Roma-Jugendliche erzählen ihr Leben

Achtzehn Kinder und Jugendliche haben ein Buch gemacht. Darin erzählen sie und viele andere Episoden aus ihrem Leben.

VakeresRomanes? - Sprichst du Romanes? (Hg. Verein für Interkulturelle Bildung und soziale Arbeit - IBiS). Zweisprachig Deutsch-Romanes, 74 Seiten, mit vielen Fotos, Zeichnungen und einem Comic, 10 Euro plus Versand. Bei Sammelbestellungen Rabatt, Bestelladresse: IBiS,Schwarzwaldstr.2, 79102 Freiburg, Fon (0761) 472270, mail@ibis-freiburg.de, www.ibis-freiburg.de.

"Rom bedeutet das Volk
Rom bedeutet die Freiheit
Rom bedeutet lieben
Das Leben
Die Liebe
Alles herum
und
Rom bedeutet nicht nur die Musik."

Achtzehn Kinder und Jugendliche haben ein Buch gemacht. Darin erzählen Hirisha, Makfiret, Diwana, Naim, Emrak und viele andere Episoden aus ihrem Leben: Tagesabläufe, Stress mit Eltern, Liebe, Hoffnungen, Berufswünsche und Sehnsüchte. Ein knappes Jahr lang haben die Jugendlichen mit großem Eifer, Engagement und Leidenschaft daran gewerkelt, Interviews geführt, fotografiert, gebastelt, gemalt und gezeichnet. Serduan, Islam, Emrak, Naim, Samir und Valon haben für einen Comic drei Monate lang wöchentlich drei bis vier Stunden gearbeitet, nach der Schule, am Wochenende. Zum Thema Liebe haben die Mädchen Herzen gebacken, dekoriert und als Bilder inszeniert.
Es ist ein besonderes Buch, weil diejenigen, die es gemacht haben, ein besonderes Leben führen, das sich vom Leben anderer junger Menschen unterscheidet. Denn die Jugendlichen leben in einem Wohnheim am Rande der Stadt. Sie sind mit ihren Eltern aus dem Kosovo geflüchtet. Manche leben erst seit zwei Jahren in Deutschland, andere schon fünf Jahre, manche noch länger. Wie lang sie noch bleiben können, weiß niemand, denn ihnen droht als lediglich "Geduldete" die Abschiebung. Doch dass niemand von ihnen in den Kosovo freiwillig zurückkehren wird, darin sind sich alle einig.
Denn die jungen Buchmacher gehören zur ethnischen Volksgruppe der Roma. Und die sind im Kosovo unerwünscht. Ihre Häuser wurden verbrannt, ihre Angehörigen verfolgt. Auch in Deutschland will man mit "Zigeunerkindern" nichts zu tun haben. Deshalb handelt das Buch auch von Antiziganismus, Rassismus und Vorurteilen in Deutschland.
Das Buch hätte ohne Hilfe niemals das Licht der Welt erblickt. Geholfen hat der Verein "Interkulturelle Bildung und Soziale Arbeit im Stadtteil e.V." (IBiS), der seit vielen Jahren Stadtteilarbeit mit Migrantinnen und Migranten macht. Ursula Birgin von IbiS und Künstlerin Monika Wieczorek haben in einjähriger Projektarbeit das Buch gemeinsam mit den Jugendlichen geschrieben und gestaltet.
So ist ein ganz besonders Buch entstanden, ein Buch, das nicht nur in deutscher Sprache, sondern auch in Romanes verfasst ist - die Sprache der Roma. Deshalb trägt es den Titel Vakeres Romanes? - Sprichst du Romanes? Da die Roma in der ganzen Welt verteilt leben und viele Dialekte besitzen, hat Übersetzer Nedjo Osman versucht, eine gemeinsame Sprache für alle zu finden, damit es von allen Roma gelesen werden kann.
Das Buch ist eine gute Gelegenheit, sich aus erster Hand über Alltag und Denken der Roma zu informieren, sich von manchem Vorurteil und Klischee zu befreien und ist auch für die politische Arbeit gut einsetzbar.