Klimawandel, Klimahandel, Klimahändel

Das Thema Klimawandel, so wie wir es aus unseren Medien kennen, scheint vor allem ein deutsches und europäisches zu sein. Das stellt mit Erstaunen fest, wer das internationale Medienecho verfolgt.

Medien und Interessenlage

Das Thema Klimawandel, so wie wir es aus unseren Medien kennen, scheint vor allem ein deutsches und europäisches Thema zu sein. Das stellt mit einigem Erstaunen fest, wer das internationale Medienecho auf die UNO-Klimastudien verfolgt. Keine seriöse deutsche online-Zeitung, die nicht neben einer ausführlichen und kontinuierlichen Berichterstattung auch ein umfangreiches Dossier zum Thema Klimawandel ins Netz gestellt hätte. In Frankreich und Großbritannien sieht das - wenn auch mit deutlichen Abstrichen - ähnlich aus, auch wenn in Frankreich das Thema während des gesamten Präsidentschaftswahlkampfes weitgehend unterging. Aber ob 'India Times' oder 'China-daily', ob 'asahi.shimbun' (Japan), 'Manila Bulletin' oder 'Buenos Aires Herald' - nirgends erhält das Thema Klimawandel ein solches Gewicht wie hierzulande. Ein Vergleich der Inhaltsverzeichnisse und Sonderhefte von 'Spektrum der Wissenschaft' / 'spektrumdirekt.de' und 'Scientific American' führt zu ähnlichen Ergebnissen. Und die in den deutschen Medien so stark in den Vordergrund gestellte Unterschriftsverweigerung von Sigmund Gabriel in dem einschlägigen UNO-Gremium fand nirgends den Weg bis auf die Ebene der international für erwähnenswert gehaltenen news. Lediglich im Guardian wurde sie in einem Nebensatz gestreift. In großen Teilen der Welt setzt man zudem einen gänzlich anderen Schwerpunkt in der Debatte. Fidel Castro stellte im Vorfeld der Klimakonferenz von Bangkok einen programmatischen Beitrag (i) in die 'Granma International', wo er zwar auch kurz auf den Klimawandel eingeht, wo er jedoch das Hungerproblem in den Mittelpunkt stellt, die "monströse" Tatsache, dass täglich zigtausende Menschen - vor allem Kinder - verhungern, dass in abertausenden von Hütten die Mütter Steine kochen, um den Kindern das Gefühl zu geben, es sei etwas im Topf, während die Industrieländer inzwischen in großem Umfang Getreide etc. in Benzin für ihre Autos umwandeln (lassen). Ein weiterer ausführlicher Artikel an gleicher Stelle zum gleichen Thema (ii) bezieht sich ausdrücklich auch auf den aufsehenerregenden Text "Gebt Blut in euren Motor" (iii), der im Mai 2007 im Umfeld von Attac Frankreich erschienen ist und damit indirekt auf die brisante Untersuchung, die in der Mai / Juni -Ausgabe von 'Foreign Affairs' erschien: 'How Biofuels could starve the Poor' (Wie Biotreibstoffe dazu führen könnten, dass die Armen hungern) (iv). Auch die neueste Ausgabe von 'Le Monde diplomatique' konzentriert sich ausschließlich auf diesen Schwerpunkt des Klimathemas: 'Die fünf Mythen des Übergangs zu den Agro-Treibstoffen'. (v) In der Presse Südafrikas und Algeriens z.B. hat das Thema 'biofuels' ebenfalls deutlich mehr Gewicht als der 'Klimawandel an sich'. Die europäischen - und speziell die deutschen - Medien dienen offensichtlich anderen Interessen. Sie haben den Auftrag, eine bestimmte ökonomische Strategie abzusichern, der es darum geht, einen Vorsprung im Bereich der neuen Zukunftstechnologien zu gewinnen, die man in den Umwelttechnologien erkannt hat. Erneuerbare Energien, Kernfusion, Kalte Kernfusion, Solarsatelliten, Wellenfarmen, Gezeitenfarmen, Fliegende Windkraftwerke, Designermikroben, Biofuel, Erhöhung der Energieeffizienz, umweltfreundliche Kohlekraftwerke (Etwa 850 Kohlekraftwerke sind in den USA, China und Indien in Planung; jede Woche geht in China ein Kohlekraftwerk mit 1.ooo MW ans Netz.), Gasturbinen, Wärmedämmung global, Deichbau global, Handel und Spekulation mit Emissionszertifikaten, Umweltversicherungen . . . eröffnen ein riesiges Geschäftsfeld für die Konzerne. Bei Ölpreisen ab spätestens 80 Dollar pro Barrel lohnen sich vielleicht schon bald Investitionen in Anlagen, die uns heute noch phantastisch anmuten mögen. Dort prescht man vor, kann und will Marktführer - Weltmarktführer - werden, zumal die USA durch die feste Einbindung der Bush-Administration in die Interessenlage der Ölkonzerne und die (auch) dadurch bedingte Borniertheit der politischen Entscheidungsträger deutlich ins Hintertreffen geraten sind; wenn auch z.B. Kalifornien, General Electric und neuerdings Clinton mit seinem 'Pakt für Energie-Effizienz in Städten' (vi) schon deutlich weiter sind (so wie Jimmy Carter schon vor Jahrzehnten). Es gilt, Klimaforschungspolitik möglichst schnell und reibungslos in Industrieforschungspolitik, in Pilotprojekte und schließlich in funktionierende Anlagen zu überführen. Und wenn dann der Ölpreis sehr stark ansteigen sollte, kommt die Stunde derer, die vorbereitet sind. Einschlägige Patente, Schlüsselpatente müssen entwickelt und durchgesetzt werden. Nur wer technologischer Vorreiter ist, kann eine führende Position auf den Märkten der Zukunft erobern und behaupten. Kostspielige Projekte mit zum Teil durchaus unsicherem Ausgang müssen finanziert werden, um der Welt zu zeigen, dass die neue Umweltpolitik funktioniert - technisch, ökonomisch und sozial. Dabei kann man sich nicht auf non-regret-Entscheidungen beschränken. Europa will vorpreschen, auch wenn es dabei zu kostspieligen Fehlinvestitionen kommen kann, auch wenn im Moment viele noch nicht so recht folgen mögen. Diese Strategie braucht Akzeptanz - aber auf keinen Fall Panikmache - bei den Medien, bei den wissenschaftlichen, technischen, ökonomischen, politischen und pädagogischen Funktionsträgern und auch in der allgemeinen Öffentlichkeit; denn all das wird teuer werden, auch für den Steuerzahler. Und so ist abzusehen, dass wir auch in Zukunft alle paar Tage unsere regelmäßige homöopathische Dosis zum Thema Klimawandel verabreicht bekommen werden. Denn noch im Februar 07 erwies sich bei einer online-Umfrage der FAZ 'Wie dramatisch ist der Klimawandel?' die Gruppe der Zweifler ('Alles nur Panikmache') mit 10.893 Stimmen als die stärkste Fraktion.

Offene Fragen

Nach Abschluß der IPCC-Konferenzserie bleiben vor allem drei Fragen:

1.

Wie realitätsnah sind die Anfang dieses Jahres auf den großen UNO-Konferenzen in Paris (Februar 07) und Brüssel (Anfang April 07) publizierten Sachstandsberichte? Es soll einerseits nicht übersehen werden, dass wesentliche Fortschritte im öffentlichen Umgang mit der Klimaproblematik zu verzeichnen sind. Das Lager der Zweifler ist geschleift worden. Es findet sich heute kein Klimaforscher von einigem Rang mehr, der die Ergebnisse des IPCC noch ernsthaft in Frage zu stellen wagt. Die Opposition hat sich auf Mars und Pluto und nach Sibirien zurückgezogen, wo sie noch Reste von Gegenargumenten zu finden glaubt. (Der Mars und auch Pluto haben sich angeblich im gleichen Zeitraum wie die Erde ebenfalls erwärmt (der Mars um 0,5°) - naturgemäß ohne menschlichen Einfluß. Also könnte vielleicht doch die Sonne schuld sein?) Entsprechend eindeutig ist die Berichterstattung der Medien geworden und im Gefolge dieser öffentlichen Debatte erreichte das Thema Klimawandel nun schließlich auch die Tagesordnung des G8-Gipfels in Heiligendamm im Juni 2007. Noch vor einigen Monaten hatte die Bundesregierung dem Klimaschutz dort nur eine Nebenrolle zugedacht. (Ob dort auch die Interessenlage der Entwicklungsländer angemessen zum Tragen kommen wird, scheint im Augenblick zumindest unklar.) Andererseits gibt es jedoch unübersehbare Anzeichen dafür, dass in den veröffentlichten Berichten die Lage in großem Stile verharmlost wird - werden mußte. Denn das war offensichtlich der Preis, den die Community der Wissenschaftler zu zahlen hatte, um das ganze Verfahren überhaupt in Gang zu halten und zu einem Abschluß auf allerhöchster Ebene zu bringen - was dann ja auch gelungen ist und was den eigentlichen Erfolg der IPCC-Konferenzserie darstellt. Ein Blick in die Verfahrensweise der Plenarberatungen des IPCC macht das deutlich. Dem Plenum gehörten - neben den führenden wissenschaftlichen Vertretern - auch die Regierungsdelegationen aller IPCC-Länder an. Der von den Wissenschaftlern vorgelegte Report wurde Zeile für Zeile verhandelt. Regierungsdelegationen, die vor oder während der Sitzung Einwände, Kommentare oder Änderungsvorschläge vorbrachten, hoben jeweils ihr Fähnchen. Verhandelt wurde dann meist zwischen der Regierungsdelegation und dem für den Abschnitt verantwortlichen Wissenschaftler. Schließlich wurde jeder Satz einzeln abgestimmt. Erst wenn keine Regierungsdelegation mehr ihr Fähnchen hob, galt der Satz als genehmigt. Über den Charakter der Ergebnisses einer solchen Verfahrensweise kann wohl kaum Unklarheit aufkommen. Und so sind denn die der internationalen Öffentlichkeit vorgelegten Daten und zeitlichen Rahmendaten auf jeden Fall als mehrfach entschärft anzusehen. Es gibt weitere - inhaltliche - Hinweise auf die vorherrschende Tendenz zur Verharmlosung. Das Klimageschehen folgt bekanntlich zwar meist ganz brav linear den einschlägigen physikalischen und anderen Naturgesetzen, ist dadurch weitgehend berechenbar und in Computermodellen einigermaßen zuverlässig zu simulieren, neigt jedoch zu einem sprunghaften, kaum vorhersehbaren, nicht-linearen Verhalten, wenn bestimmte Schwellenwerte überschritten werden; eben jener bekannte Flügelschlag eines Schmetterlings, der Wochen später an ganz anderem Ort eine Wetterkatastrophe auslöst. Außerdem gibt es eine ungeheure Vielfalt von miteinander verflochtenen Rückkoppelungsmechanismen, die noch nicht einmal annähernd alle bekannt geschweige denn erforscht sind - und es ob ihrer Vielfalt wohl auch nie ganz sein werden. Den Klimaforschern ist immerhin vieles davon - teilweise seit Jahrzehnten - bekannt. In den Medien ist gelegentlich von 'tipping-points' (Kipppunkte) im Klimassystem die Rede. Einige sind inzwischen für die jüngere Klimageschichte im Detail nachgewiesen - z.B. als 'Dansgaard-Oeschger-Ereignis' oder 'Heinrich-Events' (vii). Zu ihnen gehört - wenn auch nicht ganz unstrittig - der 'Antarctic Glaciers Surge' (viii) , d.h. das plötzliche - womöglich innerhalb von Jahrzehnten - sich vollziehende Abrutschen von großen Teilen des antarktischen Inlandeises ins Meer, was ein Ansteigen des Meeresspiegels nicht um einige Zentimeter oder Meter sondern weit darüber hinaus innerhalb kurzer Zeiträume hervorrufen würde. Die Befürchtung, dass die Gefährdung durch derartige nicht-lineare Sprünge im Klimaverhalten in den nächsten Jahrzehnten stark zunehmen könnte, ist heute besonders aktuell geworden, denn die bisher gemessene und auch die für die nächsten Jahrzehnte prognostizierte Erwärmung ist zwar rein quantitativ durchaus nichts Neues in der Erdgeschichte, jedoch scheint die Geschwindigkeit, mit der diese Erwärmung im Moment vor sich geht, einen bisher noch nie dagewesenen Vorgang darzustellen, hat also durchaus etwas von einem schockartigen Ereignis an sich, das die klimatischen - und andere - Verhältnisse unversehens zum Tanzen bringen könnte. Das alles ist bekannt, wird vom Medienblock aber nicht zum Thema gemacht, von gelegentlichen eher vorsichtigen Spekulationen etwa über das Aussetzen des Golfstromes einmal abgesehen. Selbst die Bildzeitung hütet sich bisher vor Panikmache, was ein deutlicher Beleg dafür sein dürfte, dass im Augenblick eine zwar kontinuierliche aber eben doch relativ vorsichtige und zurückhaltende Medienarbeit angesagt ist. Ein anderes Beispiel: Generationen von Geowissenschaftlern haben es immer für einen Klima-GAU mit enorm weit reichenden Folgen für den Wärmehaushalt der Erde und vor allem Europas gehalten, sollte es jemals zum Abschmelzen des arktischen Eisschildes kommen, sollte jemals die riesige strahlend weiße Fläche der Arktis zu einer Wasserfläche werden. Nunmehr, da dieser Vorgang unbestreitbar mit atemberaubender Geschwindigkeit im Gange ist, wird öffentlich nur noch wenig darüber geredet.

Fazit:

Wir müssen davon ausgehen, dass der aktuelle Stand, die Entwicklung und die Folgen des Klimawandes erheblich bedrohlicher sind als heute öffentlich dargestellt. Äußerungen von verantwortlichen Wissenschaftlern geben das auch durchaus zu erkennen.

2.

Was ist von den inzwischen ergriffenen, eingeleiteten bzw. geplanten Gegenmaßnahmen zu halten? Lassen wir Kernfusion, Kalte Kernfusion, Solarsatelliten, Wellenfarmen, Gezeitenfarmen, Fliegende Windkraftwerke, Designermikroben etc. mal beiseite, so ist nüchtern festzustellen, dass auf den Gebieten erneuerbare Energien + Biotreibstoffe, Erhöhung der Energieeffizienz, umweltfreundliche Kohlekraftwerke, Gasturbinen, Wärmedämmung global und Ausgabe von Emissionszertifikaten zwar manche Entwicklungen ein Stück weit in Gang gekommen bzw. im Aufbau oder mindestens schon ein gutes Stück weit in der Pilotphase sind, dass man aber quantitiv - abgesehen vielleicht von Biotreibstoffen - um mehrere Größenordnungen hinter den Anforderungen zurückgeblieben ist und dass es keinerlei Anzeichen dafür gibt, dass sich das in absehbarer Zeit ändern könnte. Der Handel mit Emissionszertifikaten ('Den Dreck an die Börse') ist zumindest im ersten Anlauf auch nach Ansicht seiner Befürworter als gescheitert zu betrachten - mindestens fünf verlorene Jahre (ix) . Der von einem Supertrust aus Ölkonzernen, Agrikonzernen, Chemie- und Biotechnologiekonzernen sowie Autokonzernen mit der Bush-Administration als Pressure-Group vorangetriebene Aufbau einer weltweiten Biotreibstoff-Produktion trifft in den Entwicklungsländern (Ausnahme: Brasilien) zu Recht zunehmend auf erbitterten Widerstand. Die anderen Formen von erneuerbaren Energien stecken quantitativ - und viele wohl auch technologisch - noch in den Kinderschuhen. Außerdem hängt das ganze Maßnahmenbündel unter kapitalistischen Rahmenbedingungen weiterhin unauflöslich mit der Höhe der Ölpreise zusammen, fällt ökonomisch in sich zusammen, sollte der Ölpreis ö- z.B. durch einen temporären Rückgang der Weltwirtschaft - für längere Zeit auf niedrigere Werte zurückgehen. Bei Ölpreisen unter 30 Dollar müßte z.B. der Preis für Mais in den USA auf unter 2 Dollar pro 'bushel' fallen, wenn die Ethanol-Produktion noch rentabel sein soll (x) . Umweltfreundliche Kohlekraftwerke (d.h.: Kohleverbrennung unter Zuführung von Sauerstoff, Anreicherung des Co2 im Abgas auf über 80%, Abscheidung und Verflüssigung des Co2, Lagerung des Co2 in der Erdrinde) sind noch im Versuchsstadium. Nicht einmal über den Bau einer Pilotanlage ist in Deutschland bisher entschieden. Erste Kraftwerke sind kaum vor 2020 zu erwarten - wenn überhaupt. Es handelt sich außerdem um ein recht energieintensives Verfahren. Und die mit dem Abtransport und der sicheren Endlagerung der gigantischen Mengen von anfallendem Co2 entstehenden Probleme sind ungeklärt. Die vom früheren US-Präsidenten Bill Clinton ins Leben gerufene 'Clinton-Klima-Initiative', der zufolge weltweit Eigentümer ihre Gebäude so umrüsten sollen, dass dort bis zu 50 Prozent Energie eingespart werden kann, ist gerade erst aus der Taufe gehoben worden. (Zu den Städten, die in einer ersten Runde der Initiative ihre öffentlichen Gebäude umbauen lassen wollen, gehören unter anderem Berlin, New York, London, Tokio, Sao Paulo und Mexiko-Stadt.) (xi) Die weltweite Installation des Handels mit Emissionszertifikaten - immerhin eine der zentralen Maßnahmen - beruht auf einer ökonomischen Theorie (Coase-Theorem) (xii) , für deren Erarbeitung zwar 1991 der Nobelpreis verliehen wurde, die aber unter Fachleuten alles andere als unumstritten ist, die bisher jedenfalls noch nie in einem vergleichbaren praktischen Großeinsatz - geschweige denn auf globaler Ebene - ihr Funktionieren unter Beweis gestellt hat und die neuesten seriösen Analysen zufolge zumindest mit groben Mängeln behaftet zu sein scheint. (xiii)

Fazit:

Wir müssen davon ausgehen, dass die inzwischen ergriffenen, eingeleiteten bzw. geplanten Maßnahmen dem wirklichen Ernst der Klimaproblematik nicht angemessen sind.

3.

Was spielt sich auf der politischen Ebene ab? Die verschiedenen Interessen und Positionen liegen weit auseinander. Für die Länder des Südens stellen sich alle Fragen anders. Für sie lautet die Kernfrage nicht Klimawandel an sich, sondern: Wie können Hunger und Armut bekämpft werden, ohne das Klima endgültig zu ruinieren? Im April dieses Jahres tauchte der Klimawandel auf Initiative Großbritanniens zum ersten Mal auf der Tagesordnung des Weltsicherheitsrates auf. Das wurde von vielen Entwicklungsländern, darunter Indien und China, scharf kritisiert, die die Thematik stattdessen auf der UN-Vollversammlung (mit ihren ganz anderen Mehrheitsverhältnissen) behandelt wissen wollen, da es sich im Kern um ein ökonomisches Thema handele. Auch diverse Vorstöße der Industrieländer, an die Stelle des UNO-Umweltprogramms UNEP, das in der UNO-Hierarchie recht weit unten angesiedelt ist und nur ein recht begrenztes Mandat hat, eine eigene UNO-Organisation vom Range etwa der FAO oder der WHO zu setzen, sind bisher an der Angst vieler Entwicklungsländer vor einer Art 'Weltumweltregierung', einer 'WTO in Grün' gescheitert. (Das Mißtrauen wurde weiter genährt, als herauskam, dass in einer einschlägigen Arbeitsgruppe bei Kosten-Nutzen-Analysen der klimaänderungsbedingte Verlust eines Menschenlebens in den Industriestaaten fünfzehn mal höher bewertet worden war als in den Entwicklungsländern (1,5 Mio US-$ / 0,1 Mio US-$). (xiv) ) Der Vorwurf eines nunmehr mit einem grünen Mantel umhüllten fortgesetzten Imperialismus wird offen erhoben. "Der Kapitalismus bereitet ein massives Euthanasieprogramm für die Armen, vor allem für die Armen des Südens vor." (Fidel Castro bzgl. Biotreibstoffe) "Es sind die entwickelten Länder, die die Verantwortung tragen für den Klimawandel und sie sind es auch, die zugleich über die Möglichkeiten und Mittel verfügen, dagegen vorzugehen. (xv) . . . Wir Chinesen weisen auch darauf hin, wie absurd es ist, wenn der Westen China zur Rechenschaft zieht für die Herstellung von Waren, die zwar in China hergestellt, aber von den Verbrauchern im Westen gekauft werden. . . . Solange keine Methoden vorgeschlagen werden, wie die Co2-Emissionen dem Endverbraucher statt dem Hersteller angelastet werden, wird es Herstellerländern, wie China eines ist, schwer fallen zu glauben, dass sie fair behandelt werden." (xvi) "Die globale Erwärmung ist ein Akt der Aggression der Reichen gegen die Armen." (xvii) "Von jeher baut der Kapitalismus auf die Ausbeutung fossiler Rohstoffe, die den Klimawandel maßgeblich verursacht. Darf da vom Kapitalismus schweigen, wer vom Klimawandel spricht?"(xviii) Auf der anderen Seite glaubt Verheugen: "Wir sind fest davon überzeugt, dass man den Klimaschutz und das Wachstum intelligent miteinander verbinden kann." , hat Al Gore die Situation mit der Zeit des Faschismus und dem Zweiten Weltkrieg verglichen, werden Schritte wie das Manhattan-Projekt und die (angebliche) Mondlandung in Erinnerung gerufen, reden alte US-Generäle vom Klimawandel als der 'Sowjetunion unserer Zeit' (xix) . Vor allem aber sind die Strategien des Westens, die darauf hinauslaufen, Entwicklungsländer und vor allem China und Indien ein weiteres Mal in ihrer wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung auszubremsen, unverkennbar. Eine gemeinsame 'landing-zone' all dieser konträren Positionen scheint sehr fern; die Frage, ob es sie auf einem vom Kapitalismus beherrschten Terrain überhaupt gibt, ist zumindest offen. Oder ob es dazu nicht vielmehr der 'Lebensrettungsgesellschaft Sozialismus' (Branstner) (xx) als einzig möglichem 'Organ der Anpassung . . . der gesellschaftlichen Organisation des Menschen . . . an die Natur' (xxi) bedarf.

Quizfrage

Zum Schluß eine kleine Quizfrage zu der Sache um die es geht: Denken wir uns einen normalen Tischglobus von ca. 60 cm Durchmesser und versuchen, die wetteraktive Schicht unserer Atmosphäre - die sog. Troposphäre (welche etwa 15 km dick ist und bereits mehr als drei Viertel aller Luftpartikel der gesamten Erdatmosphäre enthält) auf diesem Tischglobus maßstabsgerecht darzustellen. Frage: Wie dick müßte diese äußerste Schicht unseres Tischglobus von 60 cm Durchmesser sein, um die Troposphäre maßstabsgerecht darzustellen? a) ca. 80 mm; b) ca. 40 mm; c) ca. 8 mm; d) ca. 4 mm; e) ca. 0,8 mm; f) ca. 0,4 mm ? Antwort: Der letzte Buchstabe DIESES Satzes ist der richtige. - - -

Quellen

(zuletzt aufgesucht im August 07)
i. http://www.granma.cu/ingles/2007/mayo/juev10/the-debate-heats-up.html deutsch: http://www.granma.cubaweb.cu/secciones/reflexiones/ale-006.html ; dazu auch: http://www.jungewelt.de/2007/04-02/001.php

ii. http://www.granma.cu/ingles/2007/abril/juev12/15biocomb.html

iii. http://www.kokopelli.asso.fr/actu/new_news.cgi?id_news=90

iv. http://www.foreignaffairs.org/20070501faessay86305/c-ford-runge-benjamin-senauer/how-biofuels-could-starve-the-poor.html

v. http://www.monde-diplomatique.fr/2007/06/HOLTZ_GIMENEZ/14846

vi. http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=worldNews&storyID=2007-05-17T050712Z_01_NEI718421_RTRDEOC_0_USA-KLIMASCHUTZ-KREDITE.xml http://www.chinadaily.com.cn/world/2007-05/17/content_874474.htm

vii. http://de.wikipedia.org/wiki/Dansgaard-Oeschger-Ereignis

viii. http://www.news.utoronto.ca/bin2/020328c.asp http://www.princeton.edu/~step/people/fulltext.pdf

ix. siehe dazu auch: Mohssen Massarat in MB 2-07: http://www.linksnet.de/artikel.php?id=3013
x. http://www.foreignaffairs.org/20070501faessay86305/c-ford-runge-benjamin-senauer/how-biofuels-could-starve-the-poor.html

xi. http://www.chinadaily.com.cn/world/2007-05/17/content_874474.htm deutsch: http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=worldNews&storyID=2007-05-17T050712Z_01_NEI718421_RTRDEOC_0_USA-KLIMASCHUTZ-KREDITE.xml

xii. http://de.wikipedia.org/wiki/Coase-Theorem http://de.wikipedia.org/wiki/Emissionsrechtehandel

xiii. http://www.mg.co.za/articlePage.aspx?articleid=310229&area=/breaking_news/breaking_news__international_news/

xiv. http://www.itas.fzk.de/deu/Itaslit/kopf97b.pdf

xv. Xinhua; http://english.people.com.cn//200705/22/eng20070522_376617.html

xvi. http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/6620717.stm

xvii. Yoweri Museveni, Präsident von Uganda: http://environment.guardian.co.uk/climatechange/story/0,,2059552,00.html

xviii. http://www.mcplanet.com/media/McPlanet_WEB.pdf

ixx. http://www.bloomberg.com/apps/news?pid=20601039&refer=columnist_kempe&sid=aHrRgVR9Hcl8

xx. Gerhard Branstner; http://zeitschrift-hornisse.de/Ausgabe-3.html und: Marxistischen Blätter 5-97 S. 72 ff

xxi. Gerhard Branstner; http://zeitschrift-hornisse.de/Ausgabe-4.html

top