung von Sorgearbeit gesellschaftlich zum Thema zu machen. Spätestens mit der Coronakrise ist diese Frage auch im medialen Mainstream angelangt. Wie eine solche Umverteilung von Care-Arbeit zu erreichen wäre, dazu werden in linken Debatten unterschiedliche Ansätze diskutiert – vom bedingungslosen Grundeinkommen über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Arbeitszeitverkürzung, sozial- und familienpolitische Maßnahmen oder einen Ausbau sozialer Infrastrukturen.

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Die Schere öffnet sich weiter – Verlierer und Gewinner in der Corona-Krise

Man könnte meinen, dass vor einem Virus alle gleich sind. Bezüglich der Infektiosität von Coronaviren stimmt dies, im Hinblick auf das Infektionsrisiko allerdings nicht. So traf die Covid-19-Pandemie im Frühjahr 2020 alle Menschen, aber keineswegs alle gleichermaßen. Je nach Arbeitsbedingungen, Wohnverhältnissen und Gesundheitszustand waren sie vielmehr ganz unterschiedlich betroffen.

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AidToo, ein Störversuch

Strategien gegen sexualisierte Gewalt im Aid Business
in (19.08.2020)
Historisch nicht neu, nicht überraschend, und doch eine "Aufdeckung", die die Maschinerie der internationalen Hilfsorganisationen zu erschüttern schien: Institutionen der humanitären Hilfe, der Entwicklungszusammenarbeit und der UN-Friedensmissionen, so wurde medial breit offenbart, bergen und verbergen Praktiken sexualisierter Gewalt. Auf die Veröffentlichung des "Oxfamskandals" Anfang 2018 reagierten engagierte und Boulevard-Journalist*innen, feministische Aktivist*innen und Entwicklungsmanager*innen, Expert*innen und große politische Institutionen. Ein Hashtag entstand: #AidToo.
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Grassierender Verbotskult

Geben Sie Gedankenfreiheit“, fordert der Marquis von Posa den spanischen König Philipp II. auf, in Friedrich Schillers Stück „Don Karlos“. Das erschien 1787 in Leipzig, zwei Jahre vor der französischen Revolution. Es war die Forderung der Aufklärung nach einem Staat, der sich an die Gesetze der Freiheit und der Menschenrechte bindet. Einhundertfünfzig Jahre kämpften die Freigeister, in Deutschland und anderen Ländern, um die Gedankenfreiheit und die Abschaffung der Zensur.

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