Jugendarbeitslosigkeit und Lehrstellenmangel

Eine Kritik an Politik und Wirtschaft

Eine Kritik an Politik und Wirtschaft von SchülerInnen

Michel Foucault beantwortet die Frage "Was ist Kritik?" in seinem gleichnamigen Vortrag mit dem Hinweis, Kritik sei "die Kunst, nicht dermaßen regiert zu werden". In diesem Sinne er-scheint eine Kritik an der derzeitigen Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt mehr als not-wendig.Es fehlen derzeit zum Beispiel in Hessen mehr als 20000 betriebliche Ausbildungsplätze. Von 63000 ausbildungsberechtigten Betrieben, bieten rund 27000 Betriebe keine Ausbildungs-plätze an. Ca. 30000 Betriebe in Hessen haben noch nicht einmal eine Ausbildungsberechtigung. Viele SchulabgängerInnen fliehen aufgrund fehlender betrieblicher Ausbildungsplätze in eine Fortsetzung ihrer schulischen Laufbahn. Daraus ergibt sich auch eine Umverteilung der ent-stehenden Ausbildungskosten von den Betrieben hin zu steuerfinanzierten Angeboten und Maß-nahmen.Junge Menschen, die im Anschluss an die Schule nicht gleich einen Einstieg in eine Be-rufsausbildung finden und in Warteschleifen geparkt werden, tauchen als so genannte AltnachfragerInnen wieder auf. Der Anteil der BewerberInnen die die allgemein bildenden Schulen be-reits im Vorjahr bzw. in noch früheren Jahren verlassen haben, und sich auf dem Ausbildungs-markt um eine Ausbildung bemühen, ist auf 46 Prozent angestiegen.Die Deregulierung von Märkten, die Privatisierung von ausbildungsintensiven Staatsbetrieben, eine veränderte Vergabepolitik, in der allein der Preis dominiert, eine Zunahme von nicht ausbildenden Minibetrieben sowie eine wachsende Verbreitung kurzfristiger Shareholder-Value-Strategien führen insgesamt zu einem Abbau von betrieblichen Ausbildungsplätzen.Aufgrund der Notwendigkeit der staatlichen Subventionierung beruflicher Erstausbildung wird diese in zunehmendem Maße selbst zu einem Instrument der Arbeitsmarktpolitik, so dass in einigen Sektoren Ausbildungsplätze oft nur noch unter Einbeziehung sozialpädagogischer Maßnahmen besetzt werden können.Außerdem führen die Veränderungen der Arbeitswelt zu einer Erweiterung der Qualifikationsanforderungen der Auszubildenden. Der Zwang zur permanenten beruflichen Aus- und Weiterbildung ist im Sinne Adornos zum Mittel geworden, die Massen "bei der Stange zu halten".Offensichtlich ist die freiwillige Bereitstellung betrieblicher Ausbildungsplätze durch die Wirtschaft nicht geeignet, um ein ausreichendes Angebot zu sichern. So genannte Ausbildungspakte verschleiern die unbe-friedigende Situation auf dem Ausbildungsmarkt vielmehr und sind damit kein geeignetes In-strument zur Lösung der Ausbildungsplatzkrise. Mit der Umsetzung der Arbeitsmarktreformen von Hartz IV verschlechtern sich zudem die Zukunftsperspektiven ausbildungssuchender Jugend-licher. Statt ein Recht auf Ausbildung gesetzlich abzusichern, wurden mit Hartz IV weitere Repressionen gegenüber jungen Menschen eingeführt.Bei einer Ausbildungsumlage müssten sich alle Betriebe, die nicht ausdrücklich vom Gesetz ausgenommen sind, an der Finanzierung der Berufsausbildung beteiligen. Das schafft mehr Gerechtigkeit zwischen den Betrieben und entlas-tet den Staat von Ersatzmaßnahmen für fehlende Ausbildungsplätze.Zwei Kästen einfügen, die Grundlegendes erklären:1.Kasten: Berufliche Ausbildung ist in Deutschland dual aufgebaut. Die praktische Ausbildung im Betrieb wird durch hauptsächlich theoretischen Unterricht an einer Berufsschule ergänzt.

2.Kasten: Wer nicht ausbildet, wird umgelegt: Die Idee der Ausbildungs-umlage sieht vor, dass diejenigen Betriebe, die proportional zu ihrer Größe zu wenig oder gar nicht ausbilden, eine Umlage zahlen. Dieses Geld kommt dann den Betrieben zu Gute, die Aus-zubildende aufnehmen. Die Ausbildungsplatzumlage würde so zu mehr Ausbildungsplätzen und einer gerechteren Verteilung der Kosten für die Qualifizierung der ArbeitnehmerInnen von morgen führen.