Archivforschungen zum „Großen Terror“. Ein Literaturbericht

Dieser Bericht versteht sich als Ergänzung zu den von Nikita Petrov und Alexander Vatlin für dieses Heft verfassten Beiträgen, die den Großen Terror als Ganzes, „Stalins Plan zur Vernichtung eines Volkes“ und seine gegen die Deutschen in der UdSSR gerichteten „Operationen“ skizzieren. Mit dieser Auswahl werden weitere russische und deutsche Publikationen zum Thema vorgestellt und kommentiert, darunter auch solche Veröffentlichungen, auf die sich die Moskauer Kollegen in ihren Artikeln sowohl direkt als auch indirekt beziehen.

Russische Editionsprojekte zur Geschichte des Stalinismus

Nach der „Archivrevolution“ der 1990er Jahre wurden in Russland sehr viele Dokumente zugänglich, die den Terror der 1936–1938er Jahre in der UdSSR entweder aus der Perspektive der politischen Polizei NKVD oder der Führung der Kommunistischen Partei der Sow­jetunion beleuchten und zum Teil kontrovers interpretierten.1 Unter der Herausgeberschaft des Leiters der in der Geschichte der UdSSR/Russlands dritten Kommission zur Rehabilitierung der Opfer politischer Repressalien in den 1920-50er Jahren, Akademiemitglied Alexander Jakovlev, erschien seit 1997 die Schriftenreihe „Russland 20. Jahrhundert. Dokumente“. Die Stiftung „Demokratie“, die die Herausgabe von Dokumenten aus den vom NKVD, dem Politbüro der KPdSU(B) und dem Außenministerium der UdSSR angelegten (und für ausländische Wissenschaftler weitgehend nicht zugänglichen) Archiven organisiert und fördert, hat zahlreiche Bände über die Struktur und Organisation des NKVD und der diesem Volkskommissariat unterstellten Hauptverwaltung Lager (GULAG) im Programm. In den letzten Jahren wandten sich auch andere Verlage dieser Thematik zu und legten Handbücher, die den Führungsbestand, die Struktur und die Dienstanweisungen des zentralen Terror-, Strafvollzugs- und Unterdrückungsapparates in der gesamten Sowjetära dokumentieren, vor. Einen Überblick über die Verlagslandschaft bietet die ins Deutsche übersetzte Broschüre von Sergei Kropachev „Von der Lüge zur Aufklärung. Verluste durch den ‚Großen Terror‘ und Krieg in der sowjetischen und russischen Historiografie“ (Berlin 2011).

Die bis zu seinem Tod von Alexander Jakovlev geleitete Stiftung hat es vermocht, die in Russland zunächst nur im Umfeld der Menschenrechtsorganisation „Memorial“ von einigen Experten bis dahin sporadisch und dezentral durchgeführte Forschung zu bündeln, weitere Historiker und Archivleiter für die Mitarbeit zu gewinnen und die Forschungsergebnisse zu publizieren. Alle bisher erschienenen Bände sind zurückhaltend kommentiert und in der Regel mit Sach-, Personen- und geographischen Registern ausgestattet. Im Vordergrund dieser Editionen steht die Dokumentation, nicht die Interpretation.

Auf dem deutschen Büchermarkt dominierten zunächst Historiker aus Großbritannien und den USA, die mit Thesen hervortraten, die darauf gerichtet waren, die klassische Totalitarismustheorie zu revidieren und die tradierten Auffassungen über die Kräftekonstellation in Staat, Partei und Gesellschaft der UdSSR in Frage zu stellen.2 Unter Historikern in Russland mehrten sich indessen die Stimmen, die vor voreiligen Verallgemeinerungen warnten und auf die noch zu leistende Kärrnerarbeit hinwiesen. Heute ist es möglich, den Terror nicht mehr nur fragmentiert nach Opfergruppen (Nomenklatura, Armee, nationale Operationen des NKVD, Komintern) sondern in der Einheit seiner Bestandteile auf der Grundlage der überlieferten Dokumente und eingebettet in die gesamte Geschichte der UdSSR zu untersuchen. Die Zeit, da dies nur eingeschränkt und auf der Grundlage von Memoiren und Privatarchiven (wie im Falle Trotzkis), Berichten von in den Westen geflohenen Funktionären oder Einzelbeständen aus Beutearchiven, wie dem Smolensker Archiv, möglich war, ist vorbei.

Zu den interessanten Versuchen, die in den letzten Jahren in Angriff genommen worden sind, um die unterschiedlichen international vorgestellten Auffassungen, Forschungsergebnisse und Diskussionslinien zum Stalinismus zusammentragen, gehört die in Auswertung einer im Dezember 2008 in Moskau durchgeführten Tagung zur Geschichte des Stalinismus ins Leben gerufene Edition im Moskauer Rosspėn-Verlag, die mit finanzieller Unterstützung der Jelzin-Stiftung erscheint.3 Im Rahmen dieses anspruchsvollen, auf ca. 100 Bände konzipierten Editionsprojektes sind bereits 98 Bücher erschienen. Schon heute ist dem Verlagsdirektor zufolge absehbar, dass die Reihe über den 100. Band hinaus weitergeführt werden wird.

Nikita Petrov ist in dieser Reihe mit zwei Büchern vertreten. Eine Ežov-Biografie erschien unter dem Titel „Stalins Zögling“4. Nikolaj Ežov leitete das Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten in den Jahren des Großen Terrors. Das Buch „Nach dem Szenario von Stalin: Die Rolle der Organe des NKVD-MGB der UdSSR bei der Sowjetisierung der Staaten Zentral- und Osteuropas 1945–1953“ erschien 2011.5 Von Alexander Vatlin liegt in deutscher Übersetzung eine Studie über den Terror an der Basis – am Beispiel der Kreisdienststelle des NKVD in Kunzewo bei Moskau – vor.6 Für die genannte Reihe schrieb Vatlin eine Abhandlung über die Geschichte der Komintern, die ebenfalls auf Deutsch erschienen ist.7

„Wie der Terror groß wurde“

Heute sind die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der sogenannten nationalen Operationen des NKVD, die vor 75 Jahren den „Großen Terror“ in der UdSSR prägten, bekannt. Außer dem von Nikita Petrov in seinem Beitrag zitierten Aufsatz über die deutsche Operation8 im Band „Das bestrafte Volk“9 liegen Darstellungen über die afghanische, die estnische, die finnische, die griechische10, die iranische11, die lettische, polnische12, rumänische Operation und das Vorgehen gegen die Harbiner13 vor. Die diesbezüglichen im Zentralen Archiv (ZA) des FSB der Russischen Föderation aufbewahrten Dokumente sind bis auf den heutigen Tag unter Hinweis auf die noch nicht abgeschlossene Deklassifizierung nur zum Teil publiziert.

Wie schleppend, rückläufig und unterschiedlich Archivöffnung verlaufen kann, dokumentieren die vom Team um Marc Junge vorgelegten Publikationen über den den Großen Terror einleitenden Geheimbefehl des NKVD Nr. 00447. Die betreffenden Dokumente aus den regionalen sowie dem Zentralen Archiv des FSB und dem Archiv des Präsidenten der Russischen Föderation wurden nicht oder nur selektiv zur Verfügung gestellt. Täterakten und die interne Korrespondenz des NKVD bleiben weiterhin gesperrt. Aus den Publikationen von Oleg Mozochin und Vladimir Chaustov, um nur zwei Autoren zu nennen, die Zugang zum ZA des FSB haben, kann man schließen, was noch auszuwerten ist, bevor man sich übergreifenden Fragen wie den nach den Motiven der Akteure in Moskau, nach „Zufall und Willkür“ sowie der nach der „Gesamtbilanz“ der letztendlich gescheiterten Massenoperationen gegen die „Kulaken und anderen konterrevolutionären Elemente“ zuwenden kann. Eine „ausführliche Darlegung der Forschungskontroversen mit der entsprechenden Literatur“ enthält der Band „Stalinismus in der sowjetischen Provinz“. Leider werden die innerhalb der Forschungsgruppe ausgetragenen Debatten nicht näher erläutert, es geht mehr um das Ergebnis, den für alle verbindlichen Forschungsrahmen. Auf die ständig wiederkehrende Variation der Frage, ob die Täter nur ausführende Instrumente oder selbständige Akteure der Operation waren, hätte zugunsten der Debatte weiterer Fragestellungen verzichtet werden können. Der vom Politbüro gesteuerte Terror geriet nie außer Kontrolle, er war nie blind, stets zielgerichtet. Als er außer Kontrolle zu geraten (d. h die Administration vor Ort handlungsunfähig zu machen) drohte, wurde er eingestellt.

Marc Junges erste 2003 erschienene Studie „Kak terror stal ‚bol’šim’“ (Wie der Terror „groß“ wurde)14 umriss die Fragestellungen seines Forschungsprojektes. Auch das Zwischenergebnis der Untersuchung über die Technologie dieses Staatsverbrechens wird in einem Buchtitel „Vertikal‘ terrora“ (Die Vertikale des Terrors)15 auf den Punkt gebracht. Leider hat sich der Berliner Akademie-Verlag bei den Übersetzungen aus dem Russischen für andere Titel entschieden. Bei dem 2009 erschienenen Band „Massenmord und Lagerhaft. Die andere Geschichte des Großen Terrors“ handelt es sich um die überarbeitete und erweiterte Ausgabe der russischen Dokumentenedition „Vertikal‘“ aus dem Jahr 2008. Der Sammelband „Stalinismus in der sowjetischen Provinz 1937–1938. Die Massenaktion aufgrund des operativen Befehls Nr. 00447“16 von 2010 hat hingegen keine adäquate Entsprechung in russischer Sprache, er enthält eine Auswahl von im Rahmen des Forschungsprojektes entstandenen Beiträgen. Vergleicht man diese Übersetzungen mit den zur Konferenz in Moskau 2006 vorgelegten Manuskripten oder den im Band über den Massenterror in Prikam’e17 aufgenommenen Beiträgen fallen die Auslassungen auf, die auf die neuen Nutzungsbedingungen zurückzuführen sind. Diese Praxis veranlasste einige Kollegen zur Feststellung, dass die Uhren in russischen Archiven rückwärts gehen.18 Die auf der Grundlage der Auswertung von Beständen regionaler Archive geschriebenen Aufsätze sind auch deshalb interessant und zur Lektüre empfohlen, weil sie im Unterschied zu den überarbeiteten und in die deutschen Ausgaben aufgenommenen Fassungen mehr Fragen und Hypothesen als Antworten enthalten. Dies betrifft u. a. die in den vom Akademie-Verlag besorgten Ausgaben fast völlig ausgesparte Frage nach dem Anfang der Operation (Datierung des Befehls 30. Juli 1937, Beginn der Operation 5. August 1937), den von oben vorgegebenen und den an der Basis erfundenen, später verallgemeinerten oder verworfen Szenarien. Hier stand die Frage nach dem Ende der Operation und der Abgrenzung zu den nationalen Operationen des NKVD im Vordergrund.

In der „Einleitung“ zum Band „Stalinismus in der sowjetischen Provinz“ findet sich das in „Vertikal’“ sowie im Vorwort zur 2010 vorgelegten Studie über die Durchsetzung des Befehls im Altaigebiet formulierte Anliegen: „Im Gegensatz zum üblichen [d.h. heute in Russland üblichen – W.H.] Verfahren […] Dokumente ‚für sich sprechen zu lassen’“ wollen die Herausgeber, „die Dokumente zum Sprechen bringen“.19 Es handelt sich bei den von ihnen genutzten Dokumenten um „unvollständige, widersprüchliche und verschlüsselte“ [Sekundär-]Quellen.

Für das in Russland „übliche Verfahren“ stehen u. a. solche von den Mitarbeitern am Forschungsprojekt ausgewerteten mehrbändigen Dokumenteneditionen wie „Tragedija sovetskoj derevni“ (Die Tragödie des sowjetischen Dorfes 1929–1937, 5 Bände, Moskau 1999–2004), „Istorija Stalinskogo Gulaga“ (Geschichte des Stalinschen Gulag, 7 Bände, Moskau 2004–2005)20 oder „Lubjanka“. Letztere Edition enthält Dokumente über Stalins Einflussnahme auf die politische Polizei von der Tescheka über das NKVD bis hin zum MGB in der Zeit von Januar 1922 bis März 1953 (vier Bände, Moskau 2003–2007). Vladimir Chaustov, Mitherausgeber der letztgenannten Edition begründete diese Präsentation des Materials damit, keine der in Russland verbreiteten Interpretationen ausschließen zu wollen. Doch es gab auch andere Begründungen. Oleg Chlevnjuk oder Nikita Petrov zogen es mit Blick auf die sich ständig ändernden Zugangsbedingungen in russischen Archiven vor, so viel Dokumente wie nur möglich herauszugeben. Heute betonen sie und andere russische Historiker zu Recht, dass die Zeit überfällig ist, das angehäufte „Dokumentenmassiv“ zu sichten, zu ordnen und zu kommentieren, denn Quelleneditionen können die Geschichtsschreibung bekanntlich nicht ersetzen.

Am 20. Juli 1937, darauf gehen Petrov und Vatlin in ihren Aufätzen ausführlich ein, begann die Hetzjagd auf diejenigen, die „von fernher gekommen und um ein wirtlich Dach gefleht“ hatten. In der Sowjetunion, die Stalin gerne mit einer Insel im kapitalistischen Meer oder einer belagerten Festung verglich, wurde auf jede nur erdenkliche Art und Weise die Angst vor einer angeblich bereitstehenden fünften Kolonne geschürt. Der als Vater der Völker gepriesene Nachfolger Lenins ordnete im Politbüro des ZK der KPdSU(B) zunächst die „Säuberung“ der Rüstungsbetriebe von Deutschen an. Der auf dem Politbürobeschluss fußende NKVD-Befehl ist mit dem 25. Juli 1937 datiert. Fünf Tage später kamen die „sozial schädlichen Elemente“, Kulaken, Mitglieder nichtbolschewistischer Parteien und Verbrecher an die Reihe. Es dauerte nicht lange, bis dem NKVD weitere Feindkategorien – die „ausländischen Kontingente“ – übermittelt wurden.

Die nationalen Operationen des NKVD

Die aufeinander folgenden und sich zum Teil überlappenden Verhaftungswellen und Deportationen erfassten Exilanten und Staatsbürger aller in den grenznahen Republiken und Gebieten der UdSSR ansässigen Nationalitäten. Zu den ersten Opfern im August 1937 gehörten Polen und Koreaner. Anfang September beschloss das Politbüro ihre Umsiedlung, danach erfolgte die Verhaftung ehemaliger Mitarbeiter und Angestellter der ostchinesischen Eisenbahn. Ende November 1937 begann die Verfolgung der Letten, Anfang Januar 1938 die der Iraner.

Ende Januar 1938 gestattete das Politbüro dem NKVD die Weiterführung der Repressalien gegen Bürger nichtrussischer Nationalität. In den vom NKVD verbreiteten Befehlen war von Polen, Letten, Deutschen, Esten, Finnen, Griechen, Harbinern, Chinesen, Rumänen, Bulgaren und Mazedoniern die Rede.21 Die jeweiligen nationalen Operationen wurden immer wieder verlängert, die „Bitten“ um die Erhöhung der vorgegebenen Quoten für Verhaftungen immer bestätigt.

Während der von August 1937 bis November 1938 dauernden Operation wurden fast 800.000 Sowjetbürger (in einer ersten Anweisung war von 270.000 die Rede) von speziell eingerichteten Dreierkommissionen nach Kategorie 1 zur Todesstrafe oder nach Kategorie 2 zu „Besserungsarbeit“ in den Gulags verurteilt. Es gibt kein anderes Staatsverbrechen, keine andere Verfolgungsmaßnahme dieser Größenordnung, „über die so viele dokumentarische Belege vorliegen“, die die Partei- und Staatsführung als „Urheber und Antreiber“ kenntlich machen.

Veröffentlicht sind:

- Der operative Befehl des NKVD der UdSSR Nr. 00439 vom 25. 7. 1937 über die deutsche Operation.22

- Der operative Befehl des NKVD der UdSSR Nr. 00485 vom 11. 8. 1937 über die polnische Operation.23

- Der Beschluss des Politbüros des ZK der KPdSU(B) vom 21. 8. 1937 über die Koreaner.24

- Der operative Befehl des NKVD der UdSSR Nr. 00593 vom 20. 9. 1937 über die Operation gegen die Harbiner.25

- Das Chiffretelegramm von A. Andrejew an J. Stalin vom 2. 10. 1937 über die afghanische Operation.26

- Das Chiffretelegramm des NKVD der UdSSR Nr. 49990 vom 30. 11. 1937 über die lettische Operation.27

- Die Anweisung von Volkskommissar N. I. Ežov an den Leiter des UNKVD Fernost G. S. Ljuškov über die Verhaftung der Chinesen vom 22. 12. 1937.28

- Der Beschluss des Politbüros des ZK der KPdSU(B) vom 19. 1. 1938 über die Iraner.29

- Der Beschluss des Politbüros des ZK der KPdSU(B) vom 5. 3. 1938 über die Umsiedlung der Chinesen aus Fernost.30

Die am 11. Dezember 1937 an alle NKVD-Dienststellen verschickte Direktive Nr. 50215, die Weisungen zur Durchführung der für den 15. Dezember 1937 angesetzten griechischen Operation enthielt, gab der FSB lange nicht zur Publikation frei.31 Er ist bis heute nicht im Wortlaut veröffentlicht. Daher kommentierten N. F. Bugaj und A. N. Koconis in dem von ihnen herausgegebenen Band über die Verfolgung der Griechen in der UdSSR nur die Kampagnen gegen die Griechen in den 1940er und 1950er Jahren.32

Wir wissen heute, wann die „deutsche Operation“ begann und wann sie endete, wir kennen die Vorgaben für die Verurteilungen gemäß der 1. oder der 2. Kategorie, wir wissen, dass die von oben durchgestellten Planziffern vom NKVD vor Ort stets übererfüllt worden sind. Bekannt ist auch, was mit den Ehepartnern und den Kindern der Verurteilten geschah, denn alles – von der Anzahl der für den Transport erforderlichen Eisenbahnwaggons bis hin zur Belegung und Einrichtung neuer Lager für Angehörige von Volksfeinden (in Kasachstan, Mordowien und Sibirien) und Kinderheimen – wurde auf der Ebene des Politbüros in Beschlüssen festgehalten. Ferner wissen wir auch um die Zusammenarbeit und Verantwortung von Partei-, Komintern- und NKVD-Instanzen bei der Auswahl der zu verhaftenden Personen.

Neben Statistiken, die über die Dimension der Massenrepressalien Aufschluss geben, sind heute die Ausrichtung und die Phasen des Großen Terrors sowie der sogenannten nationalen Operationen des NKVD bekannt. Genauer als bisher – das ist das Leitmotiv des von Vladimir Chaustov und Lennart Samuelson herausgegebenen Buches33 – lässt sich die Rolle, die Stalin dabei spielte, beleuchten. Chaustov (er wertete die im Archiv des Präsidenten der Russischen Föderation aufbewahrten Dokumente aus) und Samuelson (er wertete die im Russischen Staatsarchiv für Wirtschaftsgeschichte und die im Russischen Staatsarchiv für sozialpolitische Geschichte aufbewahrten Dokumente aus) skizzieren, welche Ziele Stalin mit der stetigen Verschärfung der Massenrepressalien verfolgte, wie er die „Effektivität“ des Terrors einschätzte und warum er mit Ežovs Absetzung den Kurs änderte. Aus dem in Stalins Kabinett im Kreml geführten Besucherjournal geht hervor, das Ežov in der Zeit des „Großen Terrors“ der nach Außenminister Vjačeslav Molotov am häufigsten zu Stalin vorgelassene Funktionär war.34

Nikita Petrov und Mark Jansen legen in ihrer Ežov-Biografie Wert darauf, sich mit Klischees, Irrtümern, bewusst oder unbewusst übernommenen Verfälschungen in den in Russland sowie im Ausland erschienen Veröffentlichungen auseinanderzusetzen. So aufschlussreich ihre fundierte und archivgestützte Studie auch ist, auf viele Fragen haben auch sie keine Antwort. Einige Themen, die in den Kontext der Parteisäuberungen gehören, wie die Vorbereitung und Durchführung der Moskauer Schauprozesse 1936, 1937 und 1938 und das diesen zugrunde liegende Szenario, werden leider nur angedeutet.

Breiten Raum nimmt bei ihnen – das zeichnet diese Biographie gegenüber anderen35 aus – die Analyse der Übergangsphase von Nikolaj Ežov zu Lavrenti Berija ein, deren Beginn mit der Urteilsverkündung im Moskauer Schauprozess im März 1938 zusammenfällt. Die beabsichtigte Umsetzung war so geschickt eingefädelt, dass keiner der Betroffenen um Ežov Verdacht schöpfte.36 Erst die Reaktion Stalins auf die Flucht des Leiters der Gebietsverwaltung Fernost des NKVD im Juni 1938 in die Mand­schurei, die Disziplinierung und anschließende Verhaftung von Marschall Vasilij Bljucher in Fernost ließen das wachsende Misstrauen des Generalsekretärs erkennen.37

Über die eigentlichen Ursachen für das Abflauen der Terrorwelle – zum Erliegen kam sie eigentlich nie – kann man nur spekulieren. Die sowjetischen Gefängnisse waren im Sommer 1938 überfüllt, die Massenoperationen schleppten sich hin, die Säuberungen des Apparates dauerten an. Ein Charakterzug Ežovs, auf den Petrov und Jansen immer wieder zurückkommen, war, dass er nicht innehalten konnte und dazu neigte, den Bogen zu überspannen. Das war es, lautet eine ihrer Thesen, was letztlich den Unwillen Stalins hervorrief. Zwischen August und September 1938 muss seine Entscheidung gefallen sein, die Kontrolle der politischen Polizei durch den Parteiapparat zu reaktivieren.

Den Schluss der Aktion markiert die Ablösung von Nikolaj Ežov durch Lavrentij Berija im Oktober 1938. Die Dreierkommissionen, die im Schnellverfahren über das Schicksal der Verhafteten entschieden, wurden aufgelöst, neue Verhaftungen und Deportationen untersagt, die Kontrolle der Verhaftungen unterlag von da an wieder den Gerichten, die Mitarbeiter des NKVD wurden durch die Parteiorgane überprüft. Im offiziellen Sprachgebrauch war von der „Wiederherstellung der sozialistischen Gesetzlichkeit“ die Rede.

Diskussionslinien

Ein weiteres, unter Historikern im Westen kontrovers diskutiertes Thema war die Selbständigkeit der Hauptverwaltung Staatssicherheit sowie die vor Ort nachweisbare Eigeninitiative bei der Umsetzung der von Oben durchgestellten Limite für Verhaftungen und Todesurteile. Im Ergebnis ihres fundierten und lesenswerten, der Studie vorangestellten Literaturberichtes gelangen Chaustov und Samuelson zu dem Schluss, dass die konkrete Beteiligung und Rolle Stalins an der Entfaltung der Massenrepressalien sowohl in der russischen als auch in der ausländischen Fachliteratur immer noch ungenügend untersucht worden ist.

In Polemik gegen die Auffassungen des Forscherteams um Junge entwickelte Youngok Kang-Bohr im Band „Stalinismus in der ländlichen Provinz“ auf Grundlage der Akten aus dem Gebiet Voronež 1934–194138 die entgegengesetzte These: Der Terror war „keineswegs eine durchgeplante Aktion und der Staat nicht in der Lage, diese Maßnahmen unter Kontrolle zu halten, da lokale Führungskräfte vielfach eigenmächtig und willkürlich damit umgingen“39. Ausgangspunkt und Ausgangsthese der Verfasserin ist die Existenz einer Gegenkultur auf dem Lande, als deren Träger kriminalisierte Vertreter der Randgruppen in Erscheinung traten. An diese These schließt sich die folgerichtige Frage nach der Reaktion oder konkreter nach dem Verhalten der Führungskräfte auf lokaler Ebene zu dieser Gegenkultur an. Die von Kang-Bohr im Weiteren ausgeführte Antwort läuft darauf hinaus, dass die Peripherie keine willenlose Marionette des Zentrums war, den von oben vorgegebenen Terror wesentlich mittrug und folglich nicht nur unter dem Aspekt der Opferrolle gesehen werden kann.

In der Einleitung zum Band über die Durchsetzung des Befehls 00447 im Altaigebiet heben die Autoren um Junge hervor, dass der Provinz weitgehend „freie Hand“ gelassen wurde, was aber nicht heißt, dass der Terror vor Ort tatsächlich „blind und exzessiv“ war.

Ungeachtet der in den genannten Publikationen vorgestellten Forschungsergebnisse können wir bis auf den heutigen Tag keine endgültige Antwort auf die Frage geben, wie viele Frauen, Männer und Kinder es eigentlich waren, die in die Mühlen dieser Politik gerieten, wie viele der Verhafteten erschossen, zu Gulag, Arbeitsarmee, Sonderansiedlung, Verbannung oder Ausweisung verurteilt wurden. Alles hängt davon ab, welche Repressalien jener Jahre in den Regionen untersucht worden sind und welche Opferkategorie dabei in den Blick genommen wurde. Daher verfügen wir nicht über endgültige Zahlen über den Terror in den Regionen.

Alexander Vatlin skizziert in seinem Beitrag Zwischenergebnisse der Auswertung von ca. 700 Strafakten von in Moskau und im Moskauer Gebiet verurteilten Reichsdeutschen. In Artikeln für das „Neue Deutschland“ und die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ hat er ausgewählte Biografien deutscher Opfer vorgestellt.40

In mehreren Dokumentarfilmen41 und veröffentlichten Erinnerungsberichten42 wurden in den letzten Jahren exemplarische Biografien vorgestellt und die Verflechtung von wissenschaftlicher und moralischer Dimension dieser Beschäftigung angesprochen. Russlands Präsident Dmitrij Medwedew unterstrich 2009 in einer Rede am 23. Oktober, dem Gedenktag für die Opfer politischen Terrors in Russland, dass es auch darum geht, den Millionen ums Leben Gekommener ihren Namen, der jahrzehntelang einfach aus der Geschichte gestrichen war, zurückzugeben.43 Die moralische Aufgabenstellung ist längt formuliert und unumstritten, nur mit deren Umsetzung auf wissenschaftlichem Gebiet geht es aufgrund der Archivsituation nur schleppend voran.

Opfer und Täter

Auch nach russischem Recht fällt nach 75 Jahren die Sperrklausel für personenbezogene Akten. Somit stünde 2012 der Erfüllung des Jelzin-Erlasses vom Oktober 1991 über die Rehabilitierung von Opfern politischer Repressalien, die die Aufdeckung der Namen der Täter einschließt, nichts mehr im Wege. Doch die Antwort von Präsident Medwedew, zuletzt am 1. Februar 2011 in einem Gespräch mit Arseni Roginski von „Memorial Moskau“, fällt in diesem Punkt – es geht immer um die politisch-juristische Definition der Opfer – viel zurückhaltender aus. So ist der „Vorschlag“ der Administration im Umlauf, das Ende der Sperrfrist nicht ab dem Datum der Verurteilung sondern ab dem Datum der Rehabilitierung zu rechnen.

Was unabhängig von diesen Winkelzügen in den zurückliegenden Jahren auf dem Gebiet der Stalinismusforschung geleistet worden ist, zeigt mit Blick auf die deutschen Opfer des stalinschen Terrors sehr anschaulich ein Vergleich der im Buch „In den Fängen des NKWD. Deutsche Opfer des stalinschen Terrors“ (Berlin 1991) enthaltenen Angaben zu 1.136 Verfolgten, „deren Namen mit großer Sicherheit festgestellt werden konnten“44 mit den heute bekannten Statistiken und Biografien. Damals stellten die Herausgeber fest: „Das ist indes nur ein Teil – wenngleich wahrscheinlich ein beträchtlicher – der insgesamt in den Strudel der Stalinschen Vernichtungspolitik gegen die kommunistische Bewegung geratenen deutschen Antifaschisten“.45 Ihre Aussage korrespondierte mit der Hypothese von Hans Schafranek, der die Zahl der Opfer unter den deutschen Politemigranten in den Jahren 1936–1939 auf 1.730 schätzte.46 Die Zahl der in der UdSSR beschäftigten Facharbeiter bezifferte er damals mit ca. 5.000.

Die deutschen Opfer und deren Angehörige

1937 lebten 4.015 Deutsche Staatsbürger in der UdSSR. Von Juli 1937 bis Dezember 1938 wurden 608 (real 660 bis 820) von ihnen verhaftet47 und ca. 620 ausgewiesen48. Nach Angaben des Volkskommissars für Innere Angelegenheiten Lavrenti Berija befanden sich im Oktober 1939 484 Deutsche in Lagern und Gefängnissen. Diese Zahl schließt die Österreicher mit ein, da sie nach dem Anschluss Österreichs als Deutsche galten.

Die Verhaftung durch das NKVD und die anschließende Verurteilung zur Höchststrafe blieb auch das Kriterium für die Aufnahme der Namen in den von Ulla Plener und Natalija Mussienko herausgegebenen Band „Verurteilt zur Höchststrafe: Tod durch Erschießen“ (Berlin 2006). Er enthielt die Namen der an den Moskauer Erschießungsorten Butovo49, Kommunarka50 und Donskoe51 hingerichteten und verscharrten Personen. Die sieben Bände umfassende Edition „Butovskij poligon“ enthält u. a. Angaben zu 213 Reichsdeutschen und 649 Sowjetbürgern deutscher Nationalität, die vom NKVD verhaftet, im Schnellverfahren zum Tode verurteilt und vom 8. August 1937 bis 19. Oktober 1938 in Butovo bei Moskau vom NKVD erschossen worden sind.

Orte wie Butovo bei Moskau gab es überall in der Sowjetunion: Die bekanntesten sind Levašovo bei Leningrad52, Kuropaty bei Minsk, Sandormoch53 in Karelien, Katyn bei Smolensk. Die heute zugänglichen Angaben lassen sich 256 Gedenkorten und 476 Gulags54 zuordnen.

In den letzten Jahren rückte zunehmend die Verfolgung der Familienangehörigen der zum Tode verurteilten Deutschen, ihrer Ehepartner und Kinder in den Blick der Historiker. Das von Stalin propagierte Prinzip der Sippenhaft lag den Verhaftungen der Angehörigen zugrunde. Auf die Verhaftung und Hinrichtung der Ehemänner folgte Ende der 1930er und Anfang der 1940er Jahre die Verhaftung bzw. Verbannung der Frauen und die Einweisung der Kinder in Heime. Folgeverurteilungen im Gulag und Verbote, das Verbannungsgebiet zu verlassen, waren die Regel. Der Leidensweg, der Mitte der 1930er Jahre begann, endete für die, die Haft, Arbeitsarmee oder Verbannung überlebten Mitte der 1950er Jahre, nach dem 20. Parteitag. Was bezüglich der Erschließung der Schicksale der Angehörigen noch zu leisten ist, zeigt z. B. die Arbeit an den biografischen Einträgen, die in das Nachlagewerk „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918–1945“ (2. Auflage 2008) aufgenommen worden sind. Dieser umfassende Blick auf das Exilland UdSSR basiert auf dem Studium und damit dem Zugang zu Kaderakten der Kaderabteilung der Komintern, Straf- und Gulagakten aus zentralen und regionalen Archiven sowie Erinnerungsberichten Überlebender.

Auch hier liegen erste Zwischenergebnisse vor, die auf den vom „Arbeitskreis zum Gedenken an die in der sowjetischen Emigration verfolgten, deportierten und ermordeten deutschen Antifaschisten beim Berliner VVN-BdA“ organisierten Tagungen „Das verordnete Schweigen“ (Berlin 2010) und „Nach dem Schweigen“ (Berlin 2011) vorgestellt worden sind.55 Sehr viele der über 6000 namentlich bekannten, in der Sowjetunion zwischen 1936 und 1949 verfolgten Deutschen erhalten durch die Recherchen der hier mit Beiträgen vertretenen russischen Kollegen nicht nur ihren Namen, sondern auch ihre Biografie zurück.

 

Anmerkungen

1   Über die bis 2003 zugängliche Literatur siehe: Wladislaw Hedeler: Chronik der Moskauer Schauprozesse 1936, 1937 und 1938. Planung, Inszenierung und Wirkung, Berlin 2003.

2   Vgl. hierzu die Beiträge von Stefan Plaggenborg und Joachim Hösler im von Stefan Plaggenborg herausgegebenen Sammelband: Stalinismus. Neue Forschungen und Konzepte, Berlin 1998.

3   Weitere Informationen finden sich auf der Internetseite des Verlages: www.rosspen.su.

4   Nikita Petrov, Marc Jansen: „Stalinskij pitomec – Nikolaj Ežov“, Moskva 2009.

5   Nikita Petrov: Po scenariju Stalina: rol’ organov NKVD-MGB SSSR v sovetizacii stran Central’noj i Vostočnoj Evropy 1945–1953 gg., Moskva 2011. Ders.: Die sowjetischen Geheimdienstmitarbeiter in Deutschland. Der leitende Personalbestand der Staatssicherheitsorgane der UdSSR in der SBZ Deutschlands und der DDR von 1945–1954, Berlin 2010.

6   Alexander Vatlin: Tatort Kunzewo. Opfer und Täter des Stalinschen Terrors 1937/38, Berlin 2003.

7   Alexander Vatlin: Die Komintern. Gründung, Programmatik, Akteure, Berlin 2009.

8   Nikita Ochotin, Arseni Roginski: Zur Geschichte der „Deutschen Operation“ des NKWD 1937–1938. In: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2000/2001, Berlin 2001, 89-125.

9   Repressii protiv rossijskich nemcev. Nakazannyj narod, Moskva 1999.

10 Ivan Džucha: Grečeskaja operacija. Istorija repressij protiv grekov v SSSR, Sankt Peterburg 2006.

11 Zur Deportation der Kurden, Iraner und Aserbajd­schaner nach der iranischen Operation siehe: N. F. Bugaj, A. M. Gonov: Kavkaz: narody v ėšelonach, Moskva 1998.

12 Repressii protiv poljakov i pol’skich graždan, Moskva 1997.

13 Zur Geschichte der ostchinesischen Eisenbahn und der russischen Emigration in China siehe: N. E. Abolova: KVŽD i rossijskaja ėmigracija v Kitae, Moskva 2005.

14 Mark Junge, Rol’f Binner: Kak terror stal ‚bol’šim’. Sekretnyj prikaz No 00447 i technologija ego ispolnenija. So special’nym razdelom Alekseja Stepanova „Provedenie ‚kulackoj’ operacii v Tatarii“, Moskva 2003.

15 Mark Junge, Gennadij Bordjugov, Rol’f Binner: Vertikal’ bol’šogo terrora. Istorija operacii po prikazu NKVD No 00447, Moskva 2008.

16 Rolf Binner, Bernd Bonwetsch, Marc Junge: Stalinismus in der sowjetischen Provinz 1937–1938. Die Massenaktion aufgrund des operativen Befehls Nr. 00447, Berlin 2010. 731 S. (Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Institutes in Moskau; Bd. 2).

17 „…Vključen v operaciju.“ Massovyj terror v Prikam’e v 1937–38 gg., Perm’ 2006.

18 Markus Wehner: Gescheiterte Revolution. In den russischen Archiven gehen die Uhren rückwärts. In: Jahrbuch für historische Kommunismusforschung 2009, Berlin 2009, 377-390. Vgl. auch ders.: Gescheiterte Revolution. In den russischen Archiven werden die Akten wieder zugemacht. Die dunklen Seiten der Geschichte sollen nun im Verborgenen ruhen. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 22. 6. 2008, 6.

19 Massovye repressii v Altajskom krae 1937–1938. Prikaz Nr 00447, Moskau 2010, 7. Rolf Binner, Bernd Bonwetsch, Marc Junge: Massenmord und Lagerhaft. Die andere Geschichte des Großen Terrors, Berlin 2009.

20 Vgl. die Rezension zur Edition: W. Hedeler: Die monumentale siebenbändige Dokumentenedition zur Geschichte des Gulag. In: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2006, Berlin 2006, 359-378.

21 Stalinskie deportacii 1928–1953. Dokumenty, Moskva 2005.

22 Istorija Stalinskogo GULAGA konec 1920-ch – pervaja polovina 1950-ch godov. Sobranie dokumentov v semi tomach. Tom 1. Massovye repressii v SSSR, Moskva 2004, 267-268.

23 Istorija Stalinskogo GULAGA, a.a.O., 275-277.

24 Lubjanka, Stalin i GUGB NJKVD 1937–1938. Dokumenty, Moskva 2004, 325-326.

25 Istorija Stalinskogo GULAGA, a.a.O., 281-283.

26 Lubjanka, Stalin i GUGB NJKVD 1937–1938, a.a.O., 383-384.

27 Istorija Stalinskogo GULAGA, a.a.O., 285-286.

28 Stalinskie deportacii 1928–1953. Dokumenty, Moskva 2005, 101.

29 Lubjanka, Stalin i GUGB NJKVD 1937–1938, a.a.O., 464.

30 Lubjanka, Stalin i GUGB NJKVD 1937–1938, a.a.O., 498.

31 Wortlaut in: Ivan Džucha, a.a.O., 52.

32 N. F. Bugaj, A. N. Koconis: „Ob“jazat’ NKVD SSSR vyselit’ grekov“, Moskva 1999.

33 V. Chaustov, L. Samuelson: Stalin, NKVD i repressii 1936–1938 gg., Moskva 2009.

34 Na prieme u Stalina. Tetradi (žurnaly) zapisej lic, prinjatych I. V. Stalinym (1924–1953 gg.) Moskva 2010, 609.

35 Aleksej Pavljukov: Ežov, Moskva 2007.

36 Vgl. hierzu auch die von Nikita Petrov herausgegebenen Handbücher zum Führungspersonal des NKVD in den Jahren 1934 bis 1941 (Moskau 1999) und 1941 bis 1954 (Moskau 2010).

37 Vgl. Konstantin G. Paustowski, Wassili K. Blücher: Der lange Marsch. Partisanen und Soldaten im russischen Bürgerkrieg. Mit einem Text von Gawriil W. Enborisow und einem Nachwort von Nadja Rosenblum. Hg. von Wladislaw Hedeler, Berlin 2009.

38 Youngok Kang-Bohr: Stalinismus in der ländlichen Provinz. Das Gebiet Voronež 1934–1941, Essen 2006.

39 Ebd., 127.

40 Alexander Vatlin: Der Irrweg eines harmlosen Mannes. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 19. 9. 2010, Nr. 37, 10.; ders.: „Dann muss ich entschieden protestieren“. Wie Willy Kerff in die Fänge des NKWD geriet und seinen Peinigern trotzte. In: Neues Deutschland, 23./24. 10. 2010, W6.; ders.: „Er hat konterrevolutionäre Witze erzählt“. Warum Hans Grimm, Chefingenieur bei Mosfilm, zunächst ein Geständnis unterschrieb und dann wiederrief. In: Neues Deutschland, 23./24. 10. 2010, W7; ders.: „Ich fühle mich nicht schuldig“. Wie die deutsche Kommunistin Roberta Gropper in NKWD-Haft um ihre Ehre und die der Partei kämpfte. In: Neues Deutschland, 23./24. 7. 2011, W6.

41 Inga Wolfram: Wir Kommunistenkinder (1998); Achim Engelberg, Achim Heinzel: Das Grab in der Steppe (2008); Loretta Walz, Annette Leo: Im Schatten des Gulag. Als Deutsche unter Stalin geboren (2011).

42 Angelina Ror: Cholodnye zvezdy GULAGa, Moskva 2006. In Deutschland erschien: Angela Rohr: Der Vogel. Gesammelte Erzählungen und Reportagen. Hg. von Gesine Bey, Berlin 2010. Vgl. auch das Findbuch zu den im Memorial-Archiv aufbewahrten Erinnerungen: Memuary o političeskich repressijach v SSSR, chranjaščiesja v archive obščestva „Memorial“. Annotirovannyj katalog, Moskva 2007.

43 Vgl. hierzu Sergei Kropachev: Von der Lüge zur Aufklärung. Verluste durch den „Großen Terror“ und Krieg in der sowjetischen und russischen Historiografie, Berlin 2011, 7-8.

44 In den Fängen des NKWD. Deutsche Opfer des stalinschen Terrors, Berlin 1991, 5.

45 Ebd., 6.

46 Hans Schafranek: Zwischen NKWD und Gestapo, Köln 1990, 23.

47 Nakazannyj narod, 49.

48 Ebd., 51.

49 Butovskij poligon, Bd. 1-7, erschienen in Moskau von 1997 bis 2003.

50 Rasstrel’nye spiski. Moskva 1937–1941. „Kommunarka“, Butovo, Moskva 2000.

51 Rasstrel’nye spiski. Moskva 1935–1953. Donskoe kladbišče, Moskva 2005.

52 Die elf Bände umfassende Edition „Leningradskij martirolog“ ist abgeschlossen. Sie erschien von 1995 bis 2012.

53 Jurij Dmitriev: Mesto rasstrela Sandarmoch, Petrozavodsk 1999.

54 M. B. Smirnov (Hrsg.) Spravocnik. Sistema ITL v SSSR 1923–1960, Moskva 1998

55 Das verordnete Schweigen. Deutsche Antifaschisten im sowjetischen Exil. Pankower Vorträge, Berlin 2010, Heft 148. Eine Publikation mit Beiträgen der 2011 durchgeführten Tagung ist in Vorbereitung.

 

Aus: Berliner Debatte INITIAL 23 (2012) 1, S. 93-101