Vom Alter(n) als Scheitern
»Die Anti-Ageing-(R)evolution. Das Handbuch zum Aufhalten und
Umkehren des Alterungsprozesses«; »Gewöhnen Sie sich das Altern ab! Das
mentale Anti-Ageing-Training«; »Fit in die Kiste: Die Basismethode«;
»Die Kunst der Selbstverjüngung. Ganzheitliches Anti-Aging«; »Power
Ageing. Länger leben, später altern – jetzt handeln!«; »Koch dich jung!
Einfache Rezepte mit den 15 Anti-Aging Stars«; »Geheimnisse ewiger
Jugend: Anti-Aging – für ein gesundes, glückliches und langes Leben«;
»Der Psychocoach: Anti-Aging – Warum es so einfach ist, jung zu
bleiben! Mit Starthilfe-CD«; »Anti-Aging für die Stimme: Ein Handbuch
für gesunde und glockenreine Stimmen«; »10 Jahre jünger. 10 Jahre
schöner. Anti-Aging. Beauty. Dynamik«.
Problemlos wären die
nächsten Seiten mit weiteren Titeln aus der Ratgeberliteratur zu
füllen, die sich alle dem in unterschiedlichen Varianten
wiederkehrenden einen Thema widmen – wie das Alter(n) zu umgehen oder
hinauszuzögern sei. Tatsächlich bildet die zuweilen kuriose
Ratgeberliteratur nur die Spitze des Eisbergs. Seit einiger Zeit wird
das Alter politisch, medial, wirtschaftlich und wissenschaftlich als
Nicht-Alter entdeckt: lebenslange Dynamik und Energie, der Lobpreis von
Altersaktivität in Ehrenamt und Pflege, die Entdeckung grauhaariger
(gleichwohl faltenarmer) Konsument/innen und der Boom von Nordic
Walking- sowie Yoga for Best Agers-Kursen. Der angesichts des
apokalyptisch beschworenen demographischen Wandels allgegenwärtigen
Rede von der drohenden Altenrepublik steht die Rede von den jungen,
fitten, aktiven und konsumierenden Alten gegenüber. Alte, die nicht alt
sind, – so die Botschaft – lächeln uns von Plakatwänden entgegen,
präsentieren nicht mehr den bequemen Treppenlift, sondern den
Aktiv-Joghurt und verkünden auf Werbetafeln in der U-Bahn, dass sie
direkt nach dem Squash in den Computerraum des Mehrgenerationenhauses
geeilt sind und anschließend an der Diskussionsrunde »Gentechik – eine
Chance für die Medizin?« teilnehmen. Alter als >Lebensabend< im
Sinne eines letzten Lebensrests, als (wohlverdienter) Ruhestand im
Ohrensessel, ausgestattet mit Kukident und Dauerwelle; Alter als
»rollenlose Rolle« am Rande der Gesellschaft, als Phase des Abbaus und
der Demenz – alles eine Frage der Vergangenheit? Erleben wir den Wandel
von einem negativen zu einem positiven Altenbild (1), eine Wende von
der traurigen Realität der zunehmenden körperlichen und geistigen
Hinfälligkeit hin zu einem Altern als Erfolgsgeschichte oder gerade das
Gegenteil – eine sogar zunehmende Abwertung und Stigmatisierung des
Alters durch das Leitbild des
Anti-Ageing?
Was
wir definitiv erleben, ist die Wende hin zu einem Alter(n)sverständnis,
das das Alter immer weniger als einen allein biomedizinisch bestimmten
Abbauprozess begreift denn als eine (auch und wesentlich) sozial
ausdeut- und gestaltbare Lebensphase. Zunächst einmal hat eine solche
De-Naturalisierung des Alters durchaus einen emanzipatorischen
Charakter, da sie im Gegensatz zu biologischen Festlegungen
Gestaltbarkeit ermöglicht und soziale Spielräume eröffnet. Diese
Möglichkeitsräume sind jedoch im Lichte der sozialen, politischen und
ökonomischen Verhältnisse – so des hoch kommerzialisierten
Anti-Ageing-Booms und der zunehmenden Privatisierung von Sozial- und
Gesundheitsleistungen – keineswegs unproblematisch: Es spricht vieles
dafür, dass in Zeiten, da Eigenverantwortung und Selbstsorge zu neuen
Tugenden ausgerufen werden, aus dem Altern als Prozess des natürlichen
Verfalls eine Frage des individuell zu verantwortenden Scheiterns wird.
Ageism und Age-Imperialism – zwei Dimensionen von Alters- und Altenfeindlichkeit
Diese
Entwicklung ist nur zu verstehen, wenn man sich das, was gemeinhin als
Altersdiskriminierung gefasst wird, etwas genauer anschaut. Ende der
1960er Jahre prägte der US-amerikanische Altersforscher Robert Butler
den Terminus ageism und bestimmte ihn als »Prozess der systematischen
Anwendung von Stereotypen auf und der Diskriminierung von Menschen,
weil sie alt sind – genau so, wie Rassismus und Sexismus dies für die
Hautfarbe und das Geschlecht umsetzen. […] Ageism erlaubt es den
jüngeren Generationen, ältere Menschen als von ihnen selbst
unterschiedlich anzusehen« (im Original englisch, Übersetzung der
Redaktion). Inwiefern ageism tatsächlich parallel zu Rassismus und
Sexismus zu konzipieren ist, ist seitdem hochumstritten: Als wichtiges
Differenzierungsmerkmal wird in der Debatte hervorgehoben, dass die
meisten Menschen alt werden, während ein Wechsel zwischen anderen
gesellschaftlichen Kategorien wie Ethnizität oder Geschlecht eher die
Ausnahme ist. Ferner wird darauf hingewiesen, dass die
gesellschaftliche Abwertung und Ausgrenzung des Alters nicht losgelöst
von der Frage des Todes betrachtet werden könne. Ist doch das gesamte
gesellschaftliche Leben dadurch geprägt, dass Barrieren gegenüber dem
Tod errichtet werden, so eben auch durch die Abgrenzung einer
Altersphase, auf die die bedrohliche Auseinandersetzung mit dem
Lebensende abgeschoben wird. Im Gegensatz zum angelsächsischen Raum
spielt ageism in den medialen und wissenschaftlichen deutschsprachigen
Diskussionen – so auch in den Debatten der radikalen Linken – eine
untergeordnete Rolle und ist auch der linken Literatur – ganz anders
als dies für die Bereiche Sexismus und Rassismus der Fall ist – selten
mehr als eine Fußnote wert.
Neben einer Konzeption des ageism als
Altersdiskriminierung, die auf eine Abwertung des Alters hinausläuft,
wurde in der englischsprachigen Debatte in jüngerer Zeit eine neue Form
der Altersdiskriminierung ausgemacht, die als age-imperialism (mitunter
auch als ageism light) bezeichnet wird. Diese Form des ageism läuft
darauf hinaus, das Alter einseitig an den Normen und Imperativen der
mittleren Lebensjahre auszurichten. Zugleich werden Abweichungen
hiervon nicht mehr als biologisches Schicksal, sondern als selbst zu
verantwortendes Verhalten begriffen. Diese Kritik ist vergleichbar mit
der feministischen Kritik am Androzentrismus, also der Kritik an der
Abwertung des als weiblich Begriffenen durch eine Ausrichtung an die
männliche Norm.
Vom aktiven Alter(n) und den Ambivalenzen des Anti-Ageing
Wie
ist vor diesem Hintergrund nun die sich gegenwärtig vollziehende
Neuverhandlung des Alters zu beurteilen, die die Gestaltbarkeit des
Alterns ins Zentrum stellt und die Möglichkeit eines gesunden, fitten
und aktiven Alters propagiert?
So sehr im Zuge der
Entnaturalisierung des Alters soziale Gestaltungsspielräume entstehen
und so erfüllend ein aktives und fittes Alter für ältere Menschen sein
kann, so zwiespältig bleibt diese Perspektive als gesellschaftliche
Devise. Mit der Benennung der Möglichkeit, das Alter erfolgreich zu
bewältigen, geht im Zuge der Popularisierung von Eigenverantwortung
zunehmend die gesellschaftliche Erwartung einher, dass die als möglich
propagierte Leistung – gesund und aktiv zu altern – auch von allen
erbracht werden soll. Dies geschieht weniger über direkte
Zwangsmaßnahmen als über eine (Selbst-)Disziplinierung der Subjekte,
für die die Performance als aktive Alte zur Altersnormalität wird. Im
Zuge der Versprechen medizinisch-technischer Innovationen, der
Philosophie der Wellness und der Fitness sowie einer umfassenden
Privatisierung sozialer Risiken wird das Nicht-Altern zunehmend zu
einer Frage der Wahl und des eigenverantwortlichen Engagements und das
Altern zu einem Scheitern infolge von Aktivitätsverweigerung erklärt.
In einem populärwissenschaftlichen Buch zum erfolgreichen Altern heißt
es: »Die Gebrechlichkeit im hohen Alter ist größtenteils umkehrbar […]
Was ist nötig, um die Uhr des Alterns zurückzudrehen? Das ist
überraschend einfach. […] Der Erfolg hängt von guter, altmodischer
harter Arbeit ab.« (englisch im Original, Übersetzung der Redaktion)
Wer altert, hat also nicht genug an sich gearbeitet. Wo die
Feststellung, dass Altern kein Prozess des notwendigen und natürlichen
Abbaus ist, zunächst das Potenzial birgt, der gesellschaftlich tief
verankerten Altersfeindlichkeit entgegen zu treten, wird sie im zweiten
Schritt zu einem Instrument der Disziplinierung und Normierung. Dies
geht insbesondere mit einer Abwertung des kranken und hochaltrigen
Alters einher. Wo der Platz der so genannten unverantwortlichen Alten –
der Kranken und Schwerstpflegebedürftigen, der Verwirrten und
demenziell Erkrankten – sein soll, bleibt unbeantwortet.
Die
negative Bewertung von Hochaltrigkeit ist dabei nicht einfach eine
vermeidbare, unschöne Entwicklung. Vielmehr ist sie die logische
Kehrseite der Neubestimmung des aktiven Alters als Phase des
«Nicht-Alters«: Denn nicht die Abwertung des Alters steht in den
aktuellen Diskussionen grundsätzlich in Frage, sondern lediglich die
Gültigkeit von Defizitperspektiven für aktive und fitte ältere
Menschen. Während junge Alte zunehmend als zurechnungsfähige Personen
angesprochen werden, verbleiben hochaltrige Menschen im Objektstatus
als zu Pflegende und zu Versorgende. Auch diese Entwicklung spiegelt
sich in der einschlägigen Ratgeber-Literatur wider: Wo die Leser/innen
in den Anti-Ageing-Ratgebern direkt adressiert werden, handeln die
Bücher über Pflege stets von den Alten. Wir haben es also mit einem
klassischen Fall von age-imperialism zu tun, der den Druck auf all
diejenigen erhöht, die den Normen des mittleren Lebensalters nicht mehr
entsprechen können. Diese Menschen sind trotz all der populären
Beschwörungen des positiven Alterns ganz klassischen Formen der
Altersdiskriminierung ausgesetzt.
Doch problematisch ist diese
Entwicklung keineswegs nur im Hinblick auf die Hochaltrigen und
Pflegebedürftigen, sondern auch für die jungen und gesunden Alten: Zwar
haben sich die individuellen Bedingungen für ein aktives Alter infolge
verbesserter gesundheitlicher Bedingungen, höherer Bildung und einer
(bislang) mehrheitlich guten Absicherung im Alter tatsächlich für viele
verbessert. Zugleich besteht aber eine Diskrepanz zwischen den
individuellen Möglichkeiten und den gesellschaftlichen Ermöglichungen:
Der Appell an ein aktives und fittes Alter adressiert das Verhalten
älterer Menschen, lässt die Verhältnisse aber weitgehend unberührt. So
stecken (politische) Initiativen gegen Altersdiskriminierung in den
Kinderschuhen, es fehlt an altersgerechten Arbeitsplätzen, und auch die
Zugangsmöglichkeiten zu ehrenamtlichen Tätigkeiten und
Freizeitvergnügungen sind in den wenigsten Feldern auf ältere Menschen
zugeschnitten.
Der aktive Alte als weißer Mittelschichtmann
Was
die individuellen Möglichkeiten älterer Menschen betrifft, ist wiederum
– wie in so vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen auch – eine
Orientierung an der Norm des weißen Mittelschichtmannes zu
konstatieren. Denn je nach Geschlecht, sozialer Schicht oder ethnischer
Zugehörigkeit sehr unterschiedlich hohen Hürden auf dem Weg zur
Erfüllung des produktiven Ideals wird nicht Rechnung getragen. So ist
die Befähigung zur permanenten (kommerzialisierten) physischen und
psychischen Selbstoptimierung in hohem Maße bildungsabhängig und
angewiesen auf gewisse finanzielle Ressourcen. Die in der Debatte
verhandelten öffentlichen Aktivitäten, denen ältere Menschen nachkommen
sollen, haben häufig einen Mittelschicht-Charakter – man denke an den
Nachhilfeunterricht für sozial schwache Kinder. Die vielfältigen
Konsumangebote vom Anti-Ageing-Yoga über diverse Kosmetika bis hin zur
gesunden Ernährung sind keineswegs für alle bezahlbar. Und nicht alle
verlassen die Arbeitswelt gesund und fit, um nun voller Energie die
letzte Lebensphase zu starten. Menschen, die ihr Leben lang körperlich
schwere Arbeit verrichtet (und dabei häufig unterdurchschnittlich
verdient) haben, leben deutlich kürzer und eingeschränkter. In einer
Zeit, in der der Körper zur sichtbarsten Visitenkarte im Alltag wird
und in der Sichtbarkeit im Sinne einer demonstrativ ausgestellten
Gesundheit eine neue Bedeutung erhält, wird zudem einmal mehr die
Geschlechtsspezifik des Alterns offenkundig: Bei Männern gelten
bestimmte körperliche Altersmarker – man denke an die grauen Schläfen –
durchaus als attraktiv, Altersmerkmale werden deutlich später als bei
Frauen als »Verfallsmerkmale« gelesen, obwohl diese durchschnittlich
eine erheblich längere gesunde und aktive Lebensphase vor sich haben.
Bereits Anfang der 1970er Jahre sprach Susan Sonntag deshalb von einem
»double standard of ageing«.
Eigensinn und Widerstand – »Anti-activity activities«
Probleme
entstehen aber keineswegs nur für diejenigen, die dem neuen Leitbild
nicht entsprechen können – sei es aus finanziellen oder
geschlechtsspezifischen Gründen oder weil sie pflegebedürftig sind.
Diejenigen, die aus welchen Gründen auch immer, nicht wollen, die,
obwohl über finanzielle, körperliche und mentale Ressourcen verfügend,
ihren Lebensabend rauchend vor dem Fernseher verbringen, werden zu
pflichtvergessenen, verantwortungslosen Subjekten erklärt. So stellt
der Soziologe Zygmunt Baumann fest: »Am Horizont der autonomen
Strategie zeichnet sich die Vision eines nur aufgrund der
Pflichtvergessenheit des Ich zu Ende gehenden Lebens ab.« Es ist zum
jetzigen Zeitpunkt nur zu erahnen, dass Eigensinn und Widerständigkeit
unter diesen Bedingungen einen neuen Klang bekommen werden, in dem auch
Marlboros und RTL zu vernehmen sein könnten. Welche sozialen Kämpfe um
Ressourcen, Deutungshoheiten und soziale Anerkennung werden angesichts
der Neuverhandlung des Alters geführt? Und inwiefern erscheinen solche
Kämpfe (im Kleinen) – man denke an die rauchende Talkshow-Konsumentin –
bisweilen als (passives) Scheitern? Dies gilt es auszuloten.
Vor
diesem Hintergrund kann strategisch auf der Welle der Entdeckung des
aktiven Alters gesurft werden: Die aktuelle Konjunktur sollte – und
dies ist durchaus ein Thema für die radikale Linke! – genutzt werden,
um auf die mangelnden Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Alter in
einer strukturell altersfeindlichen Gesellschaft hinzuweisen. Eine sich
immer größerer Beliebtheit erfreuende Strategie verbietet sich dabei
von selbst: der »Schutz« des Alters vor seiner gesellschaftlichen
Indienstnahme durch seine Re-Biologisierung, das heißt durch den
Verweis auf das Alter als natürlichen Prozess und notwendige Phase des
Rückzugs und der Entlastung. Stattdessen gilt es dafür zu
sensibilisieren, dass die Nutzung von Altersressourcen im Zuge
neoliberaler Umstrukturierungen kollektiver Sicherungssysteme im
Zweifelsfall wenig mit der uneingeschränkt zu begrüßenden Ermöglichung
selbstgewählter Altersaktivität zu tun hat. Die Aktivitäten, die heute
von den Alten erwartet werden, müssen sich keineswegs mit den von den
Alten selbst gewünschten Aktivitäten decken. Manchmal fängt
Widerständigkeit schon mit einem Winter auf Teneriffa, exzessivem
Kreuzworträtsellösen oder dem zelebrierten Kettenrauchen an – egal
wieviele Ehrenämter auf Engagement, Enkelkinder auf Betreuung und
Fitness for Best Ager-Kurse auf einen Besuch warten.
Silke van Dyk
Zum Inhaltsverzeichnis und weiteren Artikeln der arranca! #40 "Scheitern. Ever tried, ever failed?": http://fels.nadir.org/de/273/arranca-40
(1) Tatsächlich hatte natürlich jedes (Zeit-)Alter seine positiven und negativen Altersrollen- und bilder, finden wir Altersruhm und Altersklage, Alterslob (Stichwort: Altersweisheit) und Altersspott (Stichwort: Altersschwachsinn) in zahlreichen Quellen der letzten 2000 Jahre. Der Ruhm und das Lob blieben jedoch stets einer sehr kleinen Gruppe privilegierter Alter vorbehalten.
Zum Weiterlesen:
Silke van Dyk & Stefanie Graefe (2009): Fit ohne Ende – gesund ins Grab? Kritische Anmerkungen zur Trias Alter, Gesundheit, Prävention, in: Jahrbuch für kritische Medizin.
Silke van Dyk & Stephan Lessenich (2009): Ambivalenzen der (De-)Aktivierung: Altwerden im flexiblen Kapitalismus (WSI-Mitteilungen 08/09).
Zur Entstehung einer zweigeteilten Altersphase
Dass das Alter keine biologische Tatsache, sondern eine »soziale Hervorbringung« und damit eine soziale Konstruktion ist, wird in der wissenschaftlichen Literatur heute kaum noch bestritten; ebenso besteht Einigkeit darüber, dass die Entstehung einer einheitlichen, kollektiv erfahrbaren Lebensphase »Alter« ein Produkt der Industrialisierung ist und dass der Übergang ins Alter wesentlich durch den Ausstieg aus der Erwerbsarbeit bestimmt wird. Die so genannte Ruhestandsphase hat sich zudem im Zuge steigender Lebenserwartung bei gleichzeitiger »Entberuflichung« – unter anderem durch den Trend zur Frühverrentung – in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erheblich ausgedehnt. Vor diesem Hintergrund hat sich sowohl politisch als auch in der gerontologischen Forschung eine Zweiteilung der Altersphase in ein »drittes«, gesundes Alter sowie ein »viertes« Alter – die stärker durch Krankheit, Abhängigkeit und Pflegebedürftigkeit geprägte Hochaltrigkeit – durchgesetzt.