Weibliche Kultur?

Mascha Kaléko: Die Leistung der Frau in der Kultur (auf eine Rundfrage)  


Zu deutsch: „Die klägliche Leistung der Frau“.

Meine Herren, wir sind im Bilde.

Nun, Wagner hatte seine Cosima

Und Heine seine Mathilde.

Die Herren vom Fach haben allemal

Einen vorwiegend weiblichen Schatz.

Was uns Frauen fehlt, ist „Des Künstlers Frau“

Oder gleichwertiger Ersatz.


Mag sie auch keine Venus sein

Mit lieblichem Rosenmund,

so tippt sie die Manuskripte doch fein

Und kocht im Hintergrund.

Und gleicht sie auch nicht Rautendelein

Im wallenden Lockenhaar,

so macht sie doch täglich die Zimmer rein

Und kassiert das Honorar.


Wenn William Shakespeare fleißig schrieb

An seinen Königsdramen,

Ward er fast niemals heimgesucht

Vom „Bund belesener Damen“.

Wenn Siegfried seine Lanze zog,

Don Carlos seinen Degen,

Erging nur selten an ihn der Ruf,

Den Säugling trockenzulegen.


Petrarcas Seele, weltentrückt,

Ging ans Sonette-Stutzen

Ganz unbeschwert von Pflichten, wie

Etwa Gemüseputzen.

Doch schlug es Mittag, kam auch er,

Um seinen Kohl zu essen,

Beziehungsweise das Äquivalent

In römischen Delikatessen.


Gern schriebe ich weiter

In dieser Manier,

Doch muss ich, wie stets,

Unterbrechen.

Mich ruft mein Gemahl.

Er wünscht, mit mir

Sein nächstes Konzert

Zu besprechen.


Die Leistung der Frau in der Kultur. ... Mascha Kaléko meint in ihrem Gedicht die Kunstwerke hervorbringende kulturelle Leistung. Die Meisterwerke der Hochkultur wurden ja tatsächlich von Männern geschaffen, und männliche Künstler fallen einem zu Hauf ein, während weibliche Maler, Komponisten, Dichter dünn gesät sind. Dazu später. Aber ist Kultur wirklich nur die Summe dieser Hochleistungen menschlicher Kreativität?

Für Marxisten ist Kultur viel mehr: Die Grundlage zivilisierten Zusammenlebens. Die Ausgestaltung der Beziehungen zwischen Menschen und zwischen Mensch und Natur, zwischen Mensch und menschlichen Werken ist Kultur.(*)

Wie Thomas Metscher in MB 4-09 schrieb: „Das menschliche Wesen .... bildet sich im Ensemble gegenständlicher Tätigkeiten, fundamental in den Prozessen materieller und geistiger Produktion. Den Produktionsprozess des menschlichen Wesens nenne ich Prozess kultureller Bildung.“ (MB 4/09, S. 49)

Dabei wird kein Bereich menschlicher Tätigkeit als „kulturell“ ausgesondert und kann von anderen, „nicht-kulturellen“, unterschieden werden. Arbeit an sich hat – auch wenn sie entfremdet ist und unter Zwang geschieht, für Lohn oder (wie im Falle der typischen Frauenarbeit jahrtausendelang) unter dem Diktat der Notwendigkeit des Überlebens – immer einen immanenten kulturellen Aspekt, den der Selbstverwirklichung des Menschen in seiner Tätigkeit.

Kultureller Fortschritt ist aber auch nicht nur durch die Leistung derjenigen entstanden, die direkt an ihm gearbeitet haben. Wie Walter Benjamin es ausdrückte: „Es dankt sein Dasein nicht nur der Mühe der großen Genies, die es geschaffen haben, sondern auch der namenlosen Fron ihrer Zeitgenossen.“ (zitiert nach Thomas Metscher, a. a.O., S. 52)

Und dann sieht die „Leistungsbilanz“ der Frauen in der Kultur schon wieder ganz anders aus.

Ist überhaupt menschliche Kultur denkbar ohne den Beitrag der weiblichen Hälfte der Menschheit?

Natürlich war der Mann auch wild. Er war furchtbar wild. Er fing erst an, zahm zu werden, als er der Frau begegnete, und sie ihm erklärte, sie beabsichtige nicht, auf seine wilde Art zu leben. Sie suchte ihnen eine nette, trockene Höhle zum Schlafen – statt des feuchten Blätterhaufens, den er vorher benutzt hatte, und sie streute weißen Sand auf den Boden, und sie machte ein hübsches Holzfeuer an der Rückseite der Höhle, und sie hängte die getrocknete Haut eines wilden Pferdes über die Höhlenöffnung, Schwanz nach unten, und sie sagte: „Putz deine Füße ab, Liebling, wenn du herein kommst; und nun wollen wir haushalten.“

(Rudyard Kipling, The Cat that Walked by Himself, Übersetzung: Jane Zahn)

In meiner Lieblingserzählung „The Cat that Walked by Himself“, erklärt Rudyard Kipling in einer Gute-Nacht-Geschichte die Entwicklung der Menschheit vom wilden Nomadentum zur Sesshaftigkeit und zur Zähmung der Tiere. Er überlässt diese kulturelle Leistung ausschließlich der Frau – der Mann ist der Nutznießer, und in der Höhle wird der wilde Jäger zum „Pantoffelhelden“.

Nun, das schreibt ein Dichter, also einer, der selbst kulturelle Höchstleistungen erbringt, während seine Frau dafür sorgt, dass er überleben kann. Geschriebene Aufzeichnungen über die Menschwerdung des Menschen entstanden erst viel später. Und die Mythen, die davon handeln, wurden überformt vom patriarchalen Weltbild, das Leistungen der Frauen grundsätzlich negierte. Aber könnte es nicht wirklich so gewesen sein? Das Bedürfnis der Frau nach einer sicheren, sauberen Bleibe für sich und die Kinder, nach regelmäßiger Nahrung ist jedenfalls noch heute offenbar größer als das des Mannes – wenn man sich mal Junggesellenbuden ansieht. Kultur ist aber auch, wie der Mensch lebt, sich ernährt und kleidet.

Und inzwischen ist unstrittig, dass in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit zu Beginn das Matriarchat wirkte: Nicht die „Herr“-schaft der Frauen, aber die strukturgebende Bedeutung der Frauen in der Gesellschaft der Nomaden und der sesshaft werdenden Menschheit. Erst mit der Entstehung des Eigentums an Grund und Boden wurden Männer mächtig und entmachteten die Frauen nicht nur real, sondern auch in den Mythen und den Ideologien. Die griechischen Sagen können als Zeugnis dafür interpretiert werden, wie matriarchale Denkweisen und Strukturen uminterpretiert wurden und zu patriarchalen wurden.

Und damit wurde auch die Kultur des alltäglichen Zusammenlebens eine „niedrigere“ Sphäre. Kult-Handlungen und Kunst wurden männliche Domäne, und Frauen blieben durch die Arbeit im und am Haus, durch Aufzucht der Kinder so beschäftigt, dass ihre kreativen Fähigkeiten für andere, „höhere“ Zwecke brach liegen mussten. Der unmittelbare Zwang, das Leben zu erhalten, und die Beschäftigung mit den alltäglichen Dingen belegten Frauen noch bis ins 20. Jahrhundert hinein ganz mit Beschlag.

Dichterinnen wie Eva Strittmatter hatten nur wenig Zeit, um ihre Werke zu erarbeiten. Da musste die Familie versorgt werden, der Mann betreut (**), das Haus gepflegt. Doris Lessing konnte jahrelang nur Kurzgeschichten schreiben, weil sie alleinerziehend Geld verdienen musste. Künstlerinnen, die keine Familie hatten (wie z.B. Camille Claudel), kamen allein im Leben und mit ihrer Kunst nicht zurecht, weil ihnen „des Künstlers Frau“ eben fehlte, die notwendige Versorgung, Stabilisierung, Betreuung.

Frauen konnten – außer der dafür zur Verfügung stehenden Zeit – auch eine zweite Bedingung nicht erfüllen, an die die Hervorbringung von kulturellem Fortschritt gebunden ist:

Sie erwarben keine Bildung auf kulturell-geistigem Gebiet. Mit Ausnahme von wenigen, meist von ihren Vätern unterrichteten Töchtern (Sybilla Merian z. B. oder Clara Wieck), durften Frauen nicht lernen, was die Menschheit an kulturellen Höchstleistungen vor ihnen vollbracht hatte. Und ohne diese Leiter, die Sprosse für Sprosse erklommen werden muss, ist ein weiterer Schritt in die Höhe nicht möglich. Die Möglichkeit der Bildung junger Mädchen und Frauen ist erst vor etwa hundert Jahren in europäischen Ländern geöffnet worden. Weltweit sind es immer noch die Mädchen, die zu Hause bleiben müssen oder kaum Schulbildung bekommen.

Und dann fehlt auch noch die dritte Bedingung, um Neues hervorzubringen, das die kulturelle Existenz der gesamten Menschheit bereichern kann: Vorbilder.

Die Frauen, die als erste kulturelle Leistungen erbringen konnten, hatten außer ihrem eigenen Genie und ihren erworbenen Fähigkeiten nur männliche Vorbilder, an denen sie sich ausrichten und messen konnten. Eine eigene, ihrer weiblich ausgeprägten Menschlichkeit entsprechende kulturelle „Sprache“ musste sich erst herausbilden.

Die Herausbildung und Entwicklung der im Menschen schlummernden Potenzen (Thomas Metscher a. a.O., S. 46) durch kulturelle Arbeit als dialektischer Prozess erfordert ja ein bereits vorhandenes Bild, nach dem der Mensch tätig wird. Dieses Bild aber ist durch die Jahrtausende von Männern geprägt und ließ weibliche Lebenswirklichkeit außen vor. Zwar haben Dichter, Komponisten und Maler selbstverstäncllich auch Lebenswirklichkeit von Frauen in ihren Werken geschildert, aber immer von ihrem eigenen Blickpunkt aus. Die Empfindungen von Frauen bei ihren Tätigkeiten, ihren Lebensereignissen, blieben „stumm“, kulturell ungenutzt. Noch heute ist die Menstruation, die die Lebenswirklichkeit von Frauen durchdringt und prägt, ein künstlerisches Tabu.

Erst eine Dichterin wie Doris Lessing konnte in ihrem „Goldenen Notizbuch“ aus weiblicher Lebenswirklichkeit Literatur machen, d. h. sie ins allgemeingültige, außerhalb ihrer selbst Existierende „erheben“. Die immense Bedeutung solcher Literatur – zumal wenn sie, wie im Fall von Doris Lessing, von unbestreitbar literarischer Qualität war – kann gar nicht genug geschätzt werden. Was nicht literarisch existiert, existiert auch kaum im Bewusstsein einer menschlichen Gesellschaft, die sich ja über das geschriebene Wort verständigt und ein kollektiven Gedächtnis schafft. Der Nobelpreis für Literatur, den Doris Lessing im letzten Jahr bekam, ist eine (späte!) Würdigung dieser Leistung.

Die Bedeutung dieser ersten kulturschaffenden Frauen liegt nicht nur in ihrem Werk selbst, sondern auch in der Herausbildung von möglichen Vorbildern für die nächsten Generationen von Frauen, die sich über die Aneignung und Auseinandersetzung mit diesen Vorbildern immer mehr sich selbst bewusst werden können in ihrem weiblichen Mensch-Sein. Und es war die Generation der Frauen in der Mitte des 20. Jahrhunderts, die solche Vorbilder sein konnten. Sie mussten noch ohne Vorbild ihre eigene Emanzipation erschaffen – in Auseinandersetzung mit der männlich geprägten Kultur und vor allem der männlich dominierten Kultur-Szene.

Hier liegen noch heute viele Stolperfallen und Fesseln für Frauen. Eine davon ist der geradezu herabwürdigend gemeinte und wirkende Begriff „Frauenliteratur“. Selbstverständlich schreiben einige Frauen genauso seicht und schlecht wie einige der schreibenden Männer, ohne dass man deren Werke als „Männerliteratur“ abqualifizieren würde. Selbstverständlich sind Frauen nicht per se bessere Menschen, nur weil sie Frauen sind – im Gegenteil: Die Versklavung der Frau hat im „weiblichen“ Charakter viele sklavische Züge eingeprägt, die durch Erziehung und Vorbilder weitergegeben werden und schwer, weil unbequem und mühsam, zu überwinden sind.

Selbstverständlich sind weibliche Wunschträume, wenn sie ungefiltert in „Kunst“ gegossen werden, genauso konservativ bis fortschrittsfeindlich wie männliche. Aber wenn sie nicht geschaffen werden, können sie auch nicht überwunden werden. Eine Hera Lind - oder wie die modernen Courths-Mahler alle heißen mögen – ist aber genauso notwendig zur Herausbildung und Weiterentwicklung der menschlichen Kultur wie alle bisherigen, von Männern geschaffenen kulturellen Werke. Bis Frauen in der Lage sind, ihren weiblichen Goethe, ihren weiblichen Beethoven oder Rembrandt zu verkörpern, muss die kulturelle Entwicklung noch einige Jahrhunderte nachholen, die Männer ihnen voraus haben. Und dabei sind wohl noch einige „Feuchtgebiete“ zu durchqueren.

Was Frauen daran hindert, kulturelle Leistungen zu entwickeln und in der Gesellschaft durchzusetzen, ist auch ihre eigene kulturelle Prägung: Weibliche Bescheidenheit. In wissenschaftlichen Untersuchungen wurde z.B. festgestellt, dass ab einem Alter von ca. 7 Jahren Jungs ihre eigene Leistungsfähigkeit erheblich höher einschätzen als Mädchen – und als es den Tatsachen entspricht. Das liegt nicht in den Genen – und kann auch mit keinem Steinzeit-Herkommen „erklärt“ werden. Es ist wohl die Erfahrung von Mädchen, dass Selbstbewusstseiin bei ihnen nicht honoriert wird, sondern gedämpft. Und dass im Gegenzug dazu Hilflosigkeit bei Mädchen so anziehend wirkt.

Kinder von 2 Jahren halten sich selbst noch für „omnipotent“: Sie können alles. Das entspricht zwar nicht den Tatsachen, ist aber notwendig, um überhaupt Fähigkeiten zu erlernen. Schon mit 3 Jahren setzen die ersten „Das kann ich nicht“-Erfahrungen ein, und wenn sie bestätigt und honoriert werden, setzen sie sich durch und behindern am Erlernen weiterer Fähigkeiten.

Das hat Auswirkungen auf den Anteil von Frauen am Kulturschaffen. Wer kulturelle Leistungen erbringen will, braucht erst einmal eine ungeheure Selbstüberschätzung, um in Kenntnis der besten Hervorbringungen menschlicher Kultur die eigenen nicht zu zerreißen (sofern sie auf Papier aufgebracht wurden) oder es überhaupt sein zu lassen.

Da noch nie ein Meister vom Himmel gefallen ist, sind kulturell tätige Menschen am Beginn ihrer Karriere ohne diese Selbstüberschätzung gar nicht in der Lage, hervorzutreten.

Ich kann das auf meinem eigenen Gebiet, dem Kabarett, sehr schön verfolgen. Es gibt eine große Zahl junger Männer, die sich als Kabarettisten berufen fühlen. Sie sind durchaus (noch) nicht gut – können es aber werden, wenn sie die dafür nötige Energie und den Lerneifer aufbringen. Aber es gibt fast keine jungen Frauen, die sich auf dieses Gebiet wagen, und wenn, dann stellen sie ihr Licht am liebsten unter den Scheffel des Vorbehaltes („ich kann das gar nicht wirklich“) und treten so auch auf, sodass sie gar nicht erst als potentielle Begabung wahrgenommen werden können. Haben Frauen etwa nichts kabarettistisches zu sagen? Oder erst ab 40? Natürlich hätten sie das auch schon mit 20! Aber dürfen können trauen sie sich nicht. Und es fehlen die Vorbilder. Erst ganz langsam kommen Frauen in den Medien auch in diesem Bereich vor – meist als hübsche Garnierung, die auch mal was sagen dürfen, aber bitte nicht allzu politisch. Und für alle kulturellen Gebiete gilt Ähnliches. Dass Frauen zuerst einmal über ihr äußeres Erscheinungsbild definiert werden, ist noch ein weiteres Hindernis – vor allem, weil sie sich selbst auch noch darüber definieren.

Aber es gibt auf allen Gebieten immer mehr Frauen, die durch ihre Leistung auffallen, und nicht durch ihr Äußeres. In der Popmusik ebenso wie als Dirigentin klassischer Konzerte, in der Literatur wie als Fotografin oder bildende Künstlerin.

Es geht nicht darum, dass Frauen „weibliche“ Kultur machen, im Gegensatz zur „männlichen“ Kultur der Männer. Es geht darum, dass weibliche Lebenswirklichkeit Einzug erhält in das kulturelle Schaffen, dass Sichtweisen verändert werden und der Blickwinkel von Männern nicht mehr das einzige Objektiv ist, durch das Kunst sieht.

Frauen und Kultur – das wird noch ein spannendes Kapitel der Menschheitsgeschichte, das gerade erst begonnen hat.




(*) Der Marxismus-Leninismus geht davon aus, dass der Charakter der Kultur einer jeden Gesellschaftsformation bestimmt wird durch die Art und Weise der Teilnahme der verschiedenen Klassen und Schichten an der Produktion, Verteilung und Aneignung geistiger Werte, was wiederum abhängig ist von der ökonomischen Basis und der sozialen Gliederung der Gesellschaft. Die Funktion und die Wirkung der weltanschaulich-ethischen und ästhetischen Werte hinsichtlich der Steuerung sozialen Verhaltens sind nicht a priori in der Persönlichkeit des Menschen gegeben, sondern von dem Kampf der Klassen um die Beherrschung der Produktionsweise materieller und geistiger Werte abhängig. So kommt es, dass jede ökonomische Gesellschaftsformation eine ihr entsprechende Kultur hervorbringt, diese zu ihrer Vollendung benötigt und die Kultur in der klassengespaltenen Gesellschaft Klassencharakter trägt.

In der marxistisch-leninistischen Philosophie wird die Kultur als eine Seite der gesellschaftlichen Lebenstätigkeit aufgefasst, die zwar allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens immanent ist, ohne mit ihnen identisch zu sein. Die Entwicklung und allseitige Herausbildung des menschlichen Wesens im Ringen um die Beherrschung der Naturkräfte und ganz besonders des eigenen gesellschaftlichen Zusammenlebens wird als der eigentliche Inhalt aller Kulturentwicklung aufgefasst.

Daher drückt der Kulturbegriff des dialektischen und historischen Materialismus den Prozess der Vervollkommnung des Menschen als eines durch seine schöpferische Tätigkeit gesellschaftlichen, d. h. menschlichen Menschen sowie den Entwicklungsgrad der praktischen, intellektuellen, moralischen und ästhetischen Fähigkeiten sowie Bedürfnisse der Menschen einer gegebenen Gesellschaftsform aus.

Kultur ist demnach nicht einfach die Summe aller materiellen und geistigen Werte, die der Höherentwicklung des Menschen dienen, sondern das System einander wechselseitig beeinflussender Beziehungen, Prozesse und Verhaltensweisen. Ein solches System besteht in der Beziehung zwischen dem Entwicklungsgrad menschlichen Schöpfertums, dem Prozess der Vervollkommnung des Menschen selbst, der ideologischen Widerspiegelung und Steuerung dieser Beziehung sowie der darin angesetzten Formung des geistigen Lebens sozialer Menschengruppen (Klassen, Völker, Nationen) und der erreichten Stufe der Übereinstimmung menschlichen Tuns mit den Gesetzen der objektiven Realtiät.

Dieser objektiv existierende dialektische Systemzusammenhang macht das Spezifikum der Kultur aus. Nicht das eine oder andere Moment, sondern die Systemenwicklung dieser Elemente, die sozial und weltanschaulich determinierte Gesamtwirkung dieser sich bedingenden und beeinflussenden Faktoren bildet die Kultur einer gegebenen Gesellschaftsordnung.“

(Philosophisches Wörterbuch (Hrsg: Georg Klaus und Manfred Buhr, 7. Berichtigte Auflage Leipzig 1970)

(**)Auch Erwin Strttmatter erhielt unendlich viele Impulse von seiner Frau, die sich auch um die Herausgabe seiner Werke, das Korrekturlesen u.s.w. kümmerte. (Irmtraut Gutschke: Eva Strittmatter. Leib und Leben. Berlin 2009 )

Was Brecht so oft vorgeworfen wird, dass er von seinen vielen Frauen künstlerisch profitierte, war bei ihm wenigstens verteilt auf viele Schultern. Die meisten Künstler belasten mit den notwendigen Hilfsarbeiten nur ihre eigene Partnerin. Was da weniger emanzipatorisch ist, darüber kann gestritten werden.