Sozialkapital online

in (15.06.2007)

Das Studi-Vz und der Datenschutz

Eigentlich ist es doch eine feine Sache: Einloggen, ein paar persönliche Angaben machen, sich ein nettes Profil zulegen und dann kann man Stunden damit verbringen, Freundinnen und Freunde zu suchen, sich darüber freuen, dass man sie gefunden hat und sich noch ein paar sinnvollen oder witzigen Gruppen anschließen.

Alles in allem ist das Studiverzeichnis "StudiVZ" eine Internetplattform, die es möglich macht, Bekanntschaften zu pflegen und wieder aufleben zu lassen oder einfach ein netter Zeitvertreib. Wäre da bloß nicht die Krux mit dem Datenschutz.
Das inzwischen von der Holtzbrinck- Verlagsgruppe (u.a. Die ZEIT) übernommene StudiVZ hat in Deutschland nach eigenen Angaben rund 1,5 Millionen Mitglieder. 1,5 Millionen Mitglieder, die bei ihrer Anmeldung private Daten angeben mussten, deren Schutz nicht gewährleistet ist. Denn die Skandalmeldungen häufen sich: Eine Sicherheitslücke nach der anderen, die Hacker nutzen könnten, um an die Daten der StudiVZ-Mitglieder ranzukommen.
Dass es dabei auch um die knallharte Frage eigener Grundrechte geht, ist vielen nicht gleich klar. Denn das Grundrecht, um das es geht, heißt Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung.
Zunächst klingt das nicht gerade spannend. Doch der Schein trügt. Hinter dieser trockenen Formulierung verbirgt sich ein Abwehrrecht, das gewährleistet, dass weder der Staat noch eine private Einrichtung Zugriff auf die Privatsphäre eines Menschen bekommt.

Nun kann natürlich eingewandt werden, dass das Recht auf informationelle Selbstbestimmung auch die Preisgabe eigener Daten beinhaltet. Das ist soweit zwar richtig, verkennt aber das zentrale Problem: StudVZ ist mit seinen 1,5 Millionen Mitgliedern nicht nur irgendeine soziale Internetplattform, sondern ist vielmehr Bestandteil studentischen Lebens geworden.

Das Problem ist also, dass Studierende auf eines ihrer Grundrechte verzichten, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
Notwendig wäre also ein Studiverzeichnis, das seinen Nutzer_innen freistellt, welche Daten sie angegeben, sie gleichzeitig auf die Möglichkeiten des Missbrauchs hinweist und die Sicherheitsstandards massiv erhöht.

Diese Kriterien kann StudiVZ aber nicht erfüllen. Kommerzielle Interessen haben sich noch nie um Grundrechte gekümmert.